Dem einen oder anderen dürfte es schon aufgefallen sein: Ich visualisiere gern – fast alles und entsprechend wann immer möglich. Letzteres ist oft ein Problem: Es erstaunt immer wieder, in wie vielen Büros (geistig-kreativ arbeitender Menschen!) sich weder ein Whiteboard noch ein Flipchart befinden. So sehr auch viele Unternehmensleitbilder kreative Zusammenarbeit propagieren, so wenig visualisierungsfreundlich sind manche Unternehmens- und damit auch Bürokulturen. Gerade im vermeintlich „Teamwork“ fördernden Großraumbüro findet sich womöglich nicht einmal eine Wand, an der ein Whiteboard hängen könnte – von genügend Platz für ein Flipchart1 ganz zu schweigen. Teamarbeit, gemeinsames Probleme lösen und Ideen entwickeln, muss ohne Stegreifvisualisierungen auskommen – oder alles andere als spontan im formellen Rahmen eines zuvor gebuchten (hoffentlich besser ausgestatteten) Besprechungsraums stattfinden.
Für Freunde des Flipcharts habe ich bereits in den Computermalern (S. 28 ff) das Legamaster Magic-Chart vorgestellt: Eine durch elektrostatische Aufladung2 auf praktisch beliebigen glatten Oberflächen haftende, mit Permanent-Markern3 beschreibbare Folie – die vor allem auch in kariert4 verfügbar ist!
Whiteboards haben gegenüber Flipcharts den unschlagbaren Vorteil, abwischbar zu sein – Flipcharts hingegen haben gegenüber Whiteboards den ebenso großen Vorteil der Persistenz. Persistenz erfordert eine gewisse Entschlossenheit beim Visualisieren, die nicht jedermanns Sache ist – und je nach Methodik kann das Ephemere des Whiteboards ein Vor- oder Nachteil sein.
Benötigt (oder bevorzugt) man das Whiteboard, musste man bisher auf mit dem Magic-Chart vergleichbare Mobilität verzichten. Seit einiger Zeit verbreiten sich jedoch ähnliche Konzepte mit Whiteboard-Funktionalität:
- Das Legamaster Magic-Chart gibt es als „Magic-Chart whiteboard“ auch in blanko mit einer sehr glatten Oberfläche5, die bei Verwendung von Whiteboard-Stiften mehr oder minder gut abwischbar ist. Die Folie selbst ist sehr dünn – ist die Fläche, auf der die Folie „klebt“, ein bisschen uneben, wird das Wischen dadurch sehr schwer. Es empfiehlt sich dann, die Folie zum Wischen auf eine glatte Oberfläche (z. B. einen Tisch) zu legen.
- Von Stattys gibt es eine spezielle Whiteboard-Folie. Diese haftet ebenfalls auf praktisch jeder einigermaßen glatten Oberfläche6 und lässt sich für ein Provisorium erstaunlich gut abwischen. Stattys empfiehlt übrigens für die Beschriftung der Folie die Verwendung von Farber-Castell GRIP Whiteboard Markern; nach meiner Erfahrung sind aber auch die von mir sehr geschätzten Pentel MAXIFLO (vgl. „Innovatives für Whiteboard und Flipchart“) sehr gut von der Folie wischbar.
Exkurs: Stattys Notes
Stattys bietet übrigens neben der erwähnten Whiteboard-Folie auch farbige Moderationskarten, die ebenfalls durch statische Elektrizität haften. Aufgrund der geringen Fläche ist die elektrische Kapazität der Karten naturgemäß deutlich niedriger als z. B. im Falle der Flipchart-Folie. Die elektrostatische Aufladung verliert sich je nach „beklebter“ Oberfläche und Luftfeuchtigkeit binnen weniger Tage, und heftiger Durchzug lässt auch frisch angeheftete Karten gern mal durcheinanderfliegen – gerade für Frischluftfanatiker und/oder falls die einzig verfügbare plane Fläche die Bürotür ist ein Problem. Darüber hinaus haften die Karten nicht oder nur schlecht auf mit Stoff bezogenen Pinnwänden, dafür aber hervorragend und im Gegensatz zu manchen „klassischen“ Haftnotizen auch ohne jeden Rückstand7 am Whiteboard8 – ideal zum Beispiel für eine einfache Projektplanung am Whiteboard.
In der Sammlungs- und Sortier-Phase einer Moderation sind die extrem einfach hin- und herschiebbaren und absolut plan „klebenden“ Karten ohne Zweifel unschlagbar. Anschließend (spätestens zum Transport der Arbeitsergebnisse) sollten sie fest verklebt (oder einfach fotografisch dokumentiert) werden – das gilt jedoch auch für „angepinnte“ normale Moderationskarten. Lediglich Haftnotizen kleben meiner Erfahrung nach für den problemlosen Transport der Moderationsergebnisse ausreichend gut – sind dafür aber entsprechend schlechter umpositionierbar und wellen sich im nicht klebenden Bereich gern von der beklebten Oberfläche weg9.
Beschriften sollte man die Karten übrigens nach meiner Erfahrung am besten mit einem schwarzen klassischen „Edding“ – die farbige Beschichtung der Karten mischt sich gern mit der Farbe des Stiftes, ein blauer Stift auf gelber Karte beispielsweise führt oft zu grünen Rändern am Rand der Schrift. Da die Karten selbst farbig sind, kann man problemlos auf farbige Stifte verzichten, ausschließlich in Schwarz schreiben und so diesen Effekt vermeiden.
Mir gefallen die Karten von Stattys vor allem auch wegen des geringen Packmaßes und Gewichts – sie sind einfach viel dünner und damit auch leichter als normale Moderationskarten und insofern für mich als Nicht-Autofahrer, der sein Gepäck selbst tragen muss, sehr vorteilhaft. Stattys Notes haben so (neben „klassischen“ Haftnotizen) einen festen Platz in meinem Werkzeugkoffer gefunden.
Ein grundsätzliches Problem von Whiteboard-Folien ist, dass alle mir bisher bekannten Varianten bei weitem nicht so gut abwischbar sind wie ein qualitativ hochwertiges Whiteboard. Mir als ÖPNV-Abhängigem stellt sich zudem immer wieder das bereits erwähnte Problem des Packmaßes: Lassen sich Flipchart-Folien noch gut einzeln ca. auf DIN-A4 gefaltet in der Tasche transportieren, ist dies bei Whiteboard-Folien nicht möglich: Knicke in der Folie machen ein Abwischen fast unmöglich, die Folie muss auf jeden Fall gerollt transportiert werden; das Packmaß steigt entsprechend – einer der Gründe, dass ich persönlich die ohne größeren Verlust der Funktionalität faltbare Flipchart-Folie präferiere. Benötigt man jedoch aus methodischen Gründen ein Whiteboard und/oder stört einen die Transportrolle für die aufgerollten Whiteboard-Folien nicht, kann die Whiteboard-Folie von Stattys ohne Zweifel die eine oder andere Besprechung in schlecht ausgestatteten Räumlichkeiten retten!
Quellen der verwendeten Bilder: Edding Aktiengesellschaft/Legamaster und Finnovations GmbH/Stattys.
Footnotes:
- ↑ Das vermutlich auch sofort Tom DeMarcos „Büropolizei“ (i.O. [office] „furniture police“) zum Opfer fiele.
- ↑ Und nicht wie in den Computermalern (S. 29) von mir fälschlich behauptet durch Adhäsion.
- ↑ Ich verwende am Magic-Chart tatsächlich am liebsten den klassischen „Edding“ mit Keilspitze.
- ↑ Neben Stiften mit Keilspitze m. E. die zweite Voraussetzung für „schöne“ Schrift am Flipchart – vgl. „Guter Vorsatz: Moderationsschrift lernen und üben“.
- ↑ Im aktuellen Legamaster-Katalog auf Seite 43.
- ↑ Leichte Unebenheiten lassen sich übrigens ausgleichen, indem man mehrere Folien übereinander legt – für diese und andere Tipps vgl. <http://www.stattys.com/Tips>.
- ↑ Spätestens beim Abwischen des Whiteboards bemerkt man oft, dass entgegen der Zusicherungen des jeweiligen Herstellers doch Teile des adhäsiven Klebers auf der Whiteboard-Oberfläche verblieben sind und sich mit Farbpigmenten zu extrem störenden Schlieren mischen.
- ↑ Und vor allem auch auf der Statys Whiteboard-Folie – eindrucksvoll demonstriert unter <http://www.youtube.com/watch?v=V3iuEpKPHYU&feature=youtu.be>.
- ↑ Dieser Effekt kann zumindest reduziert werden, indem die Haftnotizen seitlich vom Block gezogen werden. Je nach Hersteller biegen sich die Notizen u.U. dennoch so stark von der beklebten Oberfläche, dass sie nur noch bedingt lesbar sind und spätestens vor der fotografischen Dokumentation ebenfalls fest verklebt werden müssen.