Nicht-Zeichnen am Whiteboard

Die Ver­wen­dung von Magne­ten am White­board ist ein The­ma, das in den „Com­pu­ter­ma­lern“ prak­tisch kei­ne Erwäh­nung findet​1, wie ich inzwi­schen fin­de, sogar gera­de­zu sträf­lich ver­nach­läs­sigt wird.

Beim Auf­räu­men mei­nes Schreib­tischs fand ich vor Kur­zem die Res­te einer Idee, die ich Ihnen nicht vor­ent­hal­ten möch­te. Vor etli­chen Jah­ren – ich fürch­te, ich glaub­te damals noch, [mei­ne] man­geln­de zeich­ne­ri­sche Bega­bung kön­ne mich am effek­ti­ven Visua­li­sie­ren hin­dern – kam ich auf die Idee, die bekann­ten „Shapes“ aus Micro­soft Visio ans White­board zu brin­gen. Auf prak­tisch jedem White­board haf­ten Magne­te – was also liegt näher, als die­se Eigen­schaft zu nut­zen und ähn­lich den „Kühl­schrank­ma­gne­ten“ aus dem Sou­ve­nir-Shop​2 „Visio-Shape-Magne­te“ herzustellen​3?

Grund­la­ge der „Shape-Magne­te“ sind far­bi­ge Aus­dru­cke von recht groß (ca. 5 – 8 cm) aus­ge­druck­ten Sym­bo­len z. B. aus Micro­soft Visio4 oder belie­bi­gen ande­ren Sym­bol­bi­blio­the­ken (vgl. z. B. Inspi­ra­ti­on). Die Aus­dru­cke soll­ten im Inter­es­se einer lan­gen Halt­bar­keit (mei­ne „Shape-Magne­te“ exis­tie­ren schon seit etli­chen Jah­ren – haben aller­dings einen gro­ßen Teil die­ser Zeit zuge­ge­be­ner­ma­ßen doch recht pas­siv in der Schub­la­de ver­bracht) lami­niert wer­den. Wer eine ruhi­ge Hand hat und sehr gut mit einer Sche­re umge­hen kann, kann die Sym­bo­le vor dem Lami­nie­ren aus­schnei­den und einen 2 – 3 mm brei­ten trans­pa­ren­ten Foli­en­rand als Kan­ten­schutz um das aus­ge­schnit­te­ne Papier las­sen – ich habe mir die­se Mühe gespart und erst nach dem Lami­nie­ren bün­dig aus­ge­schnit­ten. Anschlie­ßend beklebt man die Sym­bo­le auf der Rück­sei­te mit eini­gen Zen­ti­me­tern selbst­kle­ben­dem Magnet­band (das erstaun­lich ein­fach im Büro­be­darfs-Fach­han­del erhält­lich ist) – fer­tig sind die „Visio-Shape-Magne­te“:

Visio-Shapes als Magnete

Die Magne­te las­sen sich am White­board pro­blem­los mit „nor­mal“ gezeich­ne­ten Sym­bo­len, Pfei­len u. v. m. zu einer sehr spon­tan erstell­ba­ren und den­noch optisch anspre­chen­den Visua­li­sie­rung mischen:

Visio-Shapes als Magnete am Whiteboard

Gera­de mit einem begrenz­ten Sym­bol­satz (PCs, Ser­ver, …) sind die­se Magne­te am White­board sehr gut ver­wend­bar. Sobald die Anzahl unter­schied­li­cher Sym­bo­le unüber­sicht­lich wird – das Suchen nach dem pas­sen­den Sym­bol zum Pro­blem wird –, ist Zeich­nen in der Regel schnel­ler. Pro­ble­ma­tisch wird es auch, falls man z. B. deut­lich mehr Ser­ver visua­li­sie­ren muss, als „Ser­ver-Magne­te“ zur Hand sind – der Wech­sel von „hüb­schen“ Magne­ten zu natur­ge­mäß etwas „hand­ge­macht“ wir­ken­den gezeich­ne­ten Ser­vern ist unschön und könn­te vom Betrach­ter mit Inhalt belegt werden​5. Genau die­se Pro­ble­ma­tik dürf­te auch der Grund dafür sein, dass die­se schö­ne Idee von mir selbst kaum ver­wen­det wur­de und in mei­ner Schreib­tisch­schub­la­de ver­schwun­den ist: Mei­ne Visua­li­sie­run­gen – die Sät­ze mei­ner Bild­spra­che – haben ver­mut­lich ein­fach zu vie­le Wor­te. Anders gespro­chen: Die Angst vor „visu­el­ler Sprach­lo­sig­keit“ hin­der­te mich bis­her dar­an, die­se Idee fort­zu­füh­ren. Bei genaue­rer Betrach­tung gibt es jedoch min­des­tens zwei Anwen­dungs­zwe­cke, bei denen der begrenz­te Vor­rat an Magne­ten und der Kon­trast zum Gezeich­ne­ten kein Pro­blem, son­dern gera­de­zu ein Vor­teil ist:

  • Visua­li­siert man regel­mä­ßig zum sel­ben The­ma und nach dem­sel­ben Mus­ter (vgl. Kapi­tel 6.5 „Mus­ter“ in den „Com­pu­ter­ma­lern“), ist der benö­tig­te Sym­bol­satz zumin­dest für den inhalt­li­chen Kern der Visua­li­sie­rung klar. Die begrenz­te Anzahl der Magne­te stellt kein Pro­blem dar, der Kon­trast zum Gezeich­ne­ten ist gera­de­zu erwünscht – betont er doch den Unter­schied zwi­schen dem „Stan­dard“ des Mus­ters und den situa­ti­ons­be­zo­gen-indi­vi­du­el­len Inhalten.
  • Ist sogar häu­fig die­sel­be Kom­po­nen­te (in der Regel: das­sel­be Pro­dukt) Kern der Visua­li­sie­rung, kann es sinn­voll sein, für genau die­se Kom­po­nen­te einen Magne­ten vor­zu­hal­ten, der zum Mit­tel­punkt der Visua­li­sie­rung wird​6. Der Kon­trast zum Gezeich­ne­ten spie­gelt nun den Stel­len­wert die­ser Kom­po­nen­te wider.

Kurz: Wür­de ich häu­fig über das­sel­be The­ma reden (und zeich­nen), wären ent­spre­chen­de Magne­te sicher­lich wich­ti­ger Bestand­teil mei­ner Büro­aus­stat­tung. Zu „bas­teln“ wäre dafür heut­zu­ta­ge auch nicht mehr not­wen­dig: Dank moder­ner Druck­tech­no­lo­gien fin­det man nach kur­zer Suche im Inter­net ver­schie­dens­te Anbie­ter, die indi­vi­du­ell bedruck­ba­re Magne­te in Klein­se­rie anbieten.

Fuß­no­ten:

  1.  Zumin­dest kei­ne posi­ti­ve: Vie­le White­boards wer­den aus­schließ­lich als Magnet­pinn­wand zweck­ent­frem­det und ste­hen des­we­gen nicht für ihre eigent­li­che Bestim­mung zur Verfügung.
  2.  Zu mei­nem Leid­we­sen bei mei­ner Frau sehr belieb­te Andenken.
  3.  An die­ser Stel­le sei aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Ver­fas­ser selbst mehr als nur ein wenig davon irri­tiert ist, gera­de so etwas wie eine „Bas­tel­an­lei­tung“ zu veröffentlichen.
  4.  Von unbe­streit­ba­rem Vor­teil dürf­te hier der extrem hohe Wie­der­erken­nungs­wert sein.
  5.  Wie über­haupt alles – ins­be­son­de­re auch unbe­ab­sich­tig­tes – Ver­hal­ten im Rah­men eines Kom­mu­ni­ka­ti­ons­vor­gangs mit Bedeu­tung belegt wer­den kann.
  6.  Ein bekann­ter deut­scher Her­stel­ler einer ECM-Soft­ware ver­teilt z. B. Magne­te, die einen mit „Archiv“ beschrif­te­ten Ser­ver zei­gen, als Wer­be­mit­tel – eine sehr ein­fa­che Mög­lich­keit, den Kun­den zu the­men­be­zo­ge­nen Visua­li­sie­run­gen zu animieren.

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