(Projekt‑)Status-Ampeln sind eindimensional, „rot-grün-malerisch“ (vgl. hier) und in Gelb weitgehend nichtssagend (vgl. hier) – ein guter Grund, sich nach alternativen Darstellungsmöglichkeiten umzusehen. „Parking Lot Charts“1 bzw. „Parking Lot Diagrams“2 scheinen mir eine solche Alternative zu sein (editierbare Vorlage):
Ursprünglich entwickelt, um den Status einzelner „Features“ im Rahmen des „Feature Driven Developments“ („FDD“)3 darzustellen, lassen sich Parking Lot Charts mit praktisch jeder Methodik kombinieren4 – und bieten gegenüber der massiv simplifizierenden Ampel m. E. eine Reihe von Vorteilen:
- Es werden deutlich mehr Informationen auf vergleichsweise wenig Raum dargestellt: Neben dem eigentlichen Status finden sich in jedem „Parking Lot“ noch der Grad der Fertigstellung5 und der erwartete Fertigstellungszeitpunkt.
- Die Semantik der verwendeten Farben ist m. E. deutlich klarer6:
- Noch nicht Begonnenes wird auch nicht eingefärbt und ist dementsprechend weiß.
- Dinge, die in Arbeit sind („Work in Progress“, „WiP“), werden blau gefärbt.
- Alles, was fertig ist, wird grün eingefärbt.
- Rot eingefärbt wird, was in irgendeiner Form kritisch ist – sei es, dass ein Hindernis („impediment“) zu bearbeiten ist oder sei es beispielsweise, dass an dieser Stelle eine erhebliche Planabweichung hinsichtlich Zeit, Kosten oder Qualität vorliegt. Kurz: Rot ist, worüber gesprochen werden sollte. Auch weiße „Parking Lots“ können übrigens rot werden, falls schon vor Arbeitsbeginn ein Problem vorliegt.
- Gelb bleibt ungenutzt – und das ist m. E. auch sehr gut so (vgl. hier). Bemüht man die Google Bilder, finden sich allerdings erstaunlich viele Parking Lot Charts, die Gelb für „Work in Progress“ verwenden7. Ich halte das für eine sehr ungeeignete Zuordnung: Rot als „Alarm“ oder „Stopp“ ist sehr klar, auch Grün als „hier kann nichts mehr schiefgehen“ eindeutig. Gelb hingegen ist in der Semantik der Ampel „kurz vor Rot“. Grundsätzlich alles, was „in Arbeit“ ist, mit Gelb zu kennzeichnen, würde implizieren, dass Rot quasi unvermeidbar wäre – das erscheint mir dann doch ein wenig sehr pessimistisch.
- „Parkplätze“ können je nach Methode und Granularität des Reportings mit unterschiedlichen Dingen belegt werden: Denkbar sind beispielsweise Arbeitspakete oder gar ganze (Teil‑)Projekte im Falle „klassisch“ gemanagter Projekte – oder z. B. User Stories (oder andere Formen von Backlog Items), Features oder womöglich ganze Releases im Falle des Einsatzes agiler Methoden. Vorsicht erscheint mir allerdings angebracht, wenn man Dinge unterschiedlicher Mächtigkeit auf dem Parking Lot Diagram mischen möchte (also bspw. User Stories und ganze Teilprojekte) – in diesem Fall sollte man zur Verdeutlichung vielleicht unterschiedlich große „Parkplätze“ verwenden.
Ist man gezwungen, den Projektstatus extrem aggregiert zu präsentieren, erscheinen mir Parking Lot Charts deutlich geeigneter als praktisch jede Form der meist über-simplifizierenden Ampel-Darstellung, die ich bisher erleben durfte – und mir fällt kein Grund ein, warum man sie nicht mit praktisch jeder Methode verwenden können sollte.
Footnotes:
- ↑ Benannt nach der parkplatzartigen Anordnung der Rechtecke.
- ↑ Herzlichen Dank an Stefan Roock (@StefanRoock), dessen Vortrag „Roadmaps und Agile Reporting abseits von Velocity und Story Points“ (<https://youtu.be/A7gNupDnlC4>) mich mit dieser Darstellungsform erst bekannt machte.
- ↑ Parking Lot Charts bzw. Parking Lot Diagrams sind m. E. ein schönes Beispiel dafür, dass es sich lohnt, sich auch mit den weniger verbreiteten [agilen] Methoden vertraut zu machen.
- ↑ Vgl. bspw. <http://leadinganswers.typepad.com/leading_answers/2007/02/summarizing_pro.html>, archiviert am 25.04.2018 unter <http://www.webcitation.org/6ywma38P7>.
- ↑ Wobei der tatsächliche Informationswert hier sicherlich stark davon abhängt, wie dieses Maß jeweils definiert und der konkrete Wert bestimmt wurde.
- ↑ Vgl. bspw. <http://www.featuredrivendevelopment.com/node/1037>, archiviert am 25.04.2018 unter <http://www.webcitation.org/6ywoMFdiR>.
- ↑ Der Status „Gelb“ erscheint mir erstaunlich beliebt – das Unklare des gelben Status hat offenbar eine gewisse Attraktivität.