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Die Digitalisierung der „klassischen“ Post-it-Haftnotiz

Tim Themann

Mei­ne Begeis­te­rung für Haft­no­ti­zen als extrem prak­ti­sche Alter­na­ti­ve zu Mode­ra­ti­ons­kar­ten und Pinn­wand habe ich bereits in den „Com­pu­ter­ma­lern“ zum Aus­druck gebracht. Neben dem Ein­satz in der Mode­ra­ti­on bie­tet sich die Ver­wen­dung von Post-its1 auch für die Pro­jekt­pla­nung oder z. B. auch als qua­si uni­ver­sel­les Werk­zeug zur Pro­blem­lö­sung an. Post-its las­sen sich prak­tisch belie­big oft neu anord­nen und umsor­tie­ren – im Fluss der Gedan­ken oder auch des Grup­pen­pro­zes­ses ein unschätz­ba­rer Vor­teil! Lei­der ist es um die­se Fle­xi­bi­li­tät gesche­hen, sobald man das Ergeb­nis in Form eines Fotos doku­men­tiert. Rien ne va plus – das Ergeb­nis ist jetzt ein für alle Mal fixiert. Gera­de, falls der (Gruppen‑)​Prozess noch nicht abge­schlos­sen war​2, ist dies mehr als ärger­lich – und die Post-its spä­ter wie­der anhand des Fotos in ihrer ursprüng­li­chen Anord­nung erneut auf­zu­hän­gen, um wei­ter­ar­bei­ten zu kön­nen, mehr als aufwendig.

Die­sen Nach­teil der „ana­lo­gen“ Welt der Haft­no­ti­zen aus­zu­glei­chen und gleich­zei­tig den Medi­en­bruch zwi­schen „ana­lo­gem“ Papier in der „digi­ta­len Welt“ der moder­nen Büro-Soft­ware zu über­brü­cken, ist Ziel der „Post-it Plus App“3. Die kos­ten­lo­se, der­zeit lei­der nur für iOS 8 (sic!) ver­füg­ba­re App ermög­licht es, meh­re­re (der­zeit lei­der aus­schließ­lich qua­dra­ti­sche) Post-its durch ein Foto zu erfas­sen und „zer­legt“ die­ses Foto anschlie­ßend auto­ma­ti­siert in die ein­zel­nen Haft­no­ti­zen – jede Notiz wird zu einem eigen­stän­di­gen Objekt, das ein­zeln (bei Bedarf in einem vor­ge­ge­be­nen Ras­ter) ver­schieb- oder z. B. auch lösch­bar ist:

Eine wei­te­re Brü­cke zur Büro-Soft­ware (und damit zu fast belie­bi­ge Mög­lich­kei­ten der Zusam­men­ar­beit) schlägt die App über Export­funk­tio­nen u. a. als PDF, zu Micro­soft Power­Point und Excel sowie in Drop­box, One­Dri­ve und Ever­no­te. Die Ergeb­nis­se des Exports sind durch­aus ansehn­lich und für die wei­te­re Bear­bei­tung geeig­net (sie­he obi­ges Bei­spiel als PDF, PPTX, XLSX und ZIP):

Neben­bei bemerkt: Mir ist bei bes­tem Wil­len nicht klar, wozu als Office-Zeich­nungs­ob­jek­te in Excel-Datei­en (hier) expor­tier­te Post-its die­nen könn­ten. Ich ver­drän­ge aller­dings auch gern, wie häu­fig Micro­soft Excel in teil­wei­se absur­der Wei­se zweck­ent­frem­det wird – Maslows Ham­mer ist allgegenwärtig.

Ein ech­ter Wer­muts­trop­fen bei der Nut­zung der „Post-it Plus App“ ist der­zeit noch die man­geln­de Unter­stüt­zung nicht-qua­dra­ti­scher Post-its – vor allem, da gera­de Mode­ra­ti­ons­kar­ten meist durch recht­ecki­ge, gro­ße Post-its („Post-it Mee­ting Notes“) ersetzt wer­den. Recht­ecki­ge Post-its wer­den von der App in ein qua­dra­ti­sches For­mat „gezwun­gen“:

Im Moment scheint mir die App also vor allem für das Struk­tu­rie­ren eige­ner Ideen (auf qua­dra­ti­schen Post-its) geeig­net; um als Werk­zeug für die Auf­be­rei­tung von Mode­ra­ti­ons­er­geb­nis­sen geeig­net zu sein, fehlt m. E. die Unter­stüt­zung für die „Post-it Mee­ting Notes“. Den­noch: Die „Post-it Plus App“ ist ein wirk­lich gelun­ge­nes Bei­spiel für einen Brü­cken­schlag vom Papier in die digi­ta­le Welt – ein Ansatz, an dem sich vie­le Her­stel­ler „klas­si­schen“ Büro­be­darfs ver­su­chen, der jedoch m. E. erstaun­lich sel­ten wirk­lich sinn­vol­le, syn­er­ge­tisch die Vor­tei­le bei­der Wel­ten nut­zen­de Lösun­gen hervorbringt.

Update 21.01.2015: „Update: Die Post-it Plus App 1.1“

Foot­no­tes:

  1.  Den Begriff „Post-it“ kann man inzwi­schen getrost als Deonym betrach­ten – ich schät­ze aller­dings in der Tat das Ori­gi­nal von 3M auf­grund sei­ner kon­stant hohen Qualität.
  2.  Die Ergeb­nis­se eines Brain­stor­mings bei­spiels­wei­se noch geclus­tert wer­den müs­sen oder aus dem Pro­jekt­struk­tur­plan ein Netz­plan erstellt wer­den muss.
  3.  <https://​itu​nes​.apple​.com/​u​s​/​a​p​p​/​p​o​s​t​-​i​t​-​p​l​u​s​/​i​d920127738>.
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