Meine Begeisterung für Haftnotizen als extrem praktische Alternative zu Moderationskarten und Pinnwand habe ich bereits in den „Computermalern“ zum Ausdruck gebracht. Neben dem Einsatz in der Moderation bietet sich die Verwendung von Post-its1 auch für die Projektplanung oder z. B. auch als quasi universelles Werkzeug zur Problemlösung an. Post-its lassen sich praktisch beliebig oft neu anordnen und umsortieren – im Fluss der Gedanken oder auch des Gruppenprozesses ein unschätzbarer Vorteil! Leider ist es um diese Flexibilität geschehen, sobald man das Ergebnis in Form eines Fotos dokumentiert. Rien ne va plus – das Ergebnis ist jetzt ein für alle Mal fixiert. Gerade, falls der (Gruppen‑)Prozess noch nicht abgeschlossen war2, ist dies mehr als ärgerlich – und die Post-its später wieder anhand des Fotos in ihrer ursprünglichen Anordnung erneut aufzuhängen, um weiterarbeiten zu können, mehr als aufwendig.
Diesen Nachteil der „analogen“ Welt der Haftnotizen auszugleichen und gleichzeitig den Medienbruch zwischen „analogem“ Papier in der „digitalen Welt“ der modernen Büro-Software zu überbrücken, ist Ziel der „Post-it Plus App“3. Die kostenlose, derzeit leider nur für iOS 8 (sic!) verfügbare App ermöglicht es, mehrere (derzeit leider ausschließlich quadratische) Post-its durch ein Foto zu erfassen und „zerlegt“ dieses Foto anschließend automatisiert in die einzelnen Haftnotizen – jede Notiz wird zu einem eigenständigen Objekt, das einzeln (bei Bedarf in einem vorgegebenen Raster) verschieb- oder z. B. auch löschbar ist:
Eine weitere Brücke zur Büro-Software (und damit zu fast beliebige Möglichkeiten der Zusammenarbeit) schlägt die App über Exportfunktionen u. a. als PDF, zu Microsoft PowerPoint und Excel sowie in Dropbox, OneDrive und Evernote. Die Ergebnisse des Exports sind durchaus ansehnlich und für die weitere Bearbeitung geeignet (siehe obiges Beispiel als PDF, PPTX, XLSX und ZIP):
Nebenbei bemerkt: Mir ist bei bestem Willen nicht klar, wozu als Office-Zeichnungsobjekte in Excel-Dateien (hier) exportierte Post-its dienen könnten. Ich verdränge allerdings auch gern, wie häufig Microsoft Excel in teilweise absurder Weise zweckentfremdet wird – Maslows Hammer ist allgegenwärtig.
Ein echter Wermutstropfen bei der Nutzung der „Post-it Plus App“ ist derzeit noch die mangelnde Unterstützung nicht-quadratischer Post-its – vor allem, da gerade Moderationskarten meist durch rechteckige, große Post-its („Post-it Meeting Notes“) ersetzt werden. Rechteckige Post-its werden von der App in ein quadratisches Format „gezwungen“:
Im Moment scheint mir die App also vor allem für das Strukturieren eigener Ideen (auf quadratischen Post-its) geeignet; um als Werkzeug für die Aufbereitung von Moderationsergebnissen geeignet zu sein, fehlt m. E. die Unterstützung für die „Post-it Meeting Notes“. Dennoch: Die „Post-it Plus App“ ist ein wirklich gelungenes Beispiel für einen Brückenschlag vom Papier in die digitale Welt – ein Ansatz, an dem sich viele Hersteller „klassischen“ Bürobedarfs versuchen, der jedoch m. E. erstaunlich selten wirklich sinnvolle, synergetisch die Vorteile beider Welten nutzende Lösungen hervorbringt.
Update 21.01.2015: „Update: Die Post-it Plus App 1.1“
Fußnoten:
- ↑ Den Begriff „Post-it“ kann man inzwischen getrost als Deonym betrachten – ich schätze allerdings in der Tat das Original von 3M aufgrund seiner konstant hohen Qualität.
- ↑ Die Ergebnisse eines Brainstormings beispielsweise noch geclustert werden müssen oder aus dem Projektstrukturplan ein Netzplan erstellt werden muss.
- ↑ <https://itunes.apple.com/us/app/post-it-plus/id920127738>.