Ebenso, wie es zum guten Ton gehört, zu keiner Besprechung ohne Angabe einer Agenda (womöglich sogar ergänzt durch vorbereitendes Material) einzuladen, sollte keine Besprechung undokumentiert bleiben. Aus diesem Grund ist dem Thema „Fotoprotokolle“ in den „Computermalern“ ein ganzes Unterkapitel (S. 112 ff.) gewidmet:
7.3 Fotoprotokolle
Ursprünglich entstanden ist eine Visualisierung in einem oft interaktiven, praktisch immer von mündlichen Erläuterungen begleiteten Prozess. Ein unsortierter Haufen Fotos wird dem nur begrenzt gerecht: Es fehlt die „Tonspur“, es fehlt die sequentielle Ordnung des Prozesses – kurz: Es fehlt der Kontext, der zum vollen Verständnis der visuellen Informationen notwendig oder zumindest hilfreich wäre. Einer Nachrichtensendung im Fernsehen ohne Ton wirklich zu folgen, ist nur begrenzt möglich – im Falle eines Fußballspiels hingegen steht ausreichend Kontext (klare Regeln, Trikot-Farben, die die Teams kennzeichnen u. v. m.) zur Verfügung, um auf den Ton verzichten zu können. Versucht ein mit Fußball sozialisierter Mensch aber, einem Rugby-Spiel im Fernsehen zu folgen, ist auch bei eingeschaltetem Ton mangels Vorkenntnissen kaum ein tieferes Verständnis des Spielverlaufs möglich.
Das Verständnis rein visueller Informationen hängt also stark vom Kontext und den vorhandenen Vorkenntnissen des Rezipienten ab. Ein gutes Fotoprotokoll sollte vor dem Hintergrund des Adressatenkreises über die Dokumentation der Visualisierung hinaus ausreichend Informationen liefern, um vom Adressaten sicher verstanden zu werden. Wie viele und welche Informationen dazu notwendig sind, hängt stark vom Leserkreis des Protokolls ab:
- Waren die Empfänger des Protokolls auch bei der Entstehung der Visualisierung dabei, gibt es Grund zu der Annahme, dass sie zugehört haben und deswegen über ein gewisses Maß an Kontextinformationen verfügen. Der die Fotos kommentierende Text hat vor allem die Aufgabe, an diesen Kontext zu erinnern sowie eventuell einige Details zu ergänzen, und kann entsprechend sparsam ausfallen.
- Wird das Protokoll auch an Menschen geschickt, die bisher nicht involviert waren, muss ein Großteil dessen, was „auf der Tonspur“ im Verlauf der Visualisierung kommuniziert worden ist, in das Protokoll einfließen.
- Haben die Empfänger des Protokolls keine oder wenig Vorkenntnisse der behandelten Materie, sollte das Protokoll ebenfalls umfangreicher ausfallen. Oft ist es sinnvoll, zusätzlich auf externe Quellen mit (Grundlagen‑)Informationen zu verweisen.
Umfang und über die eigentlichen Fotos hinausgehend zusätzlich notwendiger Inhalt des Protokolls orientieren sich also am Leserkreis – und ein lediglich aus Fotos bestehendes Protokoll ohne jeden Text dürfte praktisch niemandem gerecht werden. Dementsprechend sollte jedes Foto kommentiert werden.
Daneben erscheinen noch eine Reihe weiterer Empfehlungen sinnvoll:
- Alle Fotos sollten zugeschnitten und bei Bedarf bearbeitet sein.
- Jedes Foto sollte eine Überschrift haben – damit ist es „benannt“ und im Gespräch „ansprechbar“. Im einfachsten Fall wird jedes Foto ein „Kapitel“ in der Textverarbeitung, die Kapitelüberschrift „überschreibt“ das Foto und unterhalb des Fotos befindet sich der Kommentar.
- Jedes Foto sollte – wie bereits erwähnt – kommentiert sein.
- Unleserliches oder schlecht Lesbares1 sollte im Kommentar wiederholt werden – so man selbst sich denn noch erinnern kann.
- Abkürzungen (vgl. S. 90), die man vor dem Hintergrund des Leserkreises des Protokolls nicht als ganz sicher bekannt voraussetzen kann, sollten auf jeden Fall erläutert werden.
- Haben Farben eine definierte Bedeutung (vgl. S. 76), sollte diese Erwähnung finden.
- Werden Produkte oder Technologien erwähnt, zu denen vertiefende Informationen hilfreich erscheinen, sollte auf diese hingewiesen werden – im Idealfall sind vertiefende Informationen im Internet vorhanden, auf die über einen dann durch den Leser direkt aufrufbaren URL verwiesen werden kann.
Zur Erstellung von Fotoprotokollen kann grundsätzlich jede Textverarbeitung verwendet werden. Versendet werden sollten Fotoprotokolle in einem verbreiteten, nicht veränderbaren und formattreuen Format – derzeit also in der Regel als PDF. Hierbei sollte auf eine geeignete Auflösung der enthaltenen Fotos geachtet werden – viele PDF-Exportfilter und PDF-Druckertreiber reduzieren die Auflösung von eingebetteten Bildern bei unveränderten Standardeinstellungen zu stark, um dem Empfänger später einen Ausdruck in angemessener Qualität zu ermöglichen. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, vor Versenden des Dokuments einen Testausdruck zu machen.
Auf dem Markt existieren unterschiedliche spezialisierte Software-Lösungen zur Erstellung von Fotoprotokollen2. Den meisten Lösungen gemein ist die wenig ausgeprägte Unterstützung für erläuternden Text, der in Fotoprotokollen zu nicht-technischen Themen wie z. B. in der Organisationsentwicklung auch meist weniger umfangreich und weniger verbreitet ist. Fotoprotokolle zu eher technischen Themen bedürfen oft umfangreicherer Erläuterungen, die Verwendung einer Textverarbeitung erscheint deswegen am sinnvollsten und das Beschaffen und Erlernen eines weiteren spezialisierten Werkzeugs wenig angemessen.
Footnotes:
- ↑ Dieser Fall sollte bei Beachtung der Hinweise zum Fotografieren (vgl. S. 107) und zur Schrift (vgl. S. 82) eigentlich nicht eintreten.
- ↑ Siehe z. B. <http://www.photominutes.com>.