Mehr Folien!

Der wohl häu­figs­te wohl­ge­mein­te Rat­schlag zur Ver­mei­dung von „Death by Power­Point“ ist, die Anzahl der Foli­en zu begren­zen – ent­we­der abso­lut (z. B. „höchs­tens 15“) oder rela­tiv (bspw. „pro 5 Minu­ten eine Folie“). Bei­des ist m. E. nicht nur Unsinn, son­dern womög­lich gar extrem kontraproduktiv:

Überfüllte Folie - Slideument - man kann nicht gleichzeitig lesen und zuhörenHochgradig visuelle Folie als Untermalung eines GedankenWie vie­le Foli­en ich für mei­nen Vor­trag benö­ti­ge, hängt nicht von der zur Ver­fü­gung ste­hen­den Zeit ab, son­dern von mei­nem Vor­trag und der Foli­en­ge­stal­tung. Eine kom­plett mit „bul­let points“ über­füll­te Folie (ein sog. Slideu­ment, oben) wird ohne Zwei­fel eine län­ge­re Pha­se des (das Publi­kum ver­mut­lich lang­wei­len­den) „Vor­le­sens“ benö­ti­gen. Eher visu­el­le Foli­en (unten) hin­ge­gen unter­ma­len meist nur einen Gedan­ken, nur ein Kon­zept oder nur einen Begriff – und wer­den dem­entspre­chend schnell durch die Illus­tra­ti­on des nächs­ten Gedan­kens von der Lein­wand ver­drängt. Fast immer gilt: Je visu­ell-illus­tra­ti­ver mei­ne Foli­en sind, des­to mehr Foli­en benö­ti­ge ich.

Begren­ze ich die Anzahl der Foli­en, hat das meist nur eine Fol­ge: Die Foli­en wer­den vol­ler; der (Vor­trags‑)​ Inhalt ist ja nun ein­mal da – und drängt sich dem­entspre­chend meist in Form von zuneh­mend klei­ner wer­den­der Schrift auf die weni­gen „erlaub­ten“ Foli­en. Was wohl­ge­meint dem „Power­Point Poi­so­ning“ ent­ge­gen­wir­ken soll­te, ent­puppt sich so oft als Bume­rang: Die geord­ne­te Ver­le­sung end­lo­ser Stich­punk­te lullt das Publi­kum in den Tief­schlaf. Begren­zen Sie die Foli­en­an­zahl nicht – jede Begren­zung ist m. E. kontraproduktiv!

1-7-71-6-61-5-5-regelmillerschezahl.pngEben­so kon­tra­pro­duk­tiv ist übri­gens mei­ner Erfah­rung nach jede Begren­zung der Anzahl der Stich­punk­te auf einer Folie – meist auf sie­ben Punk­te und begrün­det mit einer Über- bzw. Fehl­in­ter­pre­ta­ti­on der Mil­ler­schen Zahl. Neben der Tat­sa­che, dass sie­ben Stich­punk­te auf einer Folie alles ande­re als „illus­trie­rend“ sind (man kann nicht gleich­zei­tig lesen und zuhö­ren, län­ge­rer Text illus­triert prak­tisch nie), wird die­se „Regel“ nach mei­ner Beob­ach­tung häu­fig als „Auf­for­de­rung“ (miss‑)​verstanden. Im Ergeb­nis sind auf allen Foli­en womög­lich exakt die „vor­ge­schrie­be­nen“ 7±2 Stichpunkte.

Die wich­tigs­te Zutat für eine gute Prä­sen­ta­ti­on ist neben dem rele­van­ten und inter­es­san­ten The­ma ein guter Refe­rent. Benö­tigt die­ser Foli­en, wird sie oder er sie schon gut machen – in der rich­ti­gen Anzahl und in wirk­sa­mer Form – und soll­te nicht durch irgend­wel­che „Regeln“ behin­dert wer­den! Ande­rer­seits wird selbst aus dem uner­fah­re­nen Refe­ren­ten nur durch Übung und durch Ver­ständ­nis dafür, wie die Foli­en den Vor­trag unter­stüt­zen kön­nen, ein guter Refe­rent – nicht durch star­re „Regeln“, so gut sie auch gemeint sind.

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