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Guter Vortrag – trotz der Slides (Teil 4)

Tim Themann

Ich hät­te mir nie­mals träu­men las­sen, ein­mal etwas über Design zu schrei­ben: Mei­ne gestal­te­ri­sche Bega­bung ist allen­falls rudi­men­tär aus­ge­prägt; sowohl mei­ne Fach­kennt­nis­se als auch mein Talent sind kaum erwäh­nens­wert. Auf der ande­ren Sei­te habe ich den­noch ein Buch über das Visua­li­sie­ren ver­fasst, das sogar den einen oder ande­ren (zumin­dest bis dato kei­ne Beschwer­de­schrei­ben ver­fas­sen­den) Leser gefun­den hat. Hier wie im Buch schrei­be ich vor allem dar­über, wie man „talent­frei“ den­noch zu akzep­ta­blen Visua­li­sie­run­gen (in die­sem Fall: Foli­en) kommt. Hät­te ich Talent, wäre mir dies nicht wirk­lich glaub­wür­dig möglich.

Grundlagen

Das Design der Foli­en für Ihren Vor­trag ist vor allem eines: Kom­mu­ni­ka­ti­onsdesign in Rein­form. Betrach­tet man Design in ers­ter Linie als Form­ge­bung unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung funk­tio­na­ler Aspekte​1, ist die Funk­ti­on Ihrer Foli­en vor allem, die Vor­tragskom­mu­ni­ka­ti­on mög­lichst opti­mal zu unter­stüt­zen.

Kom­mu­ni­ka­ti­ons­de­sign ist eine Pro­fes­si­on, die grund­le­gen­de Fach­kennt­nis­se erfor­dert – nicht ohne Grund gibt es unter­schied­lichs­te mehr­jäh­ri­ge Aus­bil­dungs­gän­ge zum Kom­mu­ni­ka­ti­ons- oder Grafikdesigner​2. Ziel die­ses Abschnit­tes ist es, zumin­dest die für das (Kommunikations‑)​Design von Foli­en mei­nes Erach­tens wich­tigs­ten die­ser Kennt­nis­se ohne jeden Anspruch auf Voll­stän­dig­keit kurz zusammenzufassen.

Schriftsatz

Tex­tu­el­le Inhal­te soll­ten auf Ihren Foli­en eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le spie­len (vgl. Teil 2 die­ser Serie). Den­noch – oder gera­de wegen ihrer Exklu­si­vi­tät – soll­ten die­se Inhal­te mög­lichst per­fekt sein. Unter dem Aspekt des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­de­signs erscheint vor allem die gute Les­bar­keit ohne Ablen­kun­gen wich­tig. Ablen­ken tut sicher­lich alles, was nicht den nor­ma­len Kon­ven­tio­nen für Schrift­satz genügt – liest der Satz wie aus der Zei­tungs- und Buch­lek­tü­re gewöhnt, ist er „unauf­fäl­lig“; nichts lenkt vom eigent­li­chen Inhalt ab. Es lohnt sich also, die übli­chen Kon­ven­tio­nen einzuhalten.

Eine her­vor­ra­gen­de Zusam­men­fas­sung der wich­tigs­ten typo­gra­phi­schen Regeln im Deut­schen bie­tet Chris­toph Biers „typo­kurz“ (<http://​zvi​si​on​welt​.word​press​.com/​d​o​w​n​l​o​a​d​s​/#typokurz>). Biers Arbeit ist prak­tisch nichts hin­zu­zu­fü­gen; so bleibt mir nichts, als für die­je­ni­gen Leser, denen sei­ne 15 Sei­ten zu lang­at­mig erscheinen​3, das für den Zweck der Foli­en­ge­stal­tung mei­ner Mei­nung nach Wich­tigs­te kurz zusammenzufassen:

Eine klei­ne Ergän­zung sei mir an die­ser Stel­le noch gestat­tet: Eben­so, wie feh­ler­haf­ter Satz nega­tiv „ins Auge fällt“ und damit vom Inhalt ablenkt, gilt dies auch für Tipp- und Recht­schreib­feh­ler. Die weni­gen tex­tu­el­len Inhal­te, die gute Foli­en (lies: nicht-Slideu­ments) ent­hal­ten, soll­ten per­fekt sein – gera­de Power­Point (und die gesam­te Micro­soft Office-Fami­lie) unter­stützt Sie dabei durch die inte­grier­te Recht­schreib­kor­rek­tur mit einer zumin­dest in neue­ren Ver­sio­nen wirk­lich beein­dru­cken­den Perfektion.

Eben­falls unan­ge­nehm unper­fekt und irri­tie­rend ablen­kend ist mei­ner Ansicht nach das ver­brei­te­te „baby­lo­ni­sche Sprach­wirr­warr“ vie­ler Vor­trä­ge – gera­de, falls man die Foli­en aus unter­schied­li­chen Quel­len zusam­men­ko­piert hat (zwei­fels­oh­ne eine lei­der nicht immer ver­meid­ba­re Unsitte​7), ent­ste­hen oft Doku­men­te, in denen mas­siv deutsch- und eng­lisch­spra­chi­ge Inhal­te gemischt wer­den. Dies zu ver­ein­heit­li­chen, ist nicht nur eine Fra­ge der Per­fek­ti­on und Ästhe­tik – auch die Glaub­wür­dig­keit des Refe­ren­ten pro­fi­tiert unge­mein davon, den Vor­trag nicht bereits auf ers­ten Blick als „zusam­men­ge­schus­ter­tes Flick­werk“ erschei­nen zu lassen.

Schrift(arten)

Auf der Fest­plat­te Ihres Com­pu­ters schlum­mern hun­der­te unter­schied­li­che Schrift­ar­ten. So groß die Ver­su­chung auch sein mag: Nut­zen Sie mög­lichst weni­ge, nut­zen Sie sie mög­lichst gezielt. Weni­ger ist mehr – das gilt nicht nur für die Schrift­ar­ten selbst, son­dern auch für deren Aus­zeich­nun­gen (Kur­si­ve, Fet­te u. v. m.) und deren unter­schied­li­che Schnit­te. Neben der gene­rel­len Emp­feh­lung, sich zumin­dest rudi­men­tär mit Typo­gra­phie zu beschäf­ti­gen, hier nur weni­ge Worte:

Eine fun­dier­te Beschäf­ti­gung mit dem The­ma Typo­gra­phie ermög­licht Wolf­gang Bei­nerts „Typo­le­xi­kon“ <https://​www​.typo​le​xi​kon​.de/​g​r​u​n​d​l​a​genwissen/>. Eine kom­men­tier­te Aus­wahl von Alter­na­ti­ven zu (viel zu) häu­fig ver­wen­de­ten Fonts fin­den sich auf „Type­facts“ unter <http://​type​facts​.com/​a​l​t​e​r​n​a​t​i​vschriften>. iPad-Benut­zern sei zudem die elek­tro­ni­sche Ver­si­on des „Font­Book“ als umfas­sen­de Refe­renz ans Herz gelegt.

Farben

End­lich ist noch bemer­kens­wert, daß wil­de Natio­nen, unge­bil­de­te Men­schen, Kin­der eine gro­ße Vor­lie­be für leb­haf­te Far­ben emp­fin­den, daß Tie­re bei gewis­sen Far­ben in Zorn gera­ten, daß gebil­de­te Men­schen in Klei­dung und sons­ti­ger Umge­bung die leb­haf­ten Far­ben ver­mei­den und sie durch­gän­gig von sich zu ent­fer­nen suchen.

Johann Wolf­gang Goe­the: Zur Far­ben­leh­re (1810) 

Vor­bei sind die Zei­ten von mono­chrom beschrif­te­ten Over­head-Foli­en – das Zeit­al­ter des Bea­mers ist far­big (um nicht zu sagen: [zu?] bunt). Für den Ein­satz von Far­ben gilt (zumin­dest außer­halb von visua­li­sie­ren­den Skiz­zen – vgl. das Kapi­tel „Far­be“ in den „Com­pu­ter­ma­lern“ ab S. 76) das­sel­be wie für den Ein­satz von Schrift­ar­ten: Weni­ger ist mehr! Es gilt also, ein mög­lichst beschränk­tes Farb­sche­ma zu ent­wer­fen und kon­sis­tent zu ver­wen­den. Kon­sis­tenz kann an die­ser Stel­le zwei Din­ge meinen:

13

Der letz­te­re Ansatz emp­fiehlt sich vor allem für Prä­sen­ta­tio­nen, die aus weni­gen Foli­en mit for­mat­fül­len­den Fotos bestehen – durch die Abstim­mung der Far­ben auf das jewei­li­ge Foto wirkt die Prä­sen­ta­ti­on trotz des zwi­schen den Foli­en wech­seln­den Farb­sche­mas nicht „zu bunt“. Ent­hält die Prä­sen­ta­ti­on auch Dia­gram­me oder Auf­zäh­lun­gen, ist ein für die gesam­te Prä­sen­ta­ti­on ein­heit­li­ches Farb­sche­ma empfehlenswert.

Ver­öf­fent­li­chun­gen zum The­ma „Far­ben­leh­re“ sind nach mei­ner Erfah­rung ent­we­der extrem (druck‑)​technisch oder nei­gen dazu, über die Farb­sym­bo­lik sehr schnell ins mei­nes Erach­tens Meta­phy­si­sche abzugleiten​14. Eine Ein­füh­rung in das The­ma ohne jeden meta­phy­si­schen Über­bau fin­det sich unter <http://www.itp.uni-hannover.de/~zawischa/ITP/farbeinf.html>, eine wei­te­rer über­ra­schen­de Aus­nah­me stellt z. B. <http://​www​.meta​co​lor​.de> dar; die dor­ti­gen Aus­füh­run­gen zu Far­ben im Web­de­sign las­sen sich rela­tiv pro­blem­los auf das Design von Foli­en übertragen.

Fotos und der Umgang damit

Prak­tisch alle aktu­el­len Ver­öf­fent­li­chun­gen zum Erstel­len von Prä­sen­ta­tio­nen emp­feh­len voll­for­ma­ti­ge Bil­der mit wenig zusätz­li­chem Text als den wesent­li­chen Inhalt. Ich möch­te dem nicht grund­sätz­lich wider­spre­chen, jedoch auf die Gefahr hin­wei­sen, dass die nicht ziel­ge­rich­te­te infla­tio­nä­re Ver­wen­dung von Fotos zu ähn­li­chen Ten­den­zen füh­ren kann, wie sie ab den Neun­zi­ger­jah­ren bei der Nut­zung von Clip­art zu beob­ach­ten waren (s. u.). Dar­über hin­aus ist zu beto­nen, dass auch anders gestal­te­te Foli­en (z. B. skiz­zen­haf­te Visua­li­sie­run­gen) ihre Berech­ti­gung haben – der Ansatz, aus­schließ­lich Fotos zu ver­wen­den, also zu kurz greift (vgl. den Exkurs zu Hai­ku Deck <http://​www​.hai​ku​deck​.com/> in Teil 2 die­ser Serie).

Fotos finden

Die ers­te Fra­ge, die sich auf der Suche nach Fotos für eine Prä­sen­ta­ti­on stellt, ist die nach dem eigent­li­chen Objekt der Suche: Wel­ches Motiv, die Abbil­dung wel­chen Gegen­stands oder wel­cher Tätig­keit unter­stützt die jewei­li­ge Aus­sa­ge des Vor­trags opti­mal? Nach mei­ner Erfah­rung exis­tie­ren drei gut wirk­sa­me Vari­an­ten des Ein­sat­zes von Bildern:

  • Die Abbil­dung des jewei­li­gen Vor­trags­ge­gen­stan­des selbst – der ein­fachs­te Fall, es ist klar offen­sicht­lich, wonach es zu suchen gilt. Wich­tig ist es nur noch, ein mög­lichst arche­ty­pi­sches Exem­plar (vgl. „Ein Flip­chart am Flip­chart“) des jewei­li­gen Gegen­stan­des zu fin­den und The­men­frem­des im Hin­ter­grund (ggf. durch Frei­stel­len – s. u.) zu vermeiden.
  • Die Abbil­dung einer Meta­pher für den jewei­li­gen Vor­trags­ge­gen­stand – z. B. eines Schwei­zer Offi­ziers­mes­sers für etwas mit vie­len unter­schied­li­chen Funk­tio­nen. Hier folgt die Bild­me­ta­pher oft der sprach­li­chen Meta­pher – und der Unter­scheid zwi­schen einem ein­ge­führ­ten Topos und einem abge­dro­sche­nen Kli­schee ist oft gering. Letz­te­res gilt es (nicht nur in der Visua­li­sie­rung, son­dern erst recht rhe­to­risch) zu ver­mei­den. Gute Topoi sind in Zei­ten zuneh­mend glo­ba­li­sier­ter Erfah­rungs­wel­ten oft pro­blem­los über­setz­bar: Das „swiss army kni­fe“ und der „big red but­ton“ haben eben­so wie das Pflü­cken der „low-han­ging fruit“ als sehr bild­haf­te Meta­phern ihren Weg ins Deut­sche gefun­den – „catch-22“ als nicht-bild­haf­tes Bei­spiel ist hin­ge­gen trotz Rezep­ti­on von Roman und Film im deutsch­spra­chi­gen Raum prak­tisch unbe­kannt. Es ist also min­des­tens für bild­haf­te Meta­phern mög­lich, sich sprach­lich wie auch visu­ell auch aus Fremd­spra­chen zu bedie­nen; der Fun­dus an gera­de auch für Visua­li­sie­run­gen nutz­ba­ren Meta­phern ist damit fast unerschöpflich.
  • Ein Bild, das die zu trans­por­tie­ren­de Emo­ti­on unter­stützt: Infor­ma­tio­nen mit Emo­tio­nen zu ver­knüp­fen, erhöht nach offen­sicht­lich vor­herr­schen­der Mei­nung deren Wir­kung – zu beob­ach­ten in prak­tisch jedem Kino- und Fern­seh-Wer­be­spot. Ver­gleich­ba­res ist auch in Prä­sen­ta­tio­nen mög­lich; so las­sen sich z. B. Erfol­ge gut durch Bil­der der Freu­de oder ein zusam­men­fas­sen­der Apell am Ende eines Vor­trags gut von Bil­dern beglei­ten, die „Auf­bruch“ sym­bo­li­sie­ren. Bil­der die­ser Art soll­ten jedoch wohl­do­siert ein­ge­setzt wer­den: Sehr schnell führt zu pla­ka­tiv Emo­tio­na­les zur Anmu­tung des erwähn­ten Wer­be­spots – nicht gera­de der Inbe­griff des seri­ös Infor­mie­ren­den. Mit Bedacht ein­ge­setzt, kön­nen emo­tio­na­le Moti­ve jedoch von hoher Wirk­sam­keit sein.

Ver­brei­tet, aber häu­fig nicht im Sin­ne der zu trans­por­tie­ren­den Inhal­te wirk­sam ist das Scherz-Bild – häu­fig mit der Inten­ti­on in der Prä­sen­ta­ti­on plat­ziert, den Vor­trag „auf­zu­lo­ckern“ oder das Publi­kum zu „wecken“. Mei­nes Erach­tens soll­te dies nie­mals not­wen­dig sein: Erzäh­len Sie Ihren Vor­trag elo­quent in Form einer anre­gen­den Geschich­te – dann müs­sen Sie kei­ne Scherz-Bil­der aus dem Inter­net klau­en, um Ihr Publi­kum wachzuhalten!

Im Inter­net fin­den sich unzäh­li­ge kommerzielle​15 und nicht-kom­mer­zi­el­le​16 Bild­da­ten­ban­ken. Kom­mer­zi­el­le Daten­ban­ken ent­hal­ten vie­le spe­zi­ell zur Ver­wen­dung in Prä­sen­ta­tio­nen erstell­te und auf­be­rei­te­te Fotos von hoher Qua­li­tät. Lei­der sind die Moti­ve oft­mals den ver­meint­li­chen Bedürf­nis­sen der Prä­sen­tie­ren­den ent­spre­chend (zu) pla­ka­tiv und es besteht zudem eine hohe Wahr­schein­lich­keit, dass Ihr Publi­kum das Foto bereits in der Prä­sen­ta­ti­on eines ande­ren (womög­lich eines Markt­be­glei­ters) gese­hen hat. Die­se Wahr­schein­lich­keit ist bei nicht-kom­mer­zi­el­len Daten­ban­ken mei­ner Erfah­rung nach gerin­ger – Qua­li­tät und Aus­wahl aber ebenfalls.

Die Goog­le-Bil­der­su­che (<https://​www​.goog​le​.de/imghp>) ist auf der „Pirsch“ nach pas­sen­den Bild­me­ta­phern zwei­fels­oh­ne eine unschätz­ba­re Hil­fe – als Quel­le für Bil­der ist sie hin­ge­gen denk­bar unge­eig­net: Ohne die not­wen­di­gen Bild­rech­te soll­te man von der Ver­wen­dung „ergoo­gel­ter“ Bil­der tun­lichst abse­hen. Gilt es jedoch, das Feld mög­li­cher Bild-Asso­zia­tio­nen aus­zu­lo­ten, hilft Goog­le unge­mein: Da die Suche den tex­tu­el­len Kon­text der Bil­der berück­sich­tigt, durch­su­chen Sie letzt­lich die Zusam­men­hän­ge, die ande­re her­ge­stellt haben – eine mei­ner Erfah­rung nach oft­mals extrem hilf­rei­che Inspiration.

Fotos erstellen

Erstaun­lich häu­fig benö­tigt man die Abbil­dung von etwas sehr Spe­zi­el­lem, was einem zwar phy­sisch, jedoch nicht als Foto vor­liegt. Die Zei­ten, in denen sich das „schnell selbst foto­gra­fie­ren“ allein schon aus Zeit­grün­den (War­ten auf das Foto­la­bor) ver­bie­tet, sind vor­bei. Foto­gra­fie­ren Sie ein­fach selbst – ein Foto muss nicht aus dem Inter­net kom­men, um gut zu sein! Für die Ver­wen­dung auf einer Slide rei­chen oft schon ein wenig Tages­licht – es lohnt sich, vor die Tür zu gehen! –, eine han­dels­üb­li­che Digi­tal­ka­me­ra (oder sogar Ihr Mobil­te­le­fon) und ein wenig Bildbearbeitung​17. Das Foto hat kein ande­rer – und Sie haben ganz sicher das Urhe­ber- und Verwertungsrecht.

Fotos bearbeiten

Nicht jedes Foto, das Ihnen grund­sätz­lich zum Inhalt pas­send erscheint, liegt in einer Form vor, die per­fekt für Ihre Foli­en geeig­net ist. Oft­mals emp­fiehlt es sich, ledig­lich einen spe­zi­el­len Aus­schnitt des Fotos zu ver­wen­den oder z. B. ein Bild, das ledig­lich Hin­ter­grund­funk­ti­on hat, in ein mono­chro­mes Bild mit deut­lich redu­zier­tem Kon­trast zu wan­deln. Die Mög­lich­kei­ten der Prä­sen­ta­ti­ons-Pro­gram­me selbst wer­den zwar von Ver­si­on zu Ver­si­on umfang­rei­cher, auf eine „ech­te“ Bild­be­ar­bei­tungs-Soft­ware kann man den­noch mei­ner Erfah­rung nach nicht voll­stän­dig ver­zich­ten. Soll­ten Sie nicht bereits über ein kom­mer­zi­ell ver­füg­ba­res Werk­zeug für sol­che Zwe­cke besit­zen, emp­fiehlt sich mit GIMP (<http://​www​.gimp​.org/>) eine freie Soft­ware, die vie­le der ein­fa­che­ren Bild­be­ar­bei­tungs­auf­ga­ben pro­blem­los abdeckt. Eine deutsch­spra­chi­ges Buch zu GIMP fin­det sich unter <http://​de​.wiki​books​.org/wiki/GIMP>.

Eine der wert­volls­ten Fer­tig­kei­ten im Umgang mit Fotos ist es, ein­zel­ne Bild­ele­men­te frei­zu­stel­len. Auf der Suche nach stim­mig zum Inhalt pas­sen­den Fotos begeg­nen einem oft Bil­der, auf denen zwar das gewünsch­te Motiv vor­han­den ist; der Kon­text, in den es im Bild ein­ge­bet­tet ist, lässt eine Ver­wen­dung für das jewei­li­ge The­ma jedoch nicht zu. Ein frei­ge­stell­tes Bild­ele­ment ist sei­nes Kon­texts beraubt und damit kon­text­frei ver­wend­bar als das, was es ist – vor einem dem jewei­li­gen Inhalt ange­mes­se­nen Hin­ter­grund. Soll­ten Sie über kein geeig­ne­tes Werk­zeug zum Frei­stel­len ver­fü­gen: Auch dies ist mit GIMP pro­blem­los mög­lich, ein gutes Tuto­ri­al dazu fin­det sich z. B. unter <http://​de​.wiki​books​.org/​w​i​k​i​/​G​I​M​P​/​_​T​u​t​o​r​i​a​l​s​/​_​O​b​j​e​k​t​e​_​f​reistellen>.

Clipart

Die exten­si­ve Ver­wen­dung von Clip­art in Prä­sen­ta­tio­nen begann Mit­te der Achtzigerjahre​18 mit der zuneh­men­den Ver­brei­tung von Gra­fik­soft­ware und vor allem von Dru­ckern, die die­se Gra­fik auch auf Papier und vor allem Over­head-Folie brin­gen konn­ten. Zeit­wei­lig erschien es fast schon unpro­fes­sio­nell, nicht auf jeder Folie min­des­tens eine mehr oder min­der (un)passende Clip­art-Gra­fik zu haben. Foli­en vol­ler „bul­let points“ zu erstel­len und zum Schluss des Schaf­fens­pro­zes­ses noch ein­mal durch alle Foli­en zu gehen und qua­si abschlie­ßend die Prä­sen­ta­ti­on noch mit müh­sam zusam­men­ge­such­ter (womög­lich gra­fisch sehr ver­schie­den anmu­ten­der) Clip­art zu „ver­edeln“ ist auch heu­te noch ver­brei­tet. Das Ergeb­nis eines sol­chen Vor­ge­hens ist ernüch­ternd: Infla­tio­nä­re Ver­wen­dung und man­geln­de Pass­ge­nau­ig­keit der jewei­li­gen Meta­pher degra­die­ren alle nicht-tex­tu­el­len Inhal­te der Foli­en zu „schmü­cken­dem Bei­werk“; soll­te sich zufäl­lig doch eine wirk­sa­me visu­el­le Meta­pher auf einer der Foli­en befin­den, ertrinkt sie im Sumpf schlech­ter Orna­men­tie­rung. Auch für Clip­art gilt also, was für Schrift­ar­ten und Far­be bereits gesagt wur­de: Weni­ger ist mehr.

Clip­art soll­te eben­so poin­tiert meta­pho­risch ver­wen­det wer­den, wie dies für Fotos bereits dar­ge­stellt wur­de; zudem ist mei­nes Erach­tens ein Foto oder ein frei­ge­stell­ter Teil eines Fotos fast immer die bes­se­re Lösung zur Visua­li­sie­rung der Metapher.

  • Ver­wen­den Sie mög­lichst nur ska­lier­ba­re Vek­tor­gra­fik, kei­ne Ras­ter­gra­fik („Bit­maps“) womög­lich nied­ri­ger Auflösung.
  • Soll­ten Sie tat­säch­lich grö­ße­re Men­gen Clip­art in Ihrer Prä­sen­ta­ti­on ver­wen­den wol­len (oder qua Sozi­al­norm zu müs­sen glau­ben), soll­ten Sie unbe­dingt auf ein kon­sis­ten­tes Design ach­ten – prak­tisch heißt das, aus der jewei­li­gen Biblio­thek nur einen „Style“ zu ver­wen­den. Inner­halb einer Prä­sen­ta­ti­on will­kür­lich „gemisch­te“ Clip­art ver­wirrt durch Inkon­sis­tenz – Patch­work wirkt nur in genäht gut.
  • Falls Sie die Clip­art-Biblio­thek Ihres Prä­sen­ta­ti­ons­pro­gramms nut­zen, soll­ten Sie beden­ken, dass Sie nicht der Ein­zi­ge sind, der dies tut: Ähn­lich wie für die Stan­dard-Schrift­art bereits dar­ge­stellt, besteht die Gefahr, dass die Prä­sen­ta­ti­on als „Stan­dard“ im Sin­ne von „08/​15“ wahr­ge­nom­men wird.
  • Neben den sehr sau­ber design­ten Pik­to­gram­men des „Noun Pro­jects“ (vgl. „Inspi­ra­ti­on“) fin­den sich vie­le Anre­gun­gen in der Open­Clip­Art-Biblio­thek (<http://​open​clip​art​.org/>) – die­se müs­sen man­gels kon­sis­ten­ten Designs jedoch i. d. R. manu­ell ver­ein­heit­licht werden.
  • Soll­ten Sie über kein geeig­ne­tes kom­mer­zi­el­les Werk­zeug ver­fü­gen: Eine gut nutz­ba­re freie Soft­ware zum Bear­bei­ten von Vek­tor­gra­fik ist Inkscape (<http://​inkscape​.org/>). Inkscape kann u. a. ein­zel­ne Sei­ten von PDF-Datei­en öff­nen und ermög­licht so das ein­fa­che Extra­hie­ren von Vek­tor­gra­fik aus vor­han­de­nen Dokumenten.

Die Ver­wen­dung ani­mier­ter Cliparts19 ist mei­nes Erach­tens eine Unsit­te und zudem extrem kon­tra­pro­duk­tiv: Sie lenkt ab – so, wie sie es gera­de mit der Ani­ma­ti­on neben die­sem Absatz „live“ erle­ben. Einen grell­bunt geklei­de­ten hüp­fen­den Clown wür­den Sie ja wohl kaum auf die Büh­ne bit­ten, um von Ihrer (hof­fent­lich aus­ge­präg­ten) Büh­nen­prä­senz nach­hal­tig abzu­len­ken – war­um eini­ge Men­schen einen eben­sol­chen Clown (oder Ver­gleich­ba­res) frei­wil­lig auf ihren Slides plat­zie­ren, ist mir schlei­er­haft. Das ein­zi­ge, was sich auf Ihrer Büh­ne bewegt, um das Publi­kum zu fes­seln (!), soll­ten Sie sein.

Urheberrecht

Fotos, Clip­art, aber auch Schrift­ar­ten (!) unter­lie­gen dem Urhe­ber­recht und müs­sen ggf. für die Ver­wen­dung in Ihrer Prä­sen­ta­ti­on lizen­ziert wer­den. Zu den­ken, man nut­ze das urhe­ber­recht­lich geschütz­te Mate­ri­al „ja nur für einen Vor­trag im klei­nen Kreis“, ist häu­fig ein gefähr­li­cher (und poten­ti­ell teu­rer) Irr­glau­be: Spä­tes­tens, wenn die Foli­en als „Hand­out“ (vgl. Teil 3 die­ser Serie) per E‑Mail ver­sandt oder gar auf SlideSha­re (<http://​www​.slidesha​re​.net/>) ver­öf­fent­licht wer­den, haben Sie die Kon­trol­le über die Ver­brei­tung ver­lo­ren. Zudem ist häu­fig gar nicht von Anfang an abseh­bar, wie sehr man sein Werk viel­leicht spä­ter ver­brei­ten möch­te – es lohnt sich also, von Anfang an sau­ber mit dem The­ma „Urhe­ber­recht“ umzu­ge­hen. Beson­ders schwie­rig wird dies übri­gens bei Ver­wen­dung von Hai­ku Deck (s. o.): Die Bil­der, deren Aus­wahl Hai­ku Deck so kom­for­ta­bel und ein­fach ermög­licht, ste­hen größ­ten­teils unter Vari­an­ten der „Crea­ti­ve Com­mons“-Lizenz (<http://​de​.crea​tive​com​mons​.org/>); eine Ver­wen­dung für kom­mer­zi­el­le Zwe­cke ist teil­wei­se nicht erlaubt und prak­tisch immer ist eine Namens­nen­nung („Attri­bu­ti­on“​20) erfor­der­lich, die eine lizenz­kon­for­me Ver­wen­dung in Prä­sen­ta­tio­nen mög­li­cher­wei­se unge­mein erschwert.

Der 5. Teil die­ser Serie wird sich neben grund­le­gen­den Anmer­kun­gen zum Gestal­tungs­ras­ter (lies: Foli­en-Auf­tei­lung) vor allem prak­ti­schen Bei­spie­len wid­men und eini­ge „Design Pat­terns“ für mei­nes Erach­tens – einen guten Vor­trag vor­aus­ge­setzt – wirk­sa­me Foli­en bieten.

Foot­no­tes:

  1.  Vgl. <http://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​F​u​n​k​t​i​o​n​a​l​i​s​m​us_(Design)>.
  2.  Der deut­lich anwen­dungs­ori­en­tier­te­re Begriff des Kom­mu­ni­ka­ti­onsdesi­gners wird dem Anspruch der Funk­ti­ons­ori­en­tie­rung, den Design erbebt, sicher­lich gerech­ter – und setzt sich glück­li­cher­wei­se zuneh­mend durch.
  3.  Ich den­ke, ich kann das für Leser mei­ner ja eher län­ge­ren Arti­kel mit an Sicher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit ausschließen.
  4.  Aus­nah­men bestä­ti­gen die Regel und sind im Fol­gen­den dargestellt.
  5.  Die ers­te der erwähn­ten Ausnahmen.
  6.  In die­sem Blog ver­wen­de ich bewusst das „nor­ma­le“ dop­pel­te Anfüh­rungs­zei­chen (ASCII 34), ich fin­de es im Kon­text des ver­wen­de­ten „The­mes“ ästhe­ti­scher. Abge­se­hen von mei­ner Frau (die beim Kor­rek­tur­le­sen nach wie vor jedes ein­zel­ne Anfüh­rungs­zei­chen anstreicht) scheint es bis­her nie­man­den zu stö­ren oder zu irritieren.
  7.  Jan Schul­tink (<http://​ide​a​trans​plant​.com/​>) bezeich­net die­ses Vor­ge­hen in sei­nem sehr emp­feh­lens­wer­ten Buch „Pitch It!“ (Schul­tink, Jan: Pitch It!. <https://​itu​nes​.apple​.com/​u​s​/​b​o​o​k​/​p​i​t​c​h​-​i​t​!​/​i​d​5​8​4​8​2​4855?mt=11>) aus­ge­spro­chen tref­fend als „Fran­ken­stei­ning“. „Pitch It!“ ist ein ange­nehm kom­pak­tes und übri­gens auch sehr schön gestal­te­tes eng­lisch­spra­chi­ges iBook zur Gestal­tung von Prä­sen­ta­tio­nen. Neben sehr pra­xis­ori­en­tier­ten Design-Hin­wei­sen lie­fert Schul­tink vor allem auch Hin­wei­se zum „sto­ry tel­ling“ selbst.
  8.  Cali­bri im Fal­le von Micro­soft Power­Point, Myri­ad Pro in Apple Key­note und Ari­al (die Micro­soft Win­dows-spe­zi­fi­sche Vari­an­te von Hel­ve­ti­ca) in Open­Of­fice unter Windows.
  9.  Zehn Foli­en, zwan­zig Minu­ten und Drei­ßig-Punkt-Schrift. Vgl. <https://​guy​ka​wa​sa​ki​.com/​t​h​e​_​1​0​2030_rule/> (20.02.2017) <http://​blog​.guy​ka​wa​sa​ki​.com/​2​0​0​5​/​1​2​/​t​h​e​_​1​0​2​0​3​0​_rule.html> (09.03.2013), archi­viert am 09.03.2013 unter <http://​www​.web​ci​ta​ti​on​.org/6EzdIdtJO>.
  10.  Vgl. ebd. Die­se wohl nicht ganz ernst­ge­mein­te Emp­feh­lung ist eher für Prä­sen­ta­tio­nen vor dem Manage­ment geeig­net und kann sich im Bil­dungs­be­reich sicher­lich als höchst pro­ble­ma­tisch erwei­sen. Kawa­sa­ki weist mit die­ser Regel den­noch auf einen rele­van­ten Fak­tor hin – der Visus nimmt mit dem Alter rapi­de ab.
  11.  Dem Cor­po­ra­te Design als Problem(-verursacher) wird sich ein Abschnitt in einem der nächs­ten Tei­le die­ser Serie wid­men – ein ein­heit­li­ches Farb­sche­ma aller­dings ist häu­fig eher hilf­reich als problemverursachend.
  12.  Vgl. z. B. <http://​docs​.gimp​.org/​d​e​/​g​i​m​p​-​t​o​o​l​-​c​o​l​o​r​-​p​icker.html>.
  13.  Ado­be pro­duct screenshot(s) reprin­ted with per­mis­si­on from Ado­be Sys­tems Incorporated.
  14.  Oder zumin­dest den Bereich des tat­säch­lich Evi­denz­ba­sier­ten ver­las­sen – vgl. Johann Wolf­gang von Goe­thes Far­ben­leh­re und sei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit Sir Isaac New­ton, vor allem aber deren Extra­po­la­ti­on in Form von Rudolf Stei­ners „Far­ben­leh­re“. Spä­tes­tens seit Stei­ner ist das The­ma Far­ben­leh­re gera­de im deutsch­spra­chi­gen Raum defi­ni­tiv ein Tum­mel­platz für Eso­te­ri­ker. Ich benut­ze trotz­dem gern Wachsmalblöcke.
  15.  Zum Bei­spiel <http://​www​.shut​ter​stock​.com> und <http://​deutsch​.istock​pho​to​.com>.
  16.  Eine umfang­rei­che Zusam­men­stel­lung fin­det sich z. B. unter <http://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​W​i​k​i​p​e​d​i​a​:​P​u​b​l​i​c​-​D​o​m​a​i​n​-​B​i​l​derquellen>. Ich per­sön­lich favo­ri­sie­re Mor­gue­fi­le (<http://​www​.mor​gue​fi​le​.com/>) und die gemein­frei­en Bil­der der Wiki­me­dia Com­mons-Samm­lung (<http://​com​mons​.wiki​me​dia​.org/>).
  17.  Beim Foto­gra­fie­ren im Büro i. d. R. vor allem ein guter Weißabgleich.
  18.  Vgl. <http://​en​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​C​l​i​p​_​a​rt#History>.
  19.  Ja, ich habe so etwas auch in den letz­ten Jah­ren noch erle­ben „dür­fen“.
  20.  Vgl. <http://​crea​tive​com​mons​.org/​l​i​c​e​n​s​e​s​/​by/3.0/de/>.
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