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Mindmaps – trotz Karte im eigenen Hirn verirrt?

Tim Themann

Ver­mut­lich ist es ein Zei­chen stei­gen­den Alters: Ich stel­le fest, dass ich immer mehr Metho­den, von denen ich vor eini­gen Jah­ren noch aus heu­ti­ger Sicht gera­de­zu unre­flek­tiert begeis­tert war, zuneh­mend kri­ti­scher betrach­te – selbst, wenn es (ver­meint­lich?) um Metho­den des von mir ja gera­de in die­sem Blog oft emp­foh­le­nen visu­el­len Den­kens geht. Eines die­ser von mir immer kri­ti­scher betrach­te­ten Werk­zeu­ge ist das Mind­map­ping.

Nach­dem Tony Buzan (<http://​www​.tony​bu​zan​.com>) das Mindmapping​1 im Jah­re 1974 in der Fern­seh­se­rie (und dem gleich­na­mi­gen Buch) „Use Your Head“​2 der Öffent­lich­keit vor­stell­te, trat die­se Metho­de schnell den Sie­ges­zug um die Welt an. Inzwi­schen exis­tie­ren unzäh­li­ge kommerzielle​3 und freie​4 Werk­zeu­ge zum Erstel­len von Mind­maps am Com­pu­ter; Mind­map­ping ist aus Schu­le und Unter­richt, aber auch aus vie­len Unter­neh­men kaum noch weg­zu­den­ken. Tony Buzans Behaup­tung, Mind­map­ping käme der Struk­tur des mensch­li­chen Gehirns und des Den­kens beson­ders entgegen​5, passt zudem in den aktu­el­len Trend einer mei­nes Erach­tens wenig huma­nis­ti­schen und häu­fig kaum wirk­lich empi­risch abge­si­cher­ten (oft pseodo‑)neurologischen „Mecha­ni­sie­rung“ der Vor­stel­lung von Kogni­ti­on und ins­be­son­de­re Lernen.

Auch ich habe über mehr als ein Jahr­zehnt vie­le mei­ner Gedan­ken in Mind­maps expli­ziert und dabei eben auch qua­si zwangs­wei­se baum­ar­tig struk­tu­riert. Vor kur­zem habe ich bemerkt, dass ich dies immer weni­ger tue – und dass mei­ne weni­gen in letz­ter Zeit erstell­ten Mind­maps inzwi­schen oft fast mehr Quer­ver­bin­dun­gen als Äste auf­wei­sen. Im Rah­men der Recher­che für die­sen Arti­kel ist mir zudem auf­ge­fal­len, dass ich meist nicht nur deut­lich frei­er arbei­te, als dies die hier­ar­chi­sche Struk­tur einer Mind­map dik­tiert (also eher „Mind­scapes“​6 male), son­dern dass ich ver­mut­lich nie oder nur sehr kurz, nach­dem ich die Metho­de ken­nen­ge­lernt habe, „ech­te“ Mind­maps im Sin­ne Buzans erstellt habe. Betrach­tet man nun dar­über hin­aus Tony Buzans Vor­stel­lun­gen davon, wie eine Mind­map zu erstel­len sei und aus­zu­se­hen habe, so erstellt mei­nes Erach­tens prak­tisch nie­mand „ech­te“ Mindmaps.

„Echte“ Mindmaps

Tony Buzan for­mu­liert in sei­nen Büchern​7 und z. B. auch auf sei­ner Website​8 recht kla­re Vor­stel­lun­gen davon, was eine „ech­te“ Mind­map und vor allem deren Gene­se aus­ma­che – Vor­stel­lun­gen, die ich in der Pra­xis in den sel­tens­ten Fäl­len umge­setzt sehe:

Eine Goog­le-Bil­der­su­che för­dert es zuta­ge: Unab­hän­gig davon, was man inhalt­lich von die­sen Emp­feh­lun­gen und deren Begrün­dung hal­ten mag (s. u.) – vie­le Mind­maps sind kei­ne Mind­maps im Sin­ne Tony Buzans; ins­be­son­de­re meist nicht jene, die am Com­pu­ter (und nicht auf Papier oder am Flip­chart) erstellt wurden.

„Common Mind Maps“

Nach mei­ner Erfah­rung sind soft­ware­ge­stützt erstell­te Mind­maps meist beson­ders wenig visu­ell und erin­nern oft nur wenig an das, was Tony Buzan unter einer Mind­map ver­steht: Obwohl die meis­ten Werk­zeu­ge es ermög­li­chen, Far­be, Schrift, Ast­form, Icons an den Ästen u. v. m. anzu­pas­sen und der Import von Clip­art und Bil­dern pro­blem­los mög­lich ist, ist der über­wie­gen­de Teil der Mind­maps, die ich in den letz­ten Jah­ren gese­hen habe, mono­chrom und bes­ten­falls mit mini­ma­len Text­at­tri­bu­tie­run­gen o. Ä. ver­se­hen. Die bereits ange­führ­te Goog­le-Bil­der­su­che zeigt deut­lich: Hand­ge­mal­te Mind­maps sind in der über­wie­gen­den Anzahl der Fäl­le „visu­el­ler“. Übli­che Mind­map­ping-Soft­ware scheint so etwas wie eine (mei­ner Ansicht nach falsch ver­stan­de­ne) Fokus­sie­rung auf das ver­meint­lich Wesent­li­che und ein ent­spre­chend mini­ma­lis­ti­sches Design zu begünstigen​11.

Der Unter­schied zwi­schen der (soft­ware­ge­stütz­ten) Mind­map­ping-Pra­xis und der schö­nen Theo­rie (und den eben­falls schö­nen Maps) Buzans ist so evi­dent, dass die Web­site Infor​ma​ti​onT​amers​.com <http://​www​.infor​ma​ti​ont​amers​.com> für ers­te­res einen eige­nen Begriff ein­ge­führt hat: „Com­mon Mind Maps“12 oder auch (meist bei ent­spre­chend gerin­ger Tie­fe) „Spi­der Maps“. Allein die Tat­sa­che, dass für etwas ein Begriff exis­tiert, macht es jedoch noch lan­ge nicht sinnvoll​13:

„Hirngerecht?“

So sehr ich ein Freund eines auf das Ver­mit­teln der eigent­li­chen Inhal­te fokus­sier­ten und dem­entspre­chend mini­ma­lis­ti­schen (Kommunikations‑)​Designs bin – im Kon­text von Mind­maps erscheint das Design von „Com­mon Mind Maps“ der Metho­de nicht ange­mes­sen: Tony Buzans theo­re­ti­sche Begrün­dung für den Nut­zen des Mind­map­pings beruht auf dem ver­meint­lich „hirn­ge­rech­ten“ Cha­rak­ter des „radi­ant thin­kings“ („strah­len­för­mi­gen Den­kens“), das dem Asso­zia­ti­ven mensch­li­chen Den­kens ent­spre­che, sowie auf der Late­ra­li­sa­ti­on des mensch­li­chen Gehirns und der Hoff­nung, die rech­te Hirn­hälf­te durch die visu­el­len Rei­ze einer (sinn­voll) bun­ten und mit vie­len Zeich­nun­gen ver­se­he­nen Mind­map wecken zu können​14. Es erscheint mir höchst frag­wür­dig, Asso­zia­ti­on als „strah­len­för­mig“ zu begrei­fen – Asso­zia­tio­nen zeich­nen sich mei­nes Erach­tens eher durch m:n‑Beziehungen, durch eine Netzform aus. Eben­falls frag­wür­dig erscheint mir die Über­in­ter­pre­ta­ti­on der Late­ra­li­sa­ti­on des Gehirns vor dem Hin­ter­grund des heu­ti­gen Forschungsstandes​15. Den­noch: Dass das Erin­nern und die kogni­ti­ve Ein­sicht durch Anspre­chen mög­lichst vie­ler Sin­ne in mög­lichst viel­fäl­ti­ger Wei­se ver­bes­sert wer­den kann, erscheint an sich unstrit­tig. Das mini­ma­lis­ti­sche Design vie­ler gera­de am PC erstell­ter Mind­maps nutzt die­se Mög­lich­keit nicht.

Gin­ge man davon aus, dass Tony Buzans neu­ro­lo­gi­sche Begrün­dung für die Sinn­haf­tig­keit des Mind­map­pings vali­de sind, wäre die „Dege­ne­ra­ti­on“ des Mind­map­pings zu „Com­mon Mind Maps“ womög­lich gar fatal: Die Metho­de wäre der Grund­la­ge ihrer Effek­ti­vi­tät ent­klei­det. Wie gesagt: Mei­nes Erach­tens ist Buzans Argu­men­ta­ti­on in höchs­ten Maße frag­wür­dig; ihre Grund­la­ge – eine stark ver­ein­fach­te Vor­stel­lung von der Late­ra­li­sa­ti­on des Gehirns – vor dem Hin­ter­grund des For­schungs­stan­des nicht rich­tig. Ande­rer­seits: Nur, weil, die Begrün­dung unrich­tig ist, muss nicht das Begrün­de­te in Gän­ze falsch sein: An der Emp­feh­lung, Far­be und Bil­der zu nut­zen, kann kaum etwas falsch sein – es gibt zwar wenig fun­dier­te For­schung dazu und auch die Idee des „mit allen Sin­nen Ler­nens“ wird man­cher­or­tens in frag­wür­di­ger Wei­se übertrieben​16, es gibt aber ande­rer­seits ver­mut­lich kaum Päd­ago­gen oder Psy­cho­lo­gen, die sinn­haf­tem Ein­satz von Far­ben und Bil­dern sei­ne Berech­ti­gung abspre­chen würden​17. Es ist also durch­aus zu ver­mu­ten, dass „Com­mon Mind­maps“ effek­ti­ver wären, wür­de mehr Far­be und wür­den mehr Bil­der eingesetzt.

Tony Buzans Emp­feh­lung hin­ge­gen, pro Zweig nur exakt ein Wort zu ver­wen­den, kann per se zumin­dest nicht sprach­über­grei­fend in die­ser Schär­fe sinn­voll sein: Die Lexem­struk­tur der Spra­chen unter­schei­det sich teils mas­siv, die „Infor­ma­ti­ons­ein­heit“ „ein Wort“ hat je nach Spra­che einen völ­lig ande­res „seman­ti­sches Gewicht“ – das Eng­li­sche als die Mut­ter­spra­che Buzans neigt z. B. im Gegen­satz zum Deut­schen nicht zur Bil­dung von Kom­po­si­ta. Selbst wenn die Aus­sa­ge für das Eng­li­sche rich­tig und „gehirn­ge­recht“ wäre – wofür es kei­nen mir bekann­ten wis­sen­schaft­li­chen Beleg und auch kei­ne mir nach­voll­zieh­ba­ren neu­ro­lin­gu­is­tisch begrün­de­ten „Anzei­chen“ gibt​18 –, gäl­te sie nicht zwangs­läu­fig für ande­re Spra­chen und wird spä­tes­tens dann gera­de­zu absurd, wenn man ver­sucht, sie auf logo­gra­fi­sche Schrift­spra­chen wie z. B. die chi­ne­si­sche Schrift anzu­wen­den. Zudem erscheint der Ver­zicht auf jed­we­de Wort-Kom­bi­na­ti­on vor dem Hin­ter­grund der extre­men Beto­nung des Asso­zia­ti­ven durch Buzan gera­de­zu wider­sprüch­lich – sind es doch gera­de die­se Kom­bi­na­tio­nen, die häu­fig den Beginn einer Asso­zia­ti­ons­ket­te dar­stel­len. Es gibt also wenig gute Grün­de, die Begrün­dung als rich­tig anzu­neh­men – und min­des­tens einen wich­ti­gen Grund, die Emp­feh­lung zu igno­rie­ren: Die unge­wohn­te Denk­ar­beit, jeden Ast auf ein Wort zu redu­zie­ren, bin­det mei­nes Erach­tens Denk­leis­tung, die bes­ser im krea­ti­ven Pro­zess ange­legt wäre.

Im eigenen Hirn verirrt?

Wie ein­gangs bereits ange­merkt: Zeich­ne ich eine „Mind­map“, ent­hält die­se am Ende oft mehr Quer­ver­bin­dun­gen als Äste. Offen­sicht­lich erscheint mir die Welt (womög­lich begrün­det durch das bereits ange­führ­te stei­gen­de Alter) immer weni­ger taxo­no­misch-mono­hier­ar­chisch und immer mehr onto­lo­gisch19. Die Din­ge erschei­nen zuneh­mend weni­ger ein­fach und line­ar, die Wahr­neh­mung für Inter­de­pen­denz nimmt zu. Betrach­tet man die Evo­lu­ti­on von Mind­map­ping-Soft­ware­werk­zeu­gen, bin ich offen­sicht­lich nicht allein mit mei­nem Pro­blem: Prak­tisch jedes ver­füg­ba­re Werk­zeug ermög­licht Quer­ver­bin­dun­gen (mit oder ohne womög­lich beid­sei­ti­ge Rich­tungs­pfei­le) und bricht damit mit der durch die Syn­tax der Mind­map eigent­lich vor­ge­ge­be­nen (mono‑)​hierarchischen Struk­tur. Zudem ermög­li­chen vie­le Pro­duk­te das auto­ma­ti­sche Num­me­rie­ren min­des­tens der Haupt­zwei­ge und brin­gen so Sequen­zia­li­tät in die Mind­map. Gemes­sen an der ursprüng­li­chen Idee der Mind­map ist dies eine Flick­schus­te­rei an der visu­el­len Gram­ma­tik – und vor allem auch ein deut­li­ches Zei­chen dafür, das nicht-sequen­ti­el­le, mono­hier­ar­chi­sche Struk­tu­ren den Nut­zern offen­bar doch nicht so geeig­net zur Reprä­sen­ta­ti­on ihrer Gedan­ken und ihres Wis­sens erscheinen.

Mind­maps – vor allem „Com­mon Mind Maps“ – beschrän­ken den visu­ell-sprach­li­chen Aus­druck der Gedan­ken auf den­dro­gra­phi­sche Struk­tu­ren – und ihre Anwen­der schei­nen dage­gen zu rebel­lie­ren: Die Welt lässt sich eben manch­mal nur sehr müh­sam in eine Baum­struk­tur pres­sen; vie­le Sach­ver­hal­te sind dafür ein­fach zu inter­de­pen­dent und bil­den so zwangs­läu­fig kom­ple­xe Onto­lo­gien. Eine visu­el­le Spra­che, die qua ihrer Syn­tax onto­lo­gi­sche Struk­tu­ren ver­bie­tet, wird auch das Den­ken zuneh­mend auf taxo­no­mi­sche Struk­tu­ren reduzieren​20 und so zum Bei­spiel mono­kau­sa­le oder linea­re Erklä­rungs­mo­del­le begünstigen​21. Mind­map­ping und ins­be­son­de­re Mind­map­ping-Soft­ware als Werk­zeug zum Den­ken machen also womög­lich Gedan­ken in der sel­ben Wei­se „baum­för­mig“, in der die Ver­wen­dung eines Prä­sen­ta­ti­ons­pro­gramms zum Ver­fas­sen von Vor­trä­gen die Gedan­ken „eckig“ (lies: Foli­en-för­mig) macht (vgl. „Guter Vor­trag – trotz der Slides (Teil 1)“).

Ver­mei­den lässt sich die­ser Ein­fluss auf das Den­ken nur, indem man Mind­maps aus­schließ­lich für Gedan­ken­ge­bil­de ver­wen­det, von denen man sich sicher ist, dass sie eine mono­hier­ar­chi­sche Struk­tur auf­wei­sen. Letzt­lich macht die­se Ein­schrän­kung Mind­maps als Werk­zeug zum frei­en Den­ken unbe­nutz­bar: Ich muss bereits a prio­ri sicher wis­sen, dass das dar­zu­stel­len­de Gedan­ken­ge­bil­de mono­hier­ar­chisch ist – und kann mir spä­ter eigent­lich nie sicher sein, ob ich es nicht durch die Wahl der Metho­de und die Beschrän­kun­gen der (visu­el­len) Gram­ma­tik erst dazu habe gleich­sam dege­ne­rie­ren las­sen. Ver­mei­den kann ich die­ses Risi­ko eigent­lich nur, indem ich Mind­maps aus­schließ­lich für Din­ge ein­set­ze, die per defi­ni­tio­nem eine mono­hier­ar­chi­sche Taxo­no­mie aufweisen​22.

Aus­ge­hend von obi­gem Gedan­ken fra­ge ich mich, ob Mind­maps nicht viel­leicht nur des­we­gen vie­len nur so geeig­net für Ler­nen und Leh­re erschei­nen, weil sich damit bereits Geglie­der­tes her­vor­ra­gend dar­stel­len lässt: Mind­maps erschei­nen als idea­les Werk­zeug zum Exzer­pie­ren – lei­der nur unter Ver­lust der inhalt­lich womög­lich wich­ti­gen Sequentialität​23 und ohne jede Quer­ver­bin­dung von Sachverhalten​24.

Neben der Tat­sa­che, dass die Welt kein Baum ist​25, erge­ben sich aus der visu­el­len Struk­tur von Mind­maps mei­nes Erach­tens noch wei­te­re Pro­ble­me – teil­wei­se bedingt durch die visu­el­le Dar­stel­lung, teil­wei­se auf­grund von durch die Metho­de begüns­tig­ten Anwendungsfehlern:

Der über­wie­gen­de Teil der Mind­maps, die heut­zu­ta­ge erstellt wer­den, wer­den mit spe­zi­ell dafür vor­ge­se­he­nen Soft­ware-Werk­zeu­gen erstellt. Im Gegen­satz zur Arbeit auf Papier oder am Fip­chart ist am PC das nach­träg­li­che Umstruk­tu­rie­ren der Äste sehr ein­fach mög­lich – die bis­her erwähn­ten Pro­ble­me durch sich spä­ter als ungüns­tig oder falsch erwei­sen­de Struk­tur­ent­schei­dun­gen sind also – ein ent­spre­chen­des Bewusst­sein vor­aus­ge­setzt – ein­fach lös­bar. An eben die­sem Bewusst­sein – wenn nicht gar am bewuss­ten Werk­zeug­ein­satz an sich – scheint es jedoch oft zu man­geln; Mind­maps wer­den all­zu oft ohne Reflek­ti­on über die Metho­de und deren Eig­nung für den jewei­li­gen Zweck erstellt – (sehr) frei nach Abra­ham Maslow: „Wenn Du einen Ham­mer hast, ist jedes Pro­blem ein Nagel.“

Zweckentfremdung

Grund­sätz­lich könn­te man ein­fach jed­we­de Nut­zung des Mind­map­pings, die nicht absicht­lich und bewusst der Bil­dung einer mono­hier­ar­chi­schen Taxo­no­mie dient, als Zweck­ent­frem­dung der Metho­de betrach­ten. Erstaun­lich häu­fig möch­te man jedoch tat­säch­lich „in Bäu­men den­ken“ (s. u.) – und zweck­ent­frem­det den­noch. Die bei­den mei­ner Erfah­rung nach häu­figs­ten Zweck­ent­frem­dun­gen ver­die­nen eine beson­de­re Würdigung:

Ich erle­be oft, dass Mind­maps in der Kom­mu­ni­ka­ti­on qua­si als infor­ma­ti­ons­tra­gen­de Nach­richt ein­ge­setzt wer­den – sei es als Hand­out im Mee­ting oder gar als Präsentation​27. Dies ist eine mei­nes Erach­tens häu­fig wirk­lich pro­ble­ma­ti­sche Zweck­ent­frem­dung: Jeder Sach­ver­halt – jede Onto­lo­gie –, den ich zum Bei­spiel in Form einer Con­cept-Map voll­stän­dig dar­stel­len kann, ist durch (meist deut­lich) mehr als eine mono­hier­ar­chi­sche Taxo­no­mie – also Mind­map – abbild­bar: Abhän­gig von der Wahl des zen­tra­len The­mas und der Fra­ge, wel­che Bezie­hun­gen zwi­schen den Begrif­fen (Pfei­le in der Con­cept-Map) „Äste“ mei­ner Mind­map wer­den, ent­ste­hen unter Reduk­ti­on des Infor­ma­ti­ons­ge­halts unter­schied­li­che Mindmaps.

Die Dar­stel­lung von Sach­ver­hal­ten in Mind­maps ist also per se eine sub­jek­ti­ve Reduk­ti­on der kom­plet­ten Onto­lo­gie auf eine mög­li­che Unter­men­ge. Ein ande­rer Mensch könn­te aus­ge­hend von sei­nem Hin­ter­grund, sei­nen Inter­es­sen und Schwer­punk­ten eine kom­plett ande­re Mind­map des sel­ben Sach­ver­halts erzeu­gen. Ein auf Mind­maps gestütz­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­vor­gang ist also eine (absicht­lich und womög­lich mani­pu­la­tiv oder – noch schlim­mer – unbe­wusst) auf jeden Fall unvoll­stän­di­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on eines Sach­ver­halts – und ent­hält auf der Meta­ebe­ne zudem Infor­ma­tio­nen über die indi­vi­du­el­le Sicht des Mind­map­pen­den auf den Sach­ver­halt. Ins­be­son­de­re letz­te­res mag womög­lich sehr inter­es­sant (oder auch pein­lich!) sein – ins­ge­samt jedoch erscheint die Mind­map auf­grund der hoch­gra­di­gen Sub­jek­ti­vi­tät der Sicht als wenig geeig­net zur kom­mu­ni­ka­ti­ven Ver­mitt­lung von Inhal­ten. Es ist eben eine Kar­te mei­nes Gehirns – mit der ande­re poten­ti­ell nichts anfan­gen kön­nen und die ich manch­mal viel­leicht bes­ser für mich behal­ten soll­te. Man kann sich mit Mind­maps trotz „Kar­te“ nicht nur im eige­nen Hirn ver­ir­ren, son­dern eben erst recht ande­re in die Irre führen.

Mind­maps wer­den erstaun­lich häu­fig als Werk­zeug zum Brain­stor­ming bezeich­net und ein­ge­setzt; ein­schlä­gi­ge Soft­ware­werk­zeu­ge bie­ten gar einen „Brain­stor­ming-Modus“. Mind­map­ping an sich war nie zu die­sem Zweck gedacht. Im Rah­men der Samm­lungs­pha­se des Brain­stor­mings erfolgt grund­sätz­lich noch kei­ner­lei Struk­tu­rie­rung; die unge­ord­ne­te und vor allem nicht bewer­te­te Samm­lungs­pha­se ist der Metho­de imma­nent. Die Metho­de des Mind­map­pings kann hier also wenig bei­tra­gen – und Ver­wir­rung stif­ten, da mit­ten im unstruk­tu­rier­ten Sam­meln „in Bäu­men zu den­ken“ begon­nen wird. Die Ergeb­nis­se eines Brain­stor­mings als Mind­map zu clus­tern, ist sicher­lich mög­lich – ein zumin­dest ähn­li­ches Ergeb­nis wie im Fal­le der übli­chen Pinn­wand­mo­de­ra­ti­on wird man jedoch nur erzie­len, wenn man die Bei­trä­ge als Unter­äs­te vor­erst unbe­nann­ter Äste clus­tert und die­se erst benennt, nach­dem alle Begrif­fe geclus­tert sind. Clus­ter a prio­ri zu benen­nen, wäre eine Ände­rung der Metho­de des Clus­terns und wür­de prak­tisch immer ein ande­res Ergeb­nis erzeugen.

Das richtige Werkzeug richtig anwenden

Folgt man dem bis­her Dar­ge­leg­ten, gibt es vor allem zwei gute Gele­gen­hei­ten für den Ein­satz von Mindmaps:

Ers­te­res ist wie gesagt eigent­lich nur der Fall, wenn das Dar­zu­stel­len­de per defi­ni­tio­nem mono­hier­ar­chisch ist. An die­ser Stel­le mag ver­wir­ren, dass der Über­gang zwi­schen bei­den Fäl­len flie­ßend ist – schön zu sehen an fol­gen­dem Bei­spiel: Ein Projektstrukturplan​28 z. B. ist zwar per defi­ni­tio­nem mono­hier­ar­chisch, die Kate­go­rien der Taxo­no­mie sind jedoch nicht fest defi­niert – ich kann einen sol­chen Plan nach Pro­jekt­pha­sen, aber auch z. B. nach den invol­vier­ten Orga­ni­sa­ti­ons­tei­len oder der Stuk­tur des zu erstel­len­den Pro­dukts struk­tu­rie­ren. Es sind also trotz schar­fer Defi­ni­ti­on als eine mono­hier­ar­chi­sche Struk­tur meh­re­re Mind­maps zur Dar­stel­lung ein und des­sel­ben Sach­ver­halts denk­bar – dies ist jedoch Eigen­schaft des Dar­zu­stel­len­den, nicht Ergeb­nis der Metho­de. In jedem Fall muss das Ergeb­nis mono­hier­ar­chisch sein – Mind­maps erschei­nen eine geeig­ne­te Darstellungsform.

Ein typi­sches Bei­spiel für zwei­te­ren Fall ist das Erstel­len einer Glie­de­rung: Das Ergeb­nis – die Glie­de­rung – muss mono­hier­ar­chisch wer­den; die Beschrän­kun­gen der Dar­stel­lungs­form kön­nen inso­fern nicht stö­ren. Auf der ande­ren Sei­te ist eine Glie­de­rung auch immer sequen­ti­ell – im Gegen­satz zu einer Mind­map. Frag­lich ist also, ob eine ein­fa­che tex­tu­el­le Dar­stel­lung in Form einer hier­ar­chi­schen Lis­te der Auf­ga­ben­stel­lung nicht womög­lich gerech­ter wird.

Beschränkt man die Nut­zung von Mind­maps auf die ein­gangs ange­führ­ten Gele­gen­hei­ten, ist der Vor­teil einer stark visu­ell gepräg­ten Dar­stel­lung – einer „Buzan Mind Map“ im Gegen­satz zu einer „Com­mon Mind Map“ – ernst­haft frag­lich. Dies gilt jedoch mei­nes Erach­tens nicht für freie­re, vom Kor­sett des Hier­ar­chi­schen befrei­te Darstellungsformen:

Alternativen

Betrach­tet man die mög­li­chen Alter­na­ti­ven zum Mind­map­ping, stellt sich zuerst die Fra­ge, ob wirk­lich eine star­re Metho­dik – eine ande­re „visu­el­le Gram­ma­tik“ – not­wen­dig ist oder ob es nicht viel­leicht gar am bes­ten sein könn­te, die Frei­heit der Gedan­ken in einer frei­en Dar­stel­lung ihren Spie­gel fin­den zu las­sen. Eine aus­ge­präg­te „visu­al liter­acy“ vor­aus­ge­setzt, kann man mit frei­en Visua­li­sie­run­gen alle Gefah­ren einer syn­tak­ti­schen Beschrän­kung des Den­kens ver­mei­den – anders for­mu­liert: Wenn Sie aus­rei­chend „spre­chend“ visua­li­sie­ren, benö­ti­gen Sie kei­ne star­re visu­el­le Gram­ma­tik, um ver­ständ­lich zu sein – und ohne das enge Kor­sett der gra­phi­schen Syn­tax flie­ßen Ihre Gedan­ken ungleich freier​29! Aus („Com­mon“) Mind­maps wer­den so hoch­gra­dig visu­el­le „Mind­scapes“​30, in denen nicht die Regeln der Dar­stel­lungs­form als Metho­dik das Den­ken begren­zen, son­dern (hof­fent­lich metho­di­sches) Den­ken qua­si frei „auf das Papier fließt“.

Soll­ten Sie den­noch eine fes­te Metho­dik der Dar­stel­lung benö­ti­gen, wäh­len Sie Metho­den, deren visu­el­le Syn­tax Ihnen onto­lo­gi­sche Aus­sa­gen gleich­wer­tig zu taxo­no­mi­schen erlaubt, die Sie nicht zum (mono‑)​hierarchischen Struk­tu­rie­ren zwingt. An ers­ter Stel­le fal­len mir hier Con­cept-Maps ein:

Con­cept Maps nach Joseph D. Nowak stam­men aus dem päd­ago­gi­schen Bereich und sind stark durch ein kon­struk­ti­vis­ti­sches Bild des Ler­nens geprägt – ein Bild, das sehr gut zu den Anfor­de­run­gen der moder­nen Arbeits­welt – dem „Life-Long-Lear­ning“, vor allem dem Selbst-Ler­nen auf Basis des vor­han­de­nen Wis­sens und der eige­nen Erfah­run­gen – passt. Con­cept Maps spie­geln zudem sehr gut Marc Prenz­kys Vor­stel­lun­gen vom Den­ken der „digi­tal natives“31 wieder.

Ver­las­sen wir die höhe­ren Sphä­ren der Päd­ago­gik und keh­ren wir zurück zu unse­rer eigent­li­chen Pro­fes­si­on – der IT und damit der Infor­ma­tik: Con­cept Maps erin­nern stark an übli­che gra­phi­sche Nota­tio­nen des Object-Role Mode­ling (ORM). Eine hoch­for­ma­li­sier­te Wei­ter­ent­wick­lung der Con­cept Maps hat spe­zi­ell zur Repre­sen­ta­ti­on von Wis­sen mit den sog. Topic Maps einen fes­ten Platz in der Infor­ma­tik gefun­den. Wir tref­fen also qua­si auf einen „alten Bekann­ten“ – Con­cept Maps erschei­nen auf ein­mal viel weni­ger „bran­chen­fremd“ und „eso­te­risch“​32.

Der Grad an For­ma­li­sie­rung von Topic Maps im Ver­gleich zur ein­fa­chen Con­cept Map ist für das freie „visu­el­le Den­ken“ sicher­lich weder nötig noch hilf­reich – aus Sicht eines ITlers (der Ziel­grup­pe die­ses Blogs) gibt die Ver­wand­schaft der Con­cept Maps zu bekann­ten Werk­zeu­gen aber viel­leicht das „gute Gefühl“, eine der eige­nen Pro­fes­si­on ange­mes­se­ne Metho­de zu nutzen.

Um bei der „Sicht des ITlers“ zu blei­ben: Eine der ers­ten Fra­gen, die ein IT-affi­ner Mensch an die­ser Stel­le stel­len wird, ist die nach dem zur Erstel­lung der Con­cept Maps am bes­ten zu nut­zen­den Soft­ware. Ich per­sön­lich wür­de für das „freie visu­el­le Den­ken“ gar kei­ne Soft­ware nut­zen – Papier und Stift (oder eine hin­rei­chend fle­xi­ble (Mal- bzw. Zeichen‑)​Software z. B. auf einem Tablet) engen am wenigs­ten ein. Ein White­board – womög­lich kom­bi­niert mit Haft­no­ti­zen für die ein­zel­nen „Con­cepts“ – oder eine Mode­ra­ti­ons­wand ermög­li­chen die gemein­sa­me Arbeit an einer Con­cept-Map​33. Füh­len Sie sich als ITler mit Papier nicht wohl oder gar in Ihrer Pro­fes­si­on gekränkt, exis­tie­ren ver­schie­dens­te Soft­ware­pro­duk­te zur Erstel­lung von Con­cept Maps und ähn­li­chen Dia­gram­men. Die oben­ste­hen­de Con­cept-Map ist mit dem frei­en „Visu­al Under­stan­ding Envi­ron­ment“ (VUE, <http://​vue​.tufts​.edu>) der Tufts Uni­ver­si­ty erstellt; eine Aus­wahl wei­te­rer rele­van­ter Soft­ware­pro­duk­te bie­tet die „List of con­cept- and mind-map­ping soft­ware“.​34 (<http://​en​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​L​i​s​t​_​o​f​_​c​o​n​c​e​p​t​-​_​a​n​d​_​m​i​n​d​-​m​a​p​p​i​n​g_software>).

Für wel­che Metho­de und (in einem optio­na­len zwei­ten Schritt) für wel­che Soft­ware Sie sich auch immer ent­schei­den – ver­ges­sen Sie bit­te nie: Es ist nicht nur wich­tig, nicht den Wald vor lau­ter Bäu­men nicht zu sehen; manch­mal ist es viel wich­ti­ger, kei­ne Bäu­me zu sehen, wo gar kei­ne sind35 – so reiz­voll auch die Idee erschei­nen mag, den Baum des Wis­sens durch rei­ne Metho­dik aus dem eige­nen Kop­fe zwin­gen zu können.

Foot­no­tes:

  1.  Dies ist die vom Duden für das Deut­schen emp­foh­le­ne Schreib­wei­se (vgl. <http://​www​.duden​.de/​r​e​c​h​t​s​c​h​r​e​i​b​u​ng/Mindmap>); „Mind-Map“ ist zwar mög­lich, jedoch nicht emp­foh­len. Im Bri­tish Eng­lish scheint „Mind Map“ vor­herr­schend zu sein. Eini­ge Schreib­wei­sen des Begriffs sind unter ande­rem in Deutsch­land ein ein­ge­tra­ge­nes Warenzeichen.
  2.  Vgl. <http://​www​.mind​-map​ping​.org/​b​l​o​g​/​m​a​p​p​i​n​g​-​h​i​s​t​o​r​y​/​r​o​o​t​s​-​o​f​-​v​i​s​u​a​l-mapping/>.
  3.  Die „offi­zi­el­le“ Soft­ware fin­det sich unter <http://​think​bu​zan​.com>. Im deutsch­spra­chi­gen Raum weist nach mei­nem Ein­druck der „Mind­Ma­na­ger“ (<http://​www​.mind​jet​.com/de/>) die mit Abstand größ­te Ver­brei­tung auf.
  4.  Zum Bei­spiel Free­Mind (<http://​free​mind​.sourcef​or​ge​.net/​w​i​k​i​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​/Main_Page>). Das eng­lisch­spra­chi­ge Wiki­pe­dia ver­fügt über eine umfang­rei­che Lis­te frei­er Mind- und Con­cept Map­ping-Werk­zeu­ge (vgl. <http://​en​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​L​i​s​t​_​o​f​_​m​i​n​d​_​m​a​p​p​i​n​g​_​s​o​f​t​w​a​r​e​#​N​o​n​-​p​a​i​d_software>).
  5.  Vgl. z. B. Tony Buzan, Bar­ry Buzan: Das Mind-Map-Buch: Die bes­te Metho­de zur Stei­ge­rung Ihres geis­ti­gen Poten­zi­als. 1., aktua­li­sier­te und erwei­ter­te Aufl. Mün­chen: mvg Ver­lag 2013, S. 53 – 56.
  6.  Vgl. <http://​www​.infor​ma​ti​ont​amers​.com/​W​i​k​I​T​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​t​i​t​l​e​=​M​indscaping>, archi­viert am 13.08.2013 unter <http://​www​.web​ci​ta​ti​on​.org/6Iqj8BROO>.
  7.  Vgl. Tony Buzan, Bar­ry Buzan, a. a. O., S. 61 ff.
  8.  Vgl. <http://​www​.tony​bu​zan​.com/​a​b​o​u​t​/​m​i​n​d-mapping/> (25.09.2013).
  9.  In älte­ren Ver­sio­nen ein­schlä­gi­ger Soft­ware waren Zwei­ge stan­dard­mä­ßig rela­tiv dick und geschwun­gen – die­ses Design ist meist einem sehr nüch­ter­nen „moder­nen“ Design auf Basis gera­der Lini­en gewi­chen. Ein „offi­zi­el­ler“ Teil der Metho­de selbst ist hier der Mode geop­fert worden.
  10.  Mir per­sön­lich drängt sich spon­tan die Fra­ge auf, ob der „Ulys­ses“ jemals mehr als eine Sei­te lang gewor­den wäre, hät­te Joy­ce Mind­map­ping gekannt.
  11.  Bemer­kens­wert ist, dass die­sel­ben Men­schen häu­fig beim Erstel­len von Prä­sen­ta­tio­nen ein kom­plett ande­res Design-Para­dig­ma zugrun­de­zu­le­gen schei­nen und uns mit wah­ren Farb- und Ani­ma­ti­ons-Explo­sio­nen beglücken.
  12.  Zur Unter­schei­dung von „Com­mon Mind Maps“ und „Buzan Mind Maps“ vgl. <http://​www​.infor​ma​ti​ont​amers​.com/​W​i​k​I​T​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​t​i​t​l​e​=​C​o​m​m​o​n​_mind_maps>, archi­viert am 13.08.2013 unter <http://​www​.web​ci​ta​ti​on​.org/6Iqimzyrg>.
  13.  Die Ten­denz, Dege­ne­rier­tes durch Neo­lo­gis­men qua­si zu adeln, lässt sich auch anders­wo beob­ach­ten – falls Ihnen nicht sowie­so sofort unzäh­li­ge Bei­spie­le aus Ihrer täg­li­chen Arbeit ein­fal­len: Fra­gen Sie einen Immobilienmakler.
  14.  Vgl. z. B. Think­Bu­zan Ltd. (Hrsg.): „Mind Map­ping: Sci­en­ti­fic Rese­arch and Stu­dies“ unter <http://b701d59276e9340c5b4d-ba88e5c92710a8d62fc2e3a3b5f53bbb.r7.cf2.rackcdn.com/docs/Mind%20Mapping%20Evidence%20Report.pdf> (25.09.2013), S. 32 – 33 und S. 41 – 43. Mei­ner Erfah­rung nach behaup­ten die meis­ten Autoren von Ver­öf­fent­li­chun­gen zum Mind­map­ping, die Metho­de sei geeig­net, die „beschrän­ken­de“ Late­ra­li­sa­ti­on qua­si zu „über­win­den“ und auf die­se Wei­se unge­nutz­te Poten­tia­le zu entfalten.
  15.  Eine schö­ne Zusam­men­fas­sung inklu­si­ve der not­wen­di­gen Kri­tik an einer gan­zen Rei­he im Gegen­satz zu Buzans Ansatz sogar poten­ti­ell gefähr­li­cher Über­in­ter­pre­ta­tio­nen fin­det sich unter <http://​arbeits​blaet​ter​.stangl​-tal​ler​.at/​G​E​H​I​R​N​/​G​e​h​i​r​n​R​e​c​h​t​s​L​inks.shtml>.
  16.  Zum Bei­spiel im Fal­le der sog. „Sug­gesto­pä­die“.
  17.  Sieht man ein­mal von doch recht amü­sant zu lesen­den Min­der­mei­nun­gen wie z. B. (eher zynisch geprägt) unter <http://​www​.faith​-cen​ter​-han​no​ver​.de/​M​i​n​d​_​M​apping.pdf> ab.
  18.  (Schrift‑)​Sprachverarbeitung funk­tio­niert so ein­fach nicht – und vie­le Lexe­me erhal­ten erst im Kon­text eine ein­deu­ti­ge Bedeu­tung, gera­de das macht viel des von Buzan so beton­ten Asso­zia­ti­ven aus.
  19.  Vgl. auch <http://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​O​n​t​o​l​o​g​i​e​_​(​Informatik)>.
  20.  Ein ver­gleich­ba­res Pro­blem lässt sich übri­gens nach mei­ner Erfah­rung für sog. Fish­bo­ne- oder Ishi­ka­wa-Dia­gram­me beobachten.
  21.  Spra­che – auch visu­el­le – neigt dazu, das Den­ken zu beein­flus­sen (wenn nicht gar zu deter­mi­nie­ren) – vgl. die Sapir-Whorf-Hypo­the­se.
  22.  Zum Bei­spiel Pro­jekt­struk­tur­plä­ne, Glie­de­run­gen von Tex­ten u.ä.
  23.  Zu Nut­zen und Kri­tik an Sequen­tia­li­tät vgl. „Guter Vor­trag – trotz der Slides (Teil 1)“.
  24.  Inter­es­sant fin­de ich, dass auf die­se Wei­se womög­lich die­sel­ben Päd­ago­gen, die eigent­lich einen kon­struk­ti­vis­ti­schen Ansatz zu ver­fol­gen glau­ben, ihren Schü­lern bei­brin­gen, ihre Gedan­ken in Hiera­chien zu pressen.
  25.  Anders­lau­ten­de kosmo­go­ni­sche Vor­stel­lun­gen erfreu­en sich in jüngs­ter Zeit nur noch wenig Beach­tung – vgl. z. B. Ygg­dra­sil, sie­he rechts­ste­hen­de Abbildung.
  26.  Ein ver­gleich­ba­rer Effekt ist für hier­ar­chi­sche Lis­ten von „bul­let points“ in Prä­sen­ta­ti­ons­pro­gram­men fest­zu­stel­len – vgl. z. B. Edward Tuf­tes Kri­tik an Power­Point in Tuf­te, Edward R.: The Cogni­ti­ve Style of Power­Point. Pit­ching Out Cor­rupts Within. 2. Aufl. 2006. Che­shire, Con­nec­ti­cut: Gra­phics Press 2006.
  27.  Erstaun­lich vie­le Soft­ware­werk­zeu­ge für das Mind­map­ping ver­fü­gen über einen genau dafür vor­ge­se­he­nen „Prä­sen­ta­ti­ons­mo­dus“.
  28.  Vgl. z. B. „Ein­fa­che Pro­jekt­pla­nung am White­board“.
  29.  Tony Buzan hat also im Ergeb­nis mei­nes Erach­tens womög­lich – sicher­lich auch und nicht zuletzt auf­grund von fal­scher Ver­wen­dung sei­ner Metho­de – Krea­ti­vi­tät eher begrenzt als im Sin­ne des Apells „Use Your Head“ „frei­ge­setzt“.
  30.  Vgl. <http://​www​.infor​ma​ti​ont​amers​.com/​W​i​k​I​T​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​t​i​t​l​e​=​M​indscaping>, archi­viert am 24.09.2013 unter <http://​www​.web​ci​ta​ti​on​.org/6JseNBbvT>.
  31.  Vgl. <http://www.marcprensky.com/writing/Prensky%20-%20Digital%20Natives,%20Digital%20Immigrants%20-%20Part1.pdf> – was auch immer man von Prenz­kys Aus­füh­run­gen hal­ten mag.
  32.  Letz­te­res hin­ge­gen kann man sicher­lich guten Gewis­sens von eini­gen Ver­öf­fent­li­chun­gen über Mind­maps behaup­ten, s. o.
  33.  Vgl. das Kapi­tel „Zu Beschrei­ben­des“ in den „Com­pu­ter­ma­lern“ (S. 15 ff).
  34.  Bei der Lite­ra­tur die­ser Lis­te ist es mei­nes Erach­tens durch­aus nicht nötig, über alle rei­nen Mind­map­ping-Pro­duk­te „hin­weg­zu­le­sen“ – sie haben wie oben dar­ge­legt durch­aus ihre Berech­ti­gung und ihren Einsatzzweck.
  35.  Mit Ramon Llulls „Arbor sci­en­tiae“ lässt sich der Baum als eine domi­nan­te Idee der Logik (und damit auch Infor­ma­tik) über Gott­fried Wil­helm Leib­nitz bis in das Mit­tel­al­ter zurück­ver­fol­gen. Die meta­pho­ri­sche Ver­knüp­fung von Baum und Erkennt­nis ist offen­kun­dig sogar viel älter. Es ist dar­über hin­aus mei­nes Erach­tens nicht ver­wun­der­lich, dass Llulls ein­ge­hen­de Beschäf­ti­gung mit zwei mono­the­is­ti­schen Reli­gio­nen auf­grund des ihnen i. d. R. eige­nen Hangs zu Dua­lis­men zu mono­hier­ar­chi­schen (Denk‑)​Strukturen führ­te – und dass eben sol­che Struk­tu­ren das wis­sen­schaft­li­che Den­ken in Euro­pa bis heu­te prä­gen und als „natür­lich“ begrif­fen werden.
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