Ich gehöre zu den Menschen, die ihr Leben nicht nur ohne Auto, sondern sogar ohne Führerschein zu bestreiten versuchen1. Verkehrszeichen als symbolisch-ikonische2 Zeichen sind mir dementsprechend eigentlich eher weniger präsent. Die Erwähnung des Zeichens für „Gefahrstelle“ im Artikel über das Visualisieren von Projektrisiken nun hat mir geradezu die Augen geöffnet: Die Symbolik der Verbots‑, Gefahr- und Gebotszeichen ist in ihrer Semantik bekannt3 und eindeutig und praktisch beliebig mit piktographischen Darstellungen kombinierbar. Zudem sind zumindest Verbots- und Warnschilder auch noch extrem einfach zu zeichnen:
- Eine Warnung vor etwas, das bereits Bestandteil des eigenen visuellen Wortschatzes ist, lässt sich wunderbar visualisieren, indem man das jeweilige Piktogramm mit einem roten Dreieck umgibt. Ebenfalls klar als Warnung erkennbar sein dürfte eine Darstellung als schwarz-gelbes Warnzeichen, ein gelber Hintergrund ist allerdings nicht gerade visualisierungsfreundlich – gelbe Stifte sind selten und das Füllen des Hintergrunds zumindest beim „analogen“ Zeichnen aufwendig.
- Ein Verbot lässt sich analog dazu durch einen roten Kreis4 – ggf. zur weiteren Verdeutlichung diagonal durchgestrichen – visualisieren.
- Gebote sind etwas weniger leicht zu zeichnen, da das eigentliche Piktogramm weiß auf blauem Hintergrund erscheint – und es nicht wirklich deckend-weiße Flipchartstifte gibt. Am Whiteboard lässt sich dieser Effekt sehr einfach erzielen, indem man eine Fläche blau einfärbt und dann mit dem Finger o. ä. das eigentliche Piktogramm durch Wegwischen der Farbe zeichnet5:
Ähnliches ist mit dem Radierer-Werkzeug o. ä. möglich, falls man mit einer App auf einem Tablet zeichnet:Am Flipchart hingegen muss man das eigentliche Piktogramm „zeichnen“, indem man die Flächen eben nicht mit Farbe füllt. Dabei ist zu beachten, dass beim Zeichnen der Umrisse die Innen- und nicht wie normalerweise die Außenseite des oft ja recht breiten Marker-Strichs die entscheidende ist. Zeichnet man etwas auf diese Weise zum ersten Mal, empfiehlt es sich, die Umrisse zuvor mit einem Bleistift vorzuzeichnen.
Ist aus dem Kontext klar erkennbar, dass es sich um ein Gebot handeln soll, ist u.U. auch eine deutlich vereinfachte Darstellung hinreichend deutlich:
Das Parkplatz-Schild findet bei mir übrigens häufig Verwendung, um einen „Ideen-Parkplatz“ zu markieren, auf dem im Laufe eines Gruppenprozesses entstehende Ideen, die nicht unmittelbar zum Thema gehören, „geparkt“ werden.
„Visuelle Komposita“ wie obige Beispiele sind ein einfacher Weg, den eigenen visuellen Wortschatz extrem schnell und effektiv zu erweitern – ob zur Präsentation am Flipchart oder z. B. für Sketchnotes. Probieren Sie es aus!
Footnotes:
- ↑ Ein übrigens nicht immer einfaches Unterfangen.
- ↑ Häufig kombinieren Verkehrszeichen ein oder mehrere Symbole und Ikonen i. S. Charles S. Peirces, z. B. den (symbolischen) roten Verbotskreis mit einer (ikonischen) Darstellung eines LKWs und ggf. einer (mehr oder minder symbolischen) Gewichtsangabe oder das (symbolische) warnende Dreieck mit einer (ikonischen) Darstellung der Gefahr (bspw. einer Kröte oder einer Entenfamilie).
- ↑ Im internationalen Umfeld sollte beachtet werden, dass Verkehrszeichen (naturgemäß insbesondere bezüglich ihres symbolischen Anteils; vgl. vorstehende Fußnote) oft deutlich anders aussehen als aus Deutschland gewohnt; Gefahrzeichen werden in großen Teilen des englischen Sprachraumes einschließlich der USA beispielsweise auf Basis gelber Rauten („diamond signs“) gebildet – vgl. <https://www.avd.de/wissen/infothek/ausland/internationale-verkehrszeichen/> (24.08.2014). Edward Tufte <http://www.edwardtufte.com> hat das Thema „diamond signs“ übrigens ausgiebig variiert; vgl <http://www.edwardtufte.com/bboard/q‑and-a-fetch-msg?msg_id=0003pg> (24.08.2014).
- ↑ Kreise zu zeichnen ist erstaunlich schwer. Für große Kreise empfiehlt es sich, eine Schnur als „Zirkel“ zu benutzen, für kleine einen runden Gegenstand (z. B. ein Glas) als „Schablone“.
- ↑ Allerdings ist dieses Vorgehen mit dreckigen Fingern verbunden und wirkt manchmal „schmierig“. Ähnlich einfach lassen sich übrigens gestrichelte Linien am Whiteboard realisieren: Zuerst wird eine „normale“, durchgezogene Linie gezeichnet und dann die Strichelung in die Linie „hineingewischt“.