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Drei Anregungen für wirksamere Online-Präsentationen

Tim Themann

„Prä­sen­tie­ren“ ist ja eines der Haupt-The­men die­ses Blogs – umso erstaun­li­cher ist es, dass ich trotz vie­ler Arti­kel zum The­ma „Online-Mee­tings“ noch kei­nen Arti­kel zum The­ma „Online prä­sen­tie­ren“ geschrie­ben habe. Das hole ich hier­mit nach. 

Mei­ner per­sön­li­chen Erfah­rung nach gibt es drei Haupt­aspek­te, denen man online (noch mehr) Auf­merk­sam­keit wid­men sollte:

Nicht nur gegen die Wand reden

Steht man das ers­te Mal auf einer Büh­ne, die so groß und so aus­ge­leuch­tet ist, dass man das Publi­kum kaum noch sieht, ist man meist erschro­cken und muss sich erst müh­sam an die­se neue Situa­ti­on gewöh­nen. Online pas­siert das häu­fig auch auf klei­ner Büh­ne: Gar nicht so sel­ten erlebt man, dass das Online-Publi­kum mehr oder min­der geschlos­sen Kame­ra und Mikro­fon abschal­tet und man gleich­sam gegen eine Wand aus lee­ren, meist schwar­zen und mit den Initia­len der Zuschau­er gefüll­ten Bil­dern redet – und man weiß gar nicht mehr, wer wirk­lich zuhört oder wer viel­leicht gera­de etwas völ­lig ande­res tut, womög­lich zum Kaf­fee kochen in der Küche ist.

Gegen die­ses Pro­blem – und neben­bei auch gegen die sehr ver­brei­te­te Zoom-Fati­gue​1 – hilft vor allem Inter­ak­ti­on mit dem Publi­kum. Zwi­schen­durch Fra­gen zu stel­len, Hand­zei­chen geben zu las­sen oder zum „Chat Stor­ming“ (vgl. hier) auf­zu­ru­fen, weckt die Zuschau­er auf und macht sie zum inte­gra­len Bestand­teil des Vor­trags. Idea­ler­wei­se ver­wen­det man Inter­ak­ti­ons­for­ma­te, die ein Anschal­ten der Kame­ra gleich­sam erzwin­gen (phy­sisch die Hand heben, Kar­ten in die Kame­ra hal­ten o. Ä., vgl. hier) – so wird die vor­her schwar­ze Wand auf ein­mal zu einem sicht­ba­ren Publikum!

Nutzt man eine Webcast​2-Soft­ware, gibt es womög­lich gar kei­ne Kame­ra­bil­der der Teil­neh­mer, der „Rück­ka­nal“ aus dem Publi­kum ist even­tu­ell auf den Chat begrenzt. Ähn­li­ches gilt für vie­le Strea­ming-Diens­te. Selbst der Chat bie­tet jedoch umfang­rei­che Mög­lich­kei­ten der Inter­ak­ti­on (vgl. „Online-Mode­ra­ti­on ohne vie­le Tools“).

Ist die direk­te Inter­ak­ti­on inner­halb der ver­wen­de­ten Soft­ware-Lösung (Web­cast-Soft­ware bzw. Strea­ming) gar nicht mög­lich, kann man übri­gens exter­ne Werk­zeu­ge wie Mentimeter3 nut­zen, um den­noch inter­ak­ti­ve Ele­men­te in den Vor­trag zu inte­grie­ren. Ist der Vor­trag vor­ab auf­ge­zeich­net, ist Inter­ak­ti­on natur­ge­mäß gar nicht mög­lich – die­sen Fall hal­te ich aber auch für ein völ­lig ande­res Sze­na­rio, in dem es das Publi­kum weni­ger durch den Refe­ren­ten als durch klas­si­sche fil­mi­sche Mit­tel zu fes­seln gilt.

Sofern es mit der jewei­li­gen Teil­neh­mer­zahl mög­lich ist, wür­de ich der i. d. R. bes­se­ren Inter­ak­ti­ons­mög­lich­kei­ten wegen tat­säch­lich eine Video­kon­fe­renz-Soft­ware gegen­über einer Web­cast- oder Strea­ming-Lösung prä­fe­rie­ren – und wenn irgend mög­lich live vor­tra­gen.

Präsent sein

Ob vir­tu­ell oder off­line: Die wahr­ge­nom­me­ne Prä­senz des Refe­ren­ten gehört zu den ent­schei­den­den Ele­men­ten einer wirk­sa­men Prä­sen­ta­ti­on – nur ist sie online deut­lich schwie­ri­ger zu erzie­len: Es bleibt ledig­lich das Kame­ra­bild, womög­lich durch die gezeig­ten Foli­en zu Brief­mar­ken­grö­ße ver­klei­nert und an den Bild­schirm­rand gedrängt (s. u.). Den­noch kann man eini­ges tun, um auch vir­tu­ell präsent(er) zu wirken:

Nur wirklich relevante Folien zeigen

Das gro­ße Pro­blem vie­ler text­las­ti­ger Power­Point-Prä­sen­ta­tio­nen ist: Man kann nicht gleich­zei­tig lesen und zuhö­ren (vgl. hier). Von die­sem grund­le­gen­den Pro­blem vie­ler Prä­sen­ta­tio­nen abge­se­hen, kann es ein­fach nicht sinn­voll sein, sich von wenig rele­van­ten Foli­en den Platz für die eige­ne Prä­senz am Bild­schirm (s. o.) steh­len zu las­sen – oder gar mit von Stich­punk­ten gespick­ten Foli­en die eige­nen Vor­trags­in­hal­te qua­si zu „spoi­lern“. Foli­en soll­ten also gera­de online wirk­lich nur dann zum Ein­satz kom­men, wenn Sie in einer Wei­se inhalt­lich rele­vant sind, die durch das gespro­che­ne Wort nicht zu erset­zen ist – wenn sie illus­trie­ren, nicht nur deko­rie­ren (vgl. hier) oder ein­fach „weil man das so macht“ erstellt wur­den. Las­sen Sie sich nicht von unwich­ti­gen Foli­en den Platz am Bild­schirm steh­len! Zeigt man gera­de kei­ne Folie, soll­te man also die Bild­schirm­frei­ga­be been­den, den eige­nen Abstand zur Kame­ra anpas­sen (s. o.) und so den Platz auf den Bild­schir­men des Publi­kums zurück­er­obern. Alter­na­tiv dazu kann man mit eini­gen Video­kon­fe­renz-Lösun­gen die Foli­en als vir­tu­el­len Hin­ter­grund nutzen​5 oder ein Bild­schirm­de­sign ähn­lich dem einer Nach­rich­ten­sen­dung verwenden​6.

Ich wür­de Foli­en für Online-Prä­sen­ta­tio­nen übri­gens eher im For­mat 4:3 als im For­mat 16:9 (vgl. hier) erstel­len – die meis­ten Bild­schir­me des Publi­kums dürf­ten zwar inzwi­schen ver­gleichs­wei­se breit sein, aber vie­le Video­kon­fe­renz-Lösun­gen nut­zen einen Teil des Bild­schirms meist am rech­ten Rand für Bedien­ele­men­te, die Teil­neh­mer­lis­te oder den Chat – und spä­tes­tens im Fal­le des „Nachrichtensprecher“-Designs sind die Foli­en sowie­so nur klein zu sehen. Zudem soll­ten Sie beden­ken, dass ihr Publi­kum unter Umstän­den mit sehr klei­nen Bild­dia­go­na­len zuschaut – bei­spiels­wei­se vom Tablet oder Mobil­te­le­fon. Der Rat, wirk­lich gro­ße Schrift­gra­de zu ver­wen­den (vgl. hier), gilt also für Online-Prä­sen­ta­tio­nen nicht nur eben­falls, son­dern erscheint mir gar ungleich wichtiger.

Fast alles, was für „nor­ma­le“ „Off­line-Prä­sen­ta­tio­nen“ gilt, gilt natur­ge­mäß auch online – wie wir gese­hen haben, man­ches Mal sogar noch mehr. In jedem Fall emp­feh­le ich Ihnen also auch, einen Blick auf die The­men­sei­te Prä­sen­tie­ren hier im Blog zu werfen.

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