Praktisch ist die Taste B weitgehend ungenutzt, ihre Funktion nur wenig bekannt – lesen Sie heute das erste Mal davon, befinden Sie sich also in guter Gesellschaft. B (wie „blank“) blendet die aktuelle Folie aus und zeigt einen schwarzen Bildschirm, W (wie „white“ – noch deutlich weniger bekannt) einen weißen2. Doch warum sollte man das wollen – warum die mühsam zur pointierten Unterstützung des Vortrages erstellten Folien verstecken? Meiner Erfahrung nach gibt es mindestens drei gute Gründe dafür – die im Übrigen so häufig auftreten, dass eine hohe Abnutzung der Taste wirklich zu erwarten wäre:
- Eine Zwischenfrage bedarf einer komplexen Antwort, die die Hinzunahme eines weiteren (zum Visualisieren aus dem Stegreif geeigneteren) Mediums bedarf. Ihre groß und meist relativ hoch projizierte vorbereitete Folie würde in dieser Situation vom kleinen, relativ wenig dominanten Flipchart oder Whiteboard – von der eigentlich gerade ihre spontanen Erläuterungen unterstützenden Visualisierung – ablenken.
- Es kommt zu einer kontroversen Diskussion. In dieser Situation verschafft Ihnen Ihre projizierte Folie in der Wahrnehmung des Publikums – der Diskussionsteilnehmer – einen „unfairen“ Vorteil. Dieser wahrgenommene Vorteil kann durchaus geeignet sein, Ihre eigentlichen Sachargumente zu diskreditieren – vor allem, falls die aktuell gezeigte Folie Ihren Standpunkt deutlich unterstreicht. Die Folie auszublenden, erzeugt ein Gefühl von „Waffengleichheit“ und demonstriert Souveränität.
- In jedem Fall zeigt das Ausblenden der aktuellen Folie explizit, dass Ihr Vortragsfluss unterbrochen wurde – und das Wieder-Einblenden expliziert die Rückkehr zu Ihrem ursprünglichen „rotem Faden“; Zwischenfragen und ‑Diskussionen werden auf diese Weise sichtbar gegen Ihre eigentliche Dramaturgie abgegrenzt, die ursprüngliche Struktur Ihres Vortrags bleibt klar erkennbar. Dementsprechend sollte auch auf die meisten Störungen ein Griff zur Taste B folgen.
Sowohl die schwarze als auch die weiße Projektionsfläche lassen sich übrigens auch geplant im Vortrag einsetzen – weiß bzw. plant man vorab, an welcher Stelle des Vortrags es z. B. zu einer offenen Diskussion kommen soll, ist es oft sinnvoll, zu diesem Zweck eine leere schwarze Folie einzufügen. Auf diese Weise kann man als Referent weder die Diskussion noch das Drücken der Taste B vergessen. Aus ähnlichen Gründen empfiehlt es sich, Präsentationen grundsätzlich mit einer solchen schwarzen Folie zu beenden – und vielleicht aus optisch-dramaturgischen Gründen sogar damit starten zu lassen, um nicht minutenlang bereits vor Beginn des eigentlichen Vortrags die Titelfolie zu zeigen.
Zum Schluss kommen
Häufig ist es üblich (und oft aus Zeitgründen auch sinnvoll), Fragen und Diskussionen gleichsam an das Ende des Vortrags zu verbannen, Zwischenfragen während des Vortrags gar zu verbieten. Viele Vorträge enden zu diesem Zweck mit einer mehr oder minder hübschen „Fragen?“-Folie (vgl. z. B. eine Google-Bildersuche nach „Questions“).
Meiner Erfahrung nach regen derartige Folien praktisch nie zum Fragen oder gar zur Diskussion an. Das Publikum erwartet auf Ihren Folien Antworten – setzen Sie sich über diese Erwartungshaltung hinweg, sollten sie dies viel expliziter tun: An das Ende eines Vortrags eine konkrete, anregende Folie mit Fragen oder Diskussionspunkten zu setzen, ist sicherlich anregender als selbst die humoristischste (vermeintlich alles „auflockernde“) „Fragen?“-Folie.
Footnotes:
- ↑ Wirklich belastbare Zahlen existieren dazu übrigens nicht – vgl. <http://blog.indezine.com/2013/02/30-million-powerpoint-presentations.html> (09.02.2014). Es dürften aber tatsächlich viele Millionen sein.
- ↑ Zur Belegung weiterer Tasten im Präsentationsmodus von PowerPoint vgl. <http://office.microsoft.com/en-us/powerpoint-help/keyboard-shortcuts-for-use-while-delivering-a-presentation-in-powerpoint-2013-HA102749078.aspx>.