Fast alle Artikel in diesem Blog handeln davon, wie man Zeichnungen zu Papier oder auf das Whiteboard bringt. Dieser Artikel handelt ausnahmsweise quasi vom Gegenteil – davon, wie man sie vom Whiteboard wieder herunterbekommt.
Whiteboards sind eigentlich nur sehr glatte, idealerweise kratzfeste weiße Oberflächen. Whiteboard-Marker (im Englischen viel treffender „dry-erase marker“) sind mit einer auf Mikro-Pigment-Partikeln basierenden Farbe gefüllt. Ein Whiteboard abzuwischen, bedeutet also „lediglich“, diese im Idealfall nur schwach haftenden Partikel möglichst rückstandsfrei von der glatten Oberfläche zu entfernen, ohne die Oberfläche dabei zu beschädigen – ein theoretisch sehr einfaches, rein mechanisches Problem.
Trotzdem sieht man unglaublich viele extrem verschmutzte, ungepflegte Whiteboards.
Meines Erachtens gibt es dafür zwei Hauptgründe: Zu wenig putzen und zu viel putzen. Ersterer Fall ist trivial; Faulheit oder Ignoranz gegenüber dem Werkzeug bzw. dem Visualisieren im Allgemeinen sind nicht selten. Letzterer Fall – zu viel oder vor allem auch falsch putzen – ist allerdings m. E. noch häufiger:
- Viele Whiteboard-Benutzer verwenden spezielle, meist in Sprühflaschen erhältliche Whiteboard-Reinigungsflüssigkeiten – und sind dabei vermutlich der festen Überzeugung, ihrem Whiteboard etwas Gutes zu tun. Das Gegenteil ist oft der Fall: Die meisten dieser Flüssigkeiten bestehen aus (manchmal mit Alkoholen gemischtem) Wasser und anionischen Tensiden – eine Mischung, die man auch ganz unpoetisch als „Seifenwasser“ bezeichnen kann. Seife hinterlässt Rückstände – praktisch alles, was man im Haushalt mit Reinigungsmitteln behandelt, würde man anschließend mit klarem Wasser nachspülen oder ‑wischen. Nach dem Einsatz von Whiteboard-Reinigern tut das praktisch niemand. Dementsprechend sammeln sich Rückstände des Reinigers auf der Whiteboard-Oberfläche und vermischen sich beim nächsten trockenen Wischen mit den Farbpigmenten zu farbigen Schlieren. Ein mit Reinigungsflüssigkeit gereinigtes Whiteboard ist trocken oft kaum noch wirklich rückstandsfrei abwischbar1.
- Auch für die rein mechanische Reinigung gibt es erstaunlich viele ungeeignete Produkte. Gerade die auf auswechselbaren meist relativ dünnen Papier- oder Filztüchern basierenden Tafelwischer neigen dazu, die Farbpigmente nur umherzuschieben; die Tücher nehmen die Partikel kaum auf. In Kombination mit Reinigungsflüssigkeiten erzeugen manche Tafelwischer eher aquarellartige „Kunstwerke“ als einen relevanten Reinigungseffekt.
- Überhaupt nicht für die Reinigung von Whiteboards vorgesehene Werkzeuge oder Substanzen – Haushaltsschwämme und ‑reiniger, starke Lösungsmittel etc. – wiederum haben das Potential, die empfindliche Whiteboard-Oberfläche zu beschädigen. Je nach Qualität und Material des Whiteboards reicht dafür manchmal schon ein qualitativ minderwertiges Papierhandtuch. Ist das Whiteboard erst einmal zerkratzt oder aufgeraut, ist es kaum noch sinnvoll zu reinigen – die Farbpartikel setzen sich in den Unebenheiten fest und sind dort kaum mehr „herauszuwischen“.
Es erscheint also so, als gäbe es gute Gründe, warum so viele Whiteboards extrem schmutzig sind. Auf der anderen Seite ist das eingangs definierte Problem, „schwach haftende Partikel möglichst rückstandsfrei von der glatten Oberfläche zu entfernen, ohne die Oberfläche dabei zu beschädigen“ wirklich wohlerforscht – nichts anderes tut man beim Putzen im Haushalt! Schaut man sich in Drogerien um (oder bleibt man aufgrund leerer Batterien in der Fernbedienung bei einem Teleshopping-Kanal hängen), erkennt man schnell, was die aktuelle Antwort der Industrie auf dieses Problem ist: Mikrofaser. Und tatsächlich: Moderne Mikrofasertücher eignen sich erstaunlich gut dazu, Whiteboards zu reinigen. Das Gewebe ist darauf optimiert, Partikel zu binden; das erwähnte „umherschieben“ der Farbpigmente bleibt aus.
Im Praxistest vermögen unterschiedliche Mikrofasertücher auch alte (vermutlich aufgrund von Reinigungsmittelrückständen entstandene) Farbschlieren problemlos abzuwischen, selbst bereits lange als „fest eingebrannt“ akzeptierte Farbreste lösen sich erstaunlich bereitwillig. Auf (reines) Wasser zur Benetzung des Tuchs muss nach meiner Erfahrung eigentlich nur zurückgegriffen werden, falls es gilt, massive Seifenrückstände zu entfernen.
Auf speziell für die Whiteboard-Reinigung vorgesehene Mikrofaserprodukte zurückzugreifen, ist m. E. nicht nötig – ein möglichst weiches Tuch aus der Drogerie ihres Vertrauens ist vollkommen ausreichend und vermutlich deutlich preiswerter. Nicht vergessen sollte man allerdings auch hier (ähnlich wie bei Brillenputztüchern) die Gefahr des Zerkratzens durch zu harte Fasern oder verschmutze Tücher – ein wenig Vorsicht ist angebracht.
Das für mich Schönste an Mikrofasertüchern ist übrigens ihre hohe Transportabilität: Sie nehmen kaum Platz weg und können im Gegensatz zu Reinigungsflüssigkeit nicht auslaufen – und sind deswegen neben einem Sortiment Whiteboard- und Flipchart-Marker ähnlich wie Magic-Charts und Stattys Notes immer dabei.
Footnotes:
- ↑ Reines Wasser ohne Tensid-Zusatz ist übrigens keine Alternative, da es aufgrund seiner Oberflächenspannung die Mikropartikel quasi „abstößt“; reiner Alkohol ist ebenfalls nicht geeignet, da die dem haushaltsüblichen „Spiritus“ aus steuerlichen Gründen zugesetzten Vergällungsmittel meiner Erfahrung nach ebenfalls Rückstände hinterlassen.
Vielen Dank für diese Zusammenfassung! Ich benutze übrigens sehr gerne schwarze Microfasertücher, weil die farbigen so schnell unansehnlich werden.
🙂 Der Hinweis mit den schwarzen Tüchern ist gut – helle Tücher sehen in der Tat in kürzester Zeit ein bisschen sehr nach Arbeit aus!