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Warum mir Scrum im IT-Infrastruktur-Bereich oft als wenig sinnvoll erscheint

Tim Themann

„Wir machen jetzt [auch​1] Scrum.“ ist ein Satz, den (sicher nicht nur) ich in den letz­ten Jah­ren sehr häu­fig gehört habe – inzwi­schen auch außer­halb des Soft­ware­ent­wick­lungs-Bereichs im tra­di­tio­nell metho­disch eher kon­ser­va­ti­ven IT-Infra­struk­tur-Bereich​2. Prak­tisch erlebt man dabei Scrum häu­fig eher als MeToode (Antrieb: „Alle machen das!“) denn als Metho­de und oft gleich­sam mutiert durch mehr oder min­der mas­si­ves „Metho­den-Fran­ken­stei­ning“ (Ansatz: „Was nicht passt, wird pas­send gemacht!“). Letz­te­res hat m. E. einen sehr ein­fa­chen Grund: Scrum passt ein­fach häu­fig nicht zur Arbeits­wei­se der IT-Infrastruktur-Abteilungen:

Der Wunsch, auch im IT-Infra­struk­tur-Bereich „agi­ler zu wer­den“ – gemeint ist hier ver­mut­lich meist „schnel­ler, adap­ti­ver und reak­ti­ons­fä­hi­ger“ –, ist voll­kom­men nach­voll­zieh­bar: Die zuneh­men­de Geschwin­dig­keit und eben­so zuneh­men­de Beschleu­ni­gung der tech­ni­schen Ent­wick­lung und die sich ähn­lich ent­wi­ckeln­de Ände­rungs­ge­schwin­dig­keit der Anfor­de­run­gen zwin­gen gera­de­zu dazu. Als IT-Infra­struk­tur-Abtei­lung qua­si „am Ende der Nah­rungs­ket­te“ den kon­ti­nu­ier­li­chen Strom von Pro­duk­ten (und Updates) zuneh­mend agi­ler Soft­ware­her­stel­ler gleich­sam zu „ver­dau­en“, ver­langt neue – ver­mut­lich eben­so agi­le – Ansät­ze (vgl. hier). Das heißt aber nicht auto­ma­tisch, dass man Scrum ein­füh­ren muss – und schon gar nicht, „weil es alle machen“. Sucht man nun unbe­dingt die Metho­de, um „agi­ler zu wer­den“​6, erscheint mir Kan­ban in die­sem Umfeld deut­lich geeig­ne­ter: Kan­ban ermög­licht nicht nur das Mischen von reak­ti­ven Sup­port-Tätig­kei­ten und Pro­jekt­ar­beit, son­dern macht zudem den inhä­ren­ten Kon­flikt sicht- und damit hand­hab­bar (vgl. hier und hier) – und das Kan­ban-Prin­zip „Begin­ne mit dem, was Du gera­de tust“ i. S. einer evo­lu­tio­nä­ren Ver­bes­se­rung dürf­te der Rea­li­tät einer ja häu­fig gera­de­zu „getrie­be­nen“ IT-Abtei­lung viel ange­mes­se­ner als das radi­ka­le „Über­stül­pen“ noch einer neu­en MeToode.

Foot­no­tes:

  1.  Das „auch“ kommt sicher­lich eher weni­ger von Ent­schei­dern denn von den Ausführenden.
  2.  Mein (oft nur ver­meint­lich boden­stän­di­ger) Beritt, ich beschäf­ti­ge mich haupt­säch­lich mit der Imple­men­tie­rung der infra­struk­tu­rel­len Basis der IT.
  3.  Schwa­ber, Ken und Sut­her­land, Jeff: The Scrum Gui­de. The Defi­ni­ti­ve Gui­de to Scrum: The Rules of the Game. 2017. S. 3. Down­load unter <https://​www​.scr​um​gui​des​.org> (31.10.2019).
  4.  Wider­spricht aber übri­gens m. E. nicht unmit­tel­bar dem Scrum Guide.
  5.  Vgl. bspw. die Dis­kus­si­on unter <https://​www​.scrum​.org/​f​o​r​u​m​/​s​c​r​u​m​-​f​o​r​u​m​/​5​3​0​4​/​p​a​r​t​i​a​l​l​y​-​a​l​l​o​c​a​t​e​d​-​t​e​am-members> (31.10.2019), archi­viert am 31.10.2019 unter <https://web.archive.org/web/20191031161602if_/https://www.scrum.org/forum/scrum-forum/5304/partially-allocated-team-members>.
  6.  Dafür ist m. E. nicht per se eine defi­nier­te Metho­de not­wen­dig und womög­lich nicht ein­mal hin­rei­chend – wich­ti­ger dürf­te womög­lich das Schaf­fen eines ent­spre­chen­den Umfelds sein (vgl. hier).
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