Zwei Dreiecke begleiten fast immer mindestens mein berufliches Tun: Das „magische Dreieck“ des Projektmanagements und das „TZI-Dreieck“ der Themenzentrierten Interaktion1.
Beide Dreiecke handeln von einer dynamischen Balance und wollen aufmerksam und mühsam austariert werden:
- Im Projektmanagement gilt es, die abhängig-konkurrierenden Größen Zeit, Kosten und Qualität2 in einem i. d. R. vorab gesteckten Rahmen zu halten, …
- … bei der Themenzentrierten Interaktion (TZI) versucht man, die Einzelnen („Ich“) mit ihren Anliegen und Bedürfnissen, die (Arbeits‑)Gruppe („Wir“) als Ganzes und die eigentliche Aufgabe („Es“) als gleichberechtigte Faktoren in einer dynamischen Balance zu halten.
Nicht ausschließlich auf die Leistungserbringung, sondern (gleichberechtigt) auch auf individuelle und soziale Aspekte innerhalb des Teams fokussiert zu sein, ist m. E. ein (wenn nicht der) Erfolgsfaktor der Projektarbeit – egal, ob agil oder „klassisch“3.
Die Dreiecke verbinden
Visuelles Denken funktioniert oft, indem man visuelle Metaphern „weiterschreibt“ und/oder verbindet. Was läge mir näher, als das mit meinen beiden „Lieblings-Dreiecken“ zu tun?
Wie so häufig hilft (zumindest mir) die Visualisierung beim „Weiter-Denken“ der Ideen: Gerät das „Es“-(Projektmanagement‑)Dreieck in seiner Ecke aus der Balance, führt das zwangsläufig zu einer Dominanz des „Es“ im übergeordneten Dreieck – auch dessen Balance gerät aus den Fugen. Die beiden Dreiecke gemeinsam und quasi „verschachtelt“4 zu betrachten, ist mir oft eine gute „visuelle Mahnung“ daran, auch und gerade in der Projekt-Krise die Einzelnen und die Gruppe nicht zu vergessen, sondern im Gegenteil Kraft darauf zu verwenden, die Balance von „Ich“, „Wir“ und „Es“ trotz Krise (und nicht zuletzt meist auch zur Bewältigung der Krise) wiederherzustellen.
Das „magische Dreieck“ des Projektmanagements einkreisen
Noch gar nicht eingegangen bin ich auf den Kreis um das TZI-Dreieck – den sog. „Globe“. Er wurde dem Dreieck erst später hinzugefügt, nachdem Ruth Cohn in der praktischen Arbeit mit dem Konzept bemerkt hatte, dass die reine Fokussierung auf die drei Ecken und ihre Balance den Blick auf das (globale) soziale, politische oder bspw. ökologische Umfeld verstellt5.
Praktisch alle Projektmanagement-Frameworks sehen zwar eine mehr oder minder detaillierte Umfeldanalyse vor, ein stetiges „den ‚Globe‘ im Hinterkopf behalten“ als Grundhaltung scheint mir dieser sehr strukturierten Ansätze aber nicht zu ersetzen und die Grenzen des analysierten Umfelds scheinen mir zudem oftmals zu eng gesteckt zu sein. Die Überlegungen Ruth Cohns zum „TZI-Dreieck“ und zum „Globe“ auf das „magische Dreieck“ des Projektmanagements zu übertragen, erscheint mir dementsprechend naheliegend.
Visualisierungen (und visuelle Sprache) beeinflussen ähnlich wie die Sprache selbst das Denken. Deswegen ist es nicht nur „kosmetisch“, wenn ich vorschlage: Lasst uns das „magische Dreieck“ des Projektmanagements um den „Globe“ ergänzen – als ständige Mahnung, das Umfeld im Blick zu behalten, sozial, politisch und ökologisch, im Projekt, aber auch darüber hinausgedacht. Die Visualisierung des TZI-Dreiecks hat durch das „Einkreisen“, durch den „Globe“, enorm an Wirkung gewonnen – praktisch jeder, der sich mit Themenzentrierter Interaktion beschäftig hat, kennt den Ruth Cohn zugeschriebenen Ausspruch „Wer den Globe nicht kennt, den frisst er.“ Sehr viel anders ist es im Projektmanagement nicht – und würde jeder angehende Projektmanager das „magische Dreieck“ nur „eingekreist“ kennenlernen: Wie viele projektgefährdende Betriebsblindheiten und wie viele aus dem Projekt resultierende Unverantwortlichkeiten könnten wohl vermieden werden?
Footnotes:
- ↑ Vgl. u. a. <https://www.ruth-cohn-institute.org/tzi-konzept.html> (12.08.2018).
- ↑ Im Sinne von „Inhalt“ bzw. „Umfang“.
- ↑ Wobei mir dieser Ansatz im agilen Umfeld derzeit stärker verankert erscheint – und dort auch in Form explizierter Werte kodifiziert ist.
- ↑ Das „Es“ dabei – anders als im TZI-Dreieck üblich – in eine der unteren Ecken zu verschieben, vermeidet ein „Stapeln“ der Dreiecke, das das „Es“ m. E. massiv überbetonen würde.
- ↑ Vgl. Kroeger, Matthias: Ruth Cohns Globe-Verständnis und unsere Aufgaben. In: Themenzentrierte Interaktion 27 (2013). S. 62 – 78.