Elektrostatisch haftende Moderationskarten sollten zumindest jedem PMCamp-Teilnehmer vom PMCamp-Sponsor Stattys (http://www.stattys.com, vgl. hier) bekannt sein. Weniger bekannt (da relativ neu auf dem Markt) dürfte ein sehr ähnliches Produkt der allerdings deutlich bekannteren Firma Legamaster (<http://www.legamaster.com/>) sein: Die Magic-Chart Notes – mir dankenswerterweise vom Hersteller zur Evaluation zur Verfügung gestellt1.
Auf den ersten Blick wirken die Magic-Chart Notes wie ein „Nachbau“ der „Stattys Notes“ – wenig verwunderlich, ist das grundlegende Konzept2 doch fast identisch: Dünne, mehr oder minder gut beschreibbare Folien-Blätter haften durch elektrostatische Aufladung auf allen halbwegs glatten Flächen und ersetzen so „klassische“ Moderationskarten nebst Nadeln und vor allem der sperrigen Pinnwand.
Und so ergeben sich auch fast dieselben Vor- und Nachteile wie bei vergleichbaren Produkten:
- Wenig Gepäck: Da die Magic-Chart Notes auf jeder glatten Oberfläche haften, benötigt man keine Pinnwand. Für die Karten ist Platz in jeder (Notebook‑)Tasche und eine glatte Fläche findet sich immer irgendwo3; einem spontanen Einsatz aus dem Stegreif steht nichts im Wege.
- Kein Klebstoff und keine Pins: Da die Karten elektrostatisch haften, hinterlassen sie keine Klebstoffreste4. Auch die von den Pin-Nadeln hinterlassenen Löcher gehören der Vergangenheit an.
- Gut verschieb- und damit umsortierbar: Moderationskarten werden meist eingesetzt, wenn es gilt, die einzelnen notierten Punkte auch umsortieren zu können5 – sei es zum Clustern von Brainstorming-Ergebnissen, für die Projektplanung (vgl. hier) oder für das agile (Kanban-)Taskboard.
Die Magic-Chart Notes gibt es in den für Moderationskarten üblichen Farben in den Formaten 10 cm × 20 cm sowie (mit leider etwas geringerer Farbauswahl) in quadratischen 10 cm × 10 cm. Letzteres Format kommt in ihrer Arbeitsorganisation an „klassische“ Haftnotizen („Post-Its“) gewöhnten Menschen entgegen und funktioniert zudem problemlos mit der Post-It Plus App (vgl. hier) – für den einen oder anderen Anwendungsfall durchaus interessant.
Als problematisch erweist sich nach meiner Erfahrung oft die recht begrenzte Oberflächenladung – die Welt ist doch erstaunlich rau und wir arbeiten alle nicht nur im übertragenen Sinne nicht im Vakuum. Je rauer nun die Oberfläche ist, auf der die Karten haften, desto schlechter haften die Karten: Je größer der mittlere Abstand zwischen Karte und Oberfläche ist, desto geringer wirkt die Coulomb-Kraft. Zudem findet eine langsame Entladung der Karten statt – umso schneller, je mehr (feuchte) Luft zwischen Karte und Oberfläche ist. Was im Falle des Magic-Charts (vgl. hier) aufgrund der viel größeren Oberfläche und der damit verbundenen viel größeren Ladung kaum stört, ist bei den viel kleineren Magic-Chart Notes (und übrigens auch bei den Stattys Notes) ein echtes Problem. Gerade auf der in Deutschland ja nicht gerade wenig verbreiteten Raufasertapete haften die Karten eher kurz und schwach – und so hat mir das in Workshop-Pausen eigentlich empfehlenswerte Stoßlüften schon so manchen Projektplan im Wortsinne durcheinandergewirbelt. Sehr gut haften die Karten auf extrem glatten, elektrisch isolierenden Oberflächen – dementsprechend ist mein wichtigster Tipp: Benutzen Sie die Magic-Chart Notes (und auch die Stattys Notes) am besten auf Whiteboards, Fensterscheiben oder ggf. auf einem zuvor auf die Wand geklebten (großen) Magic-Chart Flipchart6! Gerade Letzteres funktioniert hervorragend, schränkt die Flexibilität nicht ein und ermöglicht zudem (wie auch das Whiteboard), den Hintergrund ebenfalls zu beschriften – besonders für Kanban-Tafeln oder Scrum-Taskboards sehr praktisch.
Ein echter Vorteil der Magic-Chart Notes gegenüber allen mir bekannten anderen elektrostatisch haftenden Karten ist die Tatsache, dass es sich bei den Karten quasi um „Mini-Whiteboards“ handelt. Mitgeliefert wird ein kleiner Whiteboard-Stift7 und die Karten lassen sich z. B. mit einem leicht angefeuchteten Mikrofasertuch (die m. E. beste Möglichkeit zur Whiteboard-Reinigung) recht gut abwischen. Zu beachten ist allerdings, dass die Karten wie alle Whiteboard-Folien prinzip- bzw. materialbedingt aufgrund der relativ weichen Oberfläche mit jedem Abwischen rauer werden und sich dementsprechend von Mal zu Mal schlechter wischen lassen – trocken abwischbare Tafeln sind nun einmal auf eine extrem glatte Oberfläche angewiesen, jede kunststoffbasierte Lösung kann naturgemäß nur ein Provisorium sein. Ein weiterer fast zwangsläufiger Nachteil der Whiteboard-Funktion ist, dass sich die Magic-Chart Notes aufgrund der auf beiden Seiten extrem glatten Oberfläche noch deutlich schlechter einzeln vom Block lösen lassen als beispielsweise die Stattys Notes. Mein zweiter Praxis-Tipp zu den Magic-Chart Notes ist deswegen: Möchte man z. B. im Rahmen eines Brainstormings schnell viele Karten beschriften, empfiehlt es sich, diese vorab „auf Vorrat“ vom Block gelöst bereitzulegen.
Bei aller Kritik im Detail: Die Magic-Chart Notes sind sowohl einfach beweglich als auch abwisch- und damit veränderbar – also in jeder erdenklichen Dimension flexibel! Eine viel bessere visuelle Unterstützung des agilen Werts des „respondings to change“ dürfte kaum möglich sein.
Quelle der verwendeten Bilder: Legamaster GmbH.
Footnotes:
- ↑ Eine weitergehende Einflussnahme des Herstellers oder gar finanzielle Zuwendungen an mich gab und gibt es übrigens nicht. Genau genommen habe ich für diesen Artikel so lange gebraucht, dass der Hersteller angenommen haben dürfte, ich hätte ihn vergessen.
- ↑ Übrigens unter EP1 326 918 B1 von der Firma NOPAR International GmbH patentiert und offenbar lizenziert, vgl.
<http://www.nopar-international.com/de/produkte/elektrostatische-medien>. - ↑ Notfalls müssen Fenster oder Türen als „Moderationswand“ herhalten.
- ↑ Selbst Haftnotizen („Post-its“) hinterlassen (wenn auch nur geringe) Klebstoffreste – gerade auf Whiteboards potentiell sehr störend.
- ↑ Andernfalls könnte man ja auch einfach eine Liste auf das Flipchart schreiben.
- ↑ Oder einem vergleichbaren Produkt.
- ↑ Bei mir lag ein TZ 111 Boardmarker bei – leider ein Stift mit Rundspitze; ich schreibe wenn irgend möglich nur mit Keilspitze.