Ein paar Eindrücke vom (virtuellen) PMCamp Hamburg 2020

Vor­ges­tern fand das 5. PMCamp Ham­burg (#pmcam­phh) statt – nicht in Ham­burg, son­dern im vir­tu­el­len Raum. An die­ser Stel­le möch­te ich kurz mei­ne Ein­drü­cke vom Camp schil­dern, wirk­lich begeis­tert „Dan­ke“ sagen und ganz neben­bei auch noch ein paar grund­sätz­li­che Gedan­ken zu vir­tu­el­len Bar­Camps sammeln.

Vor­weg: Ich hat­te eine gan­ze Men­ge Vor­be­hal­te gegen­über einem vir­tu­el­len Bar­Camp – und war damit nach mei­nem Ein­druck auch alles ande­re als allein. Kei­ne mei­ner Befürch­tun­gen hat sich bestä­tigt – und auch auf der Meta­ebe­ne habe ich eine gan­ze Men­ge gelernt, dazu mehr in der zwei­ten Hälf­te des Arti­kels. Die Orga­ni­sa­ti­on war (trotz anfäng­li­cher Schwie­rig­kei­ten mit der tech­ni­schen Platt­form) wirk­lich her­vor­ra­gend und die Über­tra­gung der ver­schie­de­nen Aspek­te eines Bar­Camps ins Vir­tu­el­le funk­tio­nier­te wei­test­ge­hend rei­bungs­los – wirk­lich beein­dru­ckend, war es doch auch für das Orga­ni­sa­ti­ons-Team das ers­te Mal. Vie­len, vie­len Dank dafür!

Das Vir­tu­el­le hat dabei mei­ner Wahr­neh­mung nach sowohl Vor- als auch Nach­tei­le – und die­se hal­ten sich m. E. durch­aus die Waa­ge. Zoom als (tech­nisch mäch­ti­ge, wenn auch umstrit­te­ne) Video­kon­fe­renz-Platt­form hat sich dabei eben­so bewährt wie die gemein­sa­me Arbeit an einer Goog­le Docs-Prä­sen­ta­ti­on für die Ses­si­on-Pla­nung sowie Pad­let (<https://​de​.pad​let​.com>) für die Teil­neh­mer-Steck­brie­fe und das Feed­back. Tech­ni­sche Klam­mer um die­se Kom­po­nen­ten bil­de­te iRooms (<https://​digi​ta​le​-meet​ups​.com>) – vie­len Dank an Robert für sei­ne spon­ta­ne tech­ni­sche Unter­stüt­zung und Dan­ke zudem natür­lich an alle Spon­so­ren, die auch ein vir­tu­el­les Bar­Camp zu unter­stüt­zen bereit waren! Die Mög­lich­keit, im Vir­tu­el­len von prak­tisch über­all teil­zu­neh­men, wur­de übri­gens erstaun­lich wenig genutzt: Ein Groß­teil der rund 50 Teil­ge­be­rIn­nen kam aus Ham­burg oder zumin­dest nord­deut­schen Raum.

Die extrem inter­es­san­te Ses­si­on-Aus­wahl (vgl. hier und hier) mach­te die Ent­schei­dung für den jewei­li­gen (vir­tu­el­len) Raum fast noch schwe­rer als auf den bis­he­ri­gen „ana­lo­gen“ PMCamps, und die nur 35 Minu­ten lan­gen Ses­si­ons wirk­ten auf mich deut­lich inten­si­ver als die meist 45-minü­ti­gen Ses­si­ons auf „phy­si­schen“ Camps – sowohl in akti­ver wie auch in pas­si­ver Rol­le. Vie­len Dank auch allen Teil­ge­bern – das war toll!

Kurz: Ein vir­tu­el­les PMCamp ist nicht nur mög­lich, son­dern kann sogar sehr gut sein!

Übri­gens: Auch das dies­jäh­ri­ge PMCamp Ber­lin am 11./12. Sep­tem­ber 2020 wird im vir­tu­el­len Raum statt­fin­den – ein ech­ter Vor­teil für Nicht-Ber­li­ner! Mir erschei­nen Bar­Camps in ande­ren Städ­ten immer als beson­ders inspi­rie­rend, lernt man doch mal einen ande­ren Teil­ge­ber­kreis mit mög­li­cher­wei­se ganz neu­en Schwer­punk­ten ken­nen. Update 11.06.2020: Tickets für das PMCamp Ber­lin gibt es übri­gens ab 13.06.2020 hier.

Die Ses­si­on-Doku­men­ta­ti­on fin­det sich sicher­lich dem­nächst auf openPM. Update 11.06.2020: Die Ses­si­on-Doku­men­ta­ti­on fin­det sich inzwi­schen hier. Ein Teil der Ses­si­ons wur­de als Sketch­no­te fest­ge­hal­ten (vgl. hier) – vie­len Dank an Indra für die m. E. extrem tref­fen­de Dokumentation!

Mehr zum The­ma „mei­ner“ Ses­si­on „Kami­shi­bai [und/​mit Kan­ban] – ver­steck­te [Wartungs-]Arbeit sicht- und mana­ge­bar machen“ fin­det sich natür­lich hier im Blog.

Virtuelle BarCamps – ein paar unsortierte Gedanken

Ich erwähn­te ja bereits: Auch auf der Meta­ebe­ne habe ich viel gelernt. Was mir im Lau­fe des vir­tu­el­len PMCamps auf­fiel, habe ich spon­tan in Stich­wör­tern notiert, viel­leicht hilft die­se ein wenig unstruk­tu­rier­te Samm­lung ja dem einen oder ande­ren künf­tig womög­lich öfter vir­tu­el­len Camper:

  • Ja, der Aus­tausch in der Mit­tags­pau­se und im Rah­men des abend­li­chen Aus­klangs funk­tio­niert! Anders als im phy­si­schen Raum fin­det im vir­tu­el­len Raum aller­dings weni­ger Auf­tei­lung in Klein­grup­pen an den obli­ga­to­ri­schen Steh­ti­schen statt; es fin­den sich eher alle im vir­tu­el­len Ple­num ein. Rein tech­nisch wäre es mög­lich gewe­sen, sich ana­log zu phy­si­schen Steh­ti­schen auf vir­tu­el­le Räu­me zu ver­tei­len, die­se Mög­lich­keit wur­de aber offen­bar nur sehr wenig genutzt. Ob die feh­len­de Auf­tei­lung in Klein­grup­pen ein Vor- oder ein Nach­teil ist, hängt ver­mut­lich von der Anzahl der Teil­neh­mer ab – auf dem PMCamp Ham­burg jeden­falls ergab sich gera­de in der Mit­tags­pau­se im Ple­num eine wirk­lich span­nen­de Dis­kus­si­on. Einen Aus­tausch in den 10-Minü­ti­gen „Raum­wech­sel-Pau­sen“ im Ple­num habe ich nicht erlebt, kommt man aber früh in den vir­tu­el­len Ses­si­on-Raum, ent­spinnt sich dort natur­ge­mäß das eine oder ande­re span­nen­de Gespräch. Es lohnt sich also, früh im vir­tu­el­len Raum zu erscheinen!
  • Man kann nicht sehen, wer in wel­chem Raum ist und wie vie­le in wel­chen Raum gehen – wobei das natür­lich tech­nisch mach­bar wäre und auf ande­ren Platt­for­men womög­lich bereits rea­li­siert wur­de. Ob das nun bes­ser oder schlech­ter ist als bei einem „phy­si­schem“ Camp, weiß ich aller­dings nicht – auf jeden Fall gibt es kei­ne „Herdentrieb“-Effekte.
  • Leu­te in den Pau­sen auf dem Flur suchen geht nicht. Wer nicht im Ple­num „her­um­lun­gert“, ist ein­fach weg. Da bräuch­te es ein all­ge­mein akzep­tier­tes Tool – eben­so, wie man selbst ein mög­lichst uni­ver­sell ein­setz­ba­res Tool für per­sön­li­che (Video‑)​Gespräche bereit­hal­ten sollte.
  • Auch vir­tu­ell braucht man Pau­sen – die Zei­ten soll­ten ein­ge­hal­ten wer­den, vor allem, weil (m. E. aus gutem Grund!) die Slots und auch die Pau­sen kür­zer sind. Theo­re­tisch könn­te man das Camp natür­lich auch mit auf die Toi­let­te neh­men (bei abge­schal­te­ter Kame­ra und abge­schal­te­tem Ton), aber schön ist das nicht.
  • Es braucht mei­ner Auf­fas­sung nach eine Video-Eti­ket­te. Men­schen, die ohne Video (und womög­lich gar ohne ein das Video erset­zen­des Pro­fil­bild) mit aus­ge­schal­te­tem Mikro­fon still von Ses­si­on zu Ses­si­on zie­hen, wir­ken zumin­dest auf mich weni­ger wie Teilgeber denn wie Teilneh­mer – was mir den Bar­Camp-Gedan­ken zu wider­spre­chen scheint.
  • Als Ses­si­on-Geber ist man auf sehr viel mehr Feed­back ange­wie­sen – das ist mir selbst auf­ge­fal­len, das mani­fes­tier­te sich aber auch in Ses­si­ons ande­rer durch extrem häu­fi­ges Bit­ten um Feed­back. Bei (aus gutem Grund) abge­schal­te­ten Mikro­fo­nen feh­len die vie­len klei­nen Hörer-Geräu­sche (und ggf. ein Lachen), fehlt auch noch das Video, fühlt man sich end­gül­tig allein. „Zwi­schen­ru­fe“ und ‑fra­gen ent­span­nen die Situa­ti­on m. E. eher als dass sie stören.
  • Power­Point erscheint mir auf Bar­Camps oft gera­de­zu ver­pönt. Gera­de bei Ses­si­ons, die eher vor­trags- als dis­kus­si­ons­ar­tig waren, fehl­te mir aber tat­säch­lich der visu­el­le Kanal. Die wenigs­ten Refe­ren­ten erzeu­gen eine Prä­senz, die das Publi­kum auch in Form eines klei­nen Video-Bil­des minu­ten­lang in den Bann zu zie­hen ver­mag – und rei­nes Zuhö­ren erscheint mir auch für nur 35 Minu­ten im Vir­tu­el­len sehr anspruchs­voll. Es muss ja nicht gleich Power­Point sein – aber etwas mehr visu­el­le Unter­stüt­zung des einen oder ande­ren Vor­trags hät­te ich mir drin­gend gewünscht!
  • Auch wenn man ein Bar­Camp tra­di­tio­nell nicht vor­be­rei­tet (bzw. nichts vor­be­rei­ten muss und den­noch eine Ses­si­on geben kann/​sollte): Bei einem vir­tu­el­len Bar­Camp soll­te man i. S. einer Vor­be­rei­tung min­des­tens die Tech­nik getes­tet und sich mit allen Werk­zeu­gen ver­traut gemacht haben – dann wür­de even­tu­ell auch die Nut­zung der von der Video­platt­form ange­bo­te­nen Inter­ak­ti­ons­werk­zeu­ge („Hand heben“, Feed­back-Sym­bo­le, Chat o. ä.) intensiver.
  • Apro­pos Werk­zeu­ge: Einen Rah­men um die eigent­li­che Video­kon­fe­renz-Platt­form her­um zur Ver­fü­gung zu stel­len, der die ein­zel­nen Räu­me aus dem Ses­si­onplan ver­linkt und die Werk­zeu­ge (Ses­si­onpla­nung, Steck­brie­fe, Doku­men­ta­ti­on, Feed­back u. v. m.) zusam­men­fasst, ist m. E. gera­de­zu zwin­gend – und obwohl das natür­lich auch schnell selbst gebaut ist: iRooms als fer­ti­ge Platt­form hat sich hier durch­aus bewährt!
  • Apro­pos Werk­zeu­ge (2): Es dürf­te loh­nend sein, einen per­sön­li­chen Werk­zeug­kas­ten bereit zu hal­ten – sicher­lich mit der Mög­lich­keit eines per­sön­li­chen Video­chats neben den „offi­zi­el­len“ Räu­men, aber auch mit fle­xi­bel ein­setz­ba­ren Inter­ak­ti­ons­werk­zeu­gen für die Ses­si­ons (auf dem PMCamp Ham­burg bspw. erlebt mit Men­ti­me­ter und Goog­le Jam­board).
  • Apro­pos Werk­zeu­ge (3): Mei­ne für ITler ten­den­zi­ell unty­pi­sche Abnei­gung gegen Mul­ti-Moni­tor-Set­ups ist für vir­tu­el­le Camps übri­gens unprak­tisch, vor allem ist die Nut­zung der Refe­ren­ten­an­sicht von Power­Point bei gleich­zei­ti­ger Bild­schirm­frei­ga­be der Prä­sen­ta­ti­on ohne zwei­ten Moni­tor unmög­lich. Auch kann man mit nur einem Moni­tor wäh­rend der Bild­schirm­frei­ga­be nicht alle Teil­neh­mer sehen.

Natur­ge­mäß ist die­se Auf­zäh­lung sehr sub­jek­tiv und unvoll­stän­dig – über Ergän­zun­gen in den Kom­men­ta­ren wür­de ich mich sehr freu­en und viel­leicht ent­steht so womög­lich eine hilf­rei­che Zusammenstellung!

3 Replies to “Ein paar Eindrücke vom (virtuellen) PMCamp Hamburg 2020”

  1. Pingback: PM Camp Hamburg – 4. & 05. Juni – Der Ticketverkauf ist eröffnet!

  2. Hal­lo Tim,
    tol­ler Arti­kel, dan­ke für´s Tei­len Dei­ner Ein­drü­cke. Es war uns eine Freu­de, mit iRooms Host für Euer ers­tes vir­tu­el­les Bar­camp sein zu dür­fen. Wir freu­en uns, dass Du die viel­fäl­ti­gen Inter­ak­tio­nen im Ple­num und in den Räu­men so posi­tiv erlebt hast – die­ser Aspekt eines Bar­camps ist uns immer beson­ders wich­tig. Vie­len Dank auch für Dei­ne kon­struk­ti­ven Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge, denn mit jedem Feed­back kön­nen wir uns wei­ter­ent­wi­ckeln. Über noch ein­fa­che­re Visua­li­sie­run­gen für Ses­si­on-Geber den­ken wir schon nach. Ein­zel­ne Teil­neh­mer qua­si „auf dem Gang“ zu fin­den, funk­tio­niert tat­säch­lich nicht. Wenn Du Ihre Namen kennst, kannst Du sie in den meis­ten Fäl­len aber über die Teil­neh­mer­lis­te am lin­ken Rand des zen­tra­len Ver­an­stal­tungs­rau­mes finden.

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