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Zur Ergonomie der Bildschirmfreigabe in Videokonferenzen

Tim Themann

Arbei­tet man aus der Fer­ne zusam­men, tut man das inzwi­schen meist in Form einer Video­kon­fe­renz – womög­lich sogar ganz­tä­gig. Möch­te man dabei gemein­sam an „einem“ Bild­schirm arbei­ten, ist es sehr nahe­lie­gend, anstel­le einer „klas­si­schen“ Fern­war­tungs­soft­ware die Bild­schirm­frei­ga­be des ohne­hin schon lau­fen­den Online-Mee­tings zu nut­zen – vor allem, wenn die jewei­li­ge Lösung es ermög­licht, auch die Steue­rung an ande­re Mee­ting-Teil­neh­mer zu über­ge­ben. Wirk­lich geeig­net oder gar ergo­no­misch ist die­ser Weg jedoch m. E. nicht – und län­ge­res Arbei­ten auf die­sem Weg min­des­tens für die Augen extrem anstrengend:

Die so ent­ste­hen­de Unschär­fe ist nicht gera­de augen­freund­lich, die Augen ver­su­chen womög­lich kon­ti­nu­ier­lich ver­geb­lich, auf ein ja tat­säch­lich unschar­fes Bild zu fokus­sie­ren – und das Gehirn ver­sucht kon­ti­nu­ier­lich, den Ver­lust an Details, den Infor­ma­ti­ons­ver­lust durch Ska­lie­rung und ver­lust­be­haf­te­te Kom­pres­si­on, durch Inter­pre­ta­ti­on zu kom­pen­sie­ren. Dadurch wird die ohne­hin schon anstren­gen­de Video­kon­fe­renz (vgl. hier) mei­ner Erfah­rung nach noch deut­lich anstrengender.

„Ech­te“ Fern­war­tungssoft­ware ver­hält sich in bei­den o. g. Punk­ten meist anders als eine Video­kon­fe­renz-Soft­ware: Die Ska­lie­rung des Bild­schirms ist zumeist kon­fi­gu­rier­bar, um Unschär­fen und zu star­ke Ver­klei­ne­rung zu ver­mei­den, und die Bild­über­tra­gung erfolgt i. d. R. nicht oder nur teil­wei­se ver­lust­be­haf­tet und vor allem opti­miert für Bild­schirm­in­hal­te. Für län­ge­res gemein­sa­mes Arbei­ten aus der Fer­ne sind sol­che Lösun­gen viel geeig­ne­ter als die Bild­schirm­frei­ga­be einer Video­kon­fe­renz-Soft­ware – nöti­gen­falls soll­te also par­al­lel zur Video­kon­fe­renz eine Fern­war­tungs­sit­zung auf­ge­baut werden.

Die Bild­schirm­frei­ga­be der meis­ten Online-Mee­ting-Lösun­gen ist hin­ge­gen pri­mär dafür gedacht, zu prä­sen­tie­ren (vgl. hier) oder kurz etwas zu zei­gen – weni­ger für die län­ge­re gemein­sa­me Arbeit. Aber auch, wenn Sie nur kurz etwas zei­gen, soll­ten Sie auf die gute Erkenn­bar­keit des Bil­des ach­ten: Vor allem (aber nicht nur), falls Sie über einen sehr gro­ßen Moni­tor ver­fü­gen, soll­ten Sie erwä­gen, für die Zeit der Bild­schirm­frei­ga­be die Auf­lö­sung deut­lich zu redu­zie­ren. Alter­na­tiv dazu geben Sie mög­lichst nur das Fens­ter frei, das Sie wirk­lich zei­gen müs­sen, und ver­klei­nern die­ses Fens­ter, bis alle Teil­neh­mer ein ohne gro­ße Anstren­gung erkenn­ba­res Bild haben. In jedem Fall soll­ten Sie die Teil­neh­mer immer um Feed­back bit­ten und erfra­gen, ob das Bild gut erkenn­bar ist – Sie wis­sen nicht, an wel­cher Art End­ge­rät und mit wel­cher Bild­schirm­grö­ße und ‑Auf­lö­sung die ande­ren Mee­ting-Teil­neh­mer arbeiten.

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