Ich liebe das Magic-Chart von Legamaster (<http://www.legamaster.com/de/home/>) (vgl. hier). Erstaunlich viele Büro-Umgebungen sind „visualisierungsfeindlich“ – kein Whiteboard weit und breit, von einem Flipchart ganz zu schweigen. Möchte man in einem solchen Umfeld visualisieren, hilft nur ein „provisorisches Flipchart“ – z. B. das Magic-Chart. Im Laufe der Jahre hat sich (nicht zuletzt auch durch das Feedback der Teilnehmer meiner Visualisierungs-Trainings) der eine oder andere Tipp zur Anwendung gesammelt – und die möchte ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten:
Die richtigen Stifte
Aus mir unerfindlichen Gründen wird den Magic-Charts ein Flipchart-Stift beigelegt. Flipchart-Stifte verwenden Tinte auf Basis von alles andere als schnell flüchtigen Lösungsmitteln (meist Wasser); die Tinte ist darauf ausgelegt, in Papier einzuziehen. Magic-Charts bestehen aus Plastik, in das Material zieht nichts ein – und so braucht die Tinte des mitgelieferten Stiftes auch Stunden, um einigermaßen wischfest zu werden. Ich weiß wirklich nicht, was den Hersteller geritten hat, diesen Stift beizulegen: So sind Misserfolge in Form von verschmierten Charts vorprogrammiert.
Also: Freuen Sie sich, einen Stift fürs (Papier‑)Flipchart „geschenkt“ bekommen zu haben. Legen Sie ihn beiseite. Nehmen Sie einen „klassischen“ Permanent-Marker (ich bevorzuge z. B. den Edding 3300) zur Hand, damit lassen sich die Magic-Charts perfekt beschriften und die Tinte haftet fast sofort und ohne Verschmieren.
Magic-Charts noch mobiler
Eine Rolle Magic-Charts gehört m. E. in den Kofferraum eines jeden, der im Rahmen seiner Tätigkeit aus dem Stegreif Visualisierungen einsetzt. Mein ganz persönliches Problem aber ist, dass ich weder ein Auto noch einen Führerschein mein Eigen nenne – und folglich auch über keinen Kofferraum verfüge. Alles, womit ich (übrigens sehr viel) unterwegs bin, muss in meinen (Notebook‑)Rucksack oder in meinen Rollenkoffer passen. Dafür ist eine Rolle Magic-Chart definitiv zu lang.
Glücklicherweise ist der elektrostatische „Klebeeffekt“ der Charts sehr robust – sie lassen sich problemlos mehrfach falten und auch wieder entfalten, ohne an „Klebekraft“ zu verlieren. Dreimal gefaltet sind die Charts etwa so groß wie ein DIN-A4-Blatt und passen (bei mir nebst ein paar Permanentmarkern [s. o.] und „Post-It Meeting Notes“ [zur Anwendung vgl. hier]) in eine handelsübliche Dokumententasche.
Dieses Set verhält sich zu einem Moderationskoffer nebst Flipchart und Pinnwänden in etwa wie ein Schweizer Offiziersmesser zu einem wohlgefüllten Werkzeugkasten – aber ohne mein Offiziersmesser gehe ich auch nur selten aus dem Haus – und es hat mir schon oft geholfen, schwierige Situationen zu meistern.
Etwas problematisch beim Schreiben und Zeichnen sind jedoch die Knicke in der entfalteten Folie – an diesen Stellen muss man sehr vorsichtig schreiben und zeichnen und die Folie ggf. zuvor glatt ziehen.
Glatte Flächen finden
Nicht jede Fläche ist perfekt zum Anheften und anschließenden Beschriften der Magic-Charts geeignet. Gibt es im Raum wenig glatte Flächen, lohnt es sich, zwischen einem Platz für das gerade „aktive“ Chart und einem „Parkplatz“ für fertige Charts zu unterscheiden:
- Wird das Blatt gerade aktiv beschriftet, sollte es auf einer (für alle sichtbaren) glatten Fläche kleben. Sind die Wände z. B. mit Raufaser tapeziert, kommen meist nur noch Türen (Vorsicht bei sich nach Innen öffnenden Türen!), Schränke oder notfalls Fenster in Frage.
- „Parken“ kann man die Charts auf fast beliebigen Flächen, selbst Struktur- oder Raufasertapeten stellen kein Problem dar. Lediglich auf mit Stoff bespannten Trenn‑, Pinn- oder Moderationswänden ist die elektrostatische Haftwirkung praktisch nicht vorhanden.
„Parkt“ man alle fertigen Charts sinnvoll sortiert an den Wänden, ist der bisherige Verlauf des jeweiligen Prozesses jederzeit komplett sichtbar – ein echter Vorteil des Provisoriums gegenüber dem „echten“ Flipchart1. Ich hinterlasse Projekträume oftmals quasi tapeziert mit Magic-Charts.
Sich selbst Grenzen setzen
Gehört man zu den Menschen, deren Engagement sich u. a. in einem besonders ausladend-expressiven Zeichenstil ausdrückt, ist es sinnvoll, sich Grenzen zu setzen: Zeichnen Sie am Rand eines jeden Charts als allererstes (oder sogar vorbereitend vor dem Falten, s. o.) einen Rahmen – am besten in der „Warnfarbe“ rot. „Im Eifer des Gefechts“ über den Rand hinaus gemalt und so Wände oder Schränke verziert zu haben, ist doch reichlich peinlich und potentiell teuer. Die Lacher mögen in diesem Fall auf Ihrer Seite sein – aber der Prozess ist unterbrochen und das Thema hat sich unweigerlich in eine andere Richtung verlagert. Eine deutlich erkennbare Begrenzung in Form eines roten Rahmens verhindert dies einigermaßen zuverlässig.
Nun könnte man sich fragen, warum die Magic-Charts nicht gleich mit einem Rahmen bedruckt werden. Das wäre schade – denn dann würde der folgende Tipp nicht so gut funktionieren:
Fast grenzenlos
Magic-Charts werden aufgerollt geliefert, die jeweils 25 Blatt müssen vor der Benutzung an einer Perforation erst voneinander getrennt werden. Verzichtet man darauf und verfügen die Räumlichkeiten zudem über eine ausreichend lange Wand, stehen bis zu 25 × 80 cm = 20 m ununterbrochene Fläche für Visualisierungen zur Verfügung – für alles Prozesshafte wie z. B. Flowcharts, aber auch Visual Recording bzw. Faciliation ein Traum!
Man muss ja heutzutage explizit darauf hinweisen: Dieser Artikel ist in keiner Weise „gesponsort“ – ich mag die Magic-Charts wirklich.
Falls Sie weitere Tipps für den Umgang mit dem Magic-Chart haben, freue ich mich über einen Kommentar zu diesem Artikel!
Footnotes:
- ↑ Im Falle des „echten“ Flipcharts kann man natürlich einen vergleichbaren Effekt erzielen, indem man die Blätter abreißt und mit Malerkrepp an die Wände klebt. Das ist allerdings komplizierter und der Krepp lässt sich nicht immer spurenlos von den Wänden lösen.
Statt Permanent Marker nutze ich Whiteboard Marker (lag meiner Packung sogar dabei). Damit ist ein versehentliches Abrutschen nicht immer fatal. Zusätzlich kann man auch leicht etwas korrigieren.
Hallo Herr Themann!
Vielen Dank für Ihre nützlichen Tipps! Vor allem der Tipp zu den geeigneten Stiften ist wirklich sehr hilfreich. Als Lehrerin am Berufskolleg bin ich immer froh um zusätzliche Möglichkeiten zur Visualisierung.
Allerdings habe ich auch eine Frage zur elektrostatischen Haftungfähigkeit. Ich benutze die Folien gerne, um darauf an der Wand Papierbögen zu befestigen, die die Schüler vorher bearbeitet haben. Das Papier haftet auf der Folie in der Regel ganz gut. Allerdings gibt es immer wieder Bögen, die auf der Folie an der Wand einfach nicht richtig haften.
Haben Sie dazu einen Tipp oder eine Empfehlung, was man aus Ihrer Erfahrung machen kann?
Herzliche Grüße, Gabi Fischer
Hallo Frau Fischer,
ich verstehe das richtig: Sie benutzen die Magic-Charts quasi „andersherum“? Das habe ich ehrlich gesagt noch nicht probiert. Für ähnliche Zwecke nutze ich Haftkleber als Klebestift oder Spray (vgl. https://die-computermaler.de/haftnotizen-mal-andersherum/). Ich halte es für denkbar, dass bestimmte Papiersorten (je nach „Zutaten“) die elektrostatische Ladung schneller (oder sofort) ableiten – in solchen Fällen dürfte Haftkleber deutlich besser funktionieren.
Viele Grüße,
Tim Themann
Danke für den Tipp und die praktischen Hinweise!
Was ist besser? Die Variante „Whiteboard“ oder „Flipchart“ (mit Raster)?
Whiteboard-Folie kann m. E. nicht wirklich über einen längeren Zeitraum funktionieren – Folie ist naturgemäß relativ weich und die Oberfläche wird dementsprechend sehr schnell rau und lässt sich nicht mehr wirklich sauber abwischen. Kurz: Whiteboard-Folien halten meist ihr Versprechen nicht (oder nur kurz). Dazu kommt: Ich kann ohne Karo weder gut zeichnen noch lesbar schreiben ;-).