Die letzten sechs Teile dieser Serie sind – neben meinem aus Erfahrung gewonnenen Wissen – vor allem ein Extrakt dessen, was nach dem Lesen vieler unterschiedlicher Bücher zum Themenkomplex „Präsentation“ bei mir „hängen geblieben“ ist. Wahrnehmung ist per se subjektiv; was bei mir „hängen bleibt“, könnte aus Ihrer Sicht vollkommen irrelevant sein – und bei Ihnen könnte nach Lesen eines Buchs etwas vollkommen anderes „hängen bleiben“. Meine Ausführungen sind insofern nur als eine sehr subjektive Einführung in das Thema zu betrachten. Für den Fall, dass Ihnen dies nicht ausreicht, bietet dieser siebte und (vorläufig?) letzte Teil dieser Artikelserie1 eine Reihe kommentierter Literatur- und Link-Hinweise zu den bisher betrachteten Aspekten des Themas „Präsentation“. Die meisten dieser Hinweise finden sich bereits in den letzten sechs Teilen dieser Serie – hier sind sie noch einmal thematisch sortiert und kommentiert gesammelt.
Die meisten der aufgeführten Links zu „physischen“ Büchern verweisen auf die Webseite von Amazon.de. Die Links wurden nicht über das Amazon Partnerprogramm erstellt, ich erhalte kein Geld für diese Links, und ohne, dass Sie auf diese Links klicken, werden keine Daten an Amazon.de übermittel.
Präsentationsdesign
Als vermutlich einflussreichstes Werk der letzten Jahre ist hier Garr Reynolds‘ (<http://www.garrreynolds.com>) Buch „Presentation Zen“ (<http://www.presentationzen.com/>) zu nennen. Sämtliche seiner Werke sind – wie übrigens auch die nicht unähnlichen Bücher Nancy Duartes – sind ausgesprochen lesenswert, obwohl sich mit zunehmender Elaboration des Themas naturgemäß immer mehr inhaltliche Überlappungen und Wiederholungen ergeben. „Presentation Zen“ sollte man gelesen haben.
Update 19.06.2015: Nancy Duartes Buch „Resonate“ ist inzwischen kostenlos unter <http://resonate.duarte.com> zu finden.
YouTube ist übrigens in diesem Zusammenhang ebenfalls eine wertvolle Quelle: Eine Suche nach Garr Reynolds, Guy Kawasaki oder Nancy Duarte fördert viele inspirierende Vortragsmitschnitte zutage – vor allem die Vorträge der TED.
Eine angenehm kompakte englischsprachige Zusammenfassung von fast allem, was man über Präsentationsdesign und ‑konzeption wissen sollte, bietet Jan Schultinks Buch „Pitch It!“. Eine kurze Rezension zu „Pitch It!“ findet sich hier im Blog. „Pitch It!“ ist als iBook unter <https://itunes.apple.com/us/book/pitch-it!/id584824855?mt=11> oder auf seiner Website unter <http://www.slidemagic.com/book#free-presentation-design-book> zu finden. Auch sein Blog unter <http://www.slidemagic.com/blog> verdient regelmäßige Aufmerksamkeit.
Update 19.06.2015: In dieser Liste nicht fehlen darf Dirk Hauns „Präsentieren für Geeks“. Eine Rezension zu „Präsentieren für Geeks“ findet sich hier.
Informationsvisualisierung
Edward Tufte (<http://www.edwardtufte.com/tufte/>) ist im Zusammenhang mit Präsentationen und PowerPoint vor allem durch seinen Aufsatz „The Cognitive Style of Power Point“2 bekannt. Neben dieser – meines Erachtens in vielen Punkten durchaus kritisch zu hinterfragenden – Kritik an PowerPoint wird sein Buch „The Visual Display of Quantitative“ gern übersehen. Das ist schade: Tufte hat zur Visualisierung quantitativer Informationen wirklich Großartiges geleistet.
Update 26.10.2013: Ein Teil von Tuftes Aufsätzen – insbesondere auch „The Cognitive Style of Power Point“ – findet sich jetzt für 2 US$ als PDF zum Download auf seiner Website: <http://www.edwardtufte.com/tufte/ebooks>.
(Kommunikations‑)Design im Allgemeinen
Es existieren unzählige Lehrbücher zum Thema Grafik- und Kommunikationsdesign – jede Auswahl kann hier nur unvollständig, subjektiv und vermutlich ungerecht sein. Mir persönlich gefällt „Grafik und Gestaltung. Das umfassende Handbuch“ von Markus Wäger sehr gut: Das Buch ist pragmatisch und praxisorientiert, ohne auf den notwendigen theoretischen Unterbau zu verzichten. Es bietet einen mit vielen Beispielen versehenen „Rundumschlag“ durch alle relevanten Bereiche des Kommunikationsdesigns und ist dabei sehr gut lesbar geschrieben. Und: Lediglich 80 der 600 Seiten beschäftigen sich mit der für das Präsentationsdesign wirklich vollkommen irrelevanten Druckvorstufe.
Typographie
Einen kompakt gehaltenen, optisch und in der Verarbeitung extrem ansprechenden „Rundumschlag“ durch das Thema „Typographie“ bietet „Schrift wirkt!“ von Jim Williams und Gesine Hildebrandt. Die deutsche Version des englischsprachigen „Type matters!“ ist nicht nur einfach eine Übersetzung des Originals – Typographie ist extrem sprachabhängig!3 –, sondern eine komplett überarbeitete Version speziell für das Deutsche. Das Buch begeistert nicht nur durch seinen Inhalt, sondern vor allem auch dadurch, selbst ein wunderbares Beispiel für gute Typographie zu sein.
Denjenigen, die auf den optischen (und übrigens auch haptischen!) Genuss von „Schrift wirkt“ verzichten und sich lieber digitalen Quellen zuwenden möchten, seien zwei bereits im vierten Teil dieser Serie erwähnte Werke besonders ans Herz gelegt:
- Eine hervorragende Zusammenfassung der wichtigsten typographischen Regeln im Deutschen bietet Christoph Biers „typokurz“ <http://zvisionwelt.wordpress.com/downloads/#typokurz>.
- Eine fundierte Beschäftigung mit dem Thema „Typographie“ ermöglicht Wolfgang Beinerts „Typolexikon“ <https://www.typolexikon.de/grundlagenwissen/>.
„PowerPoint-Kritik“
Die Kritik an PowerPoint (oder besser und differenzierter: die Kritik an der aktuellen Präsentationskultur) hat schwer überschaubare Ausmaße angenommen. Bloßes „PowerPoint-“ bzw. „Microsoft-bashing“ von ernstzunehmender, differenzierter, womöglich gar konstruktiver Auseinandersetzung mit dem Thema „Präsentationskultur“ – mit einem konkreten Produkt hat dieses Thema ja allerhöchstens mittelbar etwas zu tun – auseinanderzuhalten, ist zunehmend schwierig. Ordnung in diese hochredundante Informationsflut bringt eine dankenswerterweise von Mathias Mertens (<http://www.mathias-mertens.de/>) als Dossier „Die Debatte um PowerPoint“ zusammengestellte umfassende und kritisch bewertete Sammlung der Diskussion um PowerPoint. Mertens betrachtet sowohl den Diskurs im englischsprachigen Raum wie auch dessen Rezeption und Fortführung in Deutschland; sein Dossier ist insofern die vermutlich umfassendste Zusammenfassung für den deutschsprachigen Raum.
Eine stark medientheoretisch/-soziologisch orientierte kritische Betrachtung der Geschichte und Wirkung von PowerPoint und anderen Visualisierungs-Werkzeugen bietet Coy, Wolfgang (Hrsg.) und Pias, Claus (Hrsg.): Powerpoint: Macht und Einfluss eines Präsentationsprogramms. Dieses Werk hebt sich durch seine Fundiertheit angenehm von der meines Erachtens oft oberflächlich-unreflektierten Pseudo-Kulturkritik an jedweder modernen Medientechnologie ab und ist insofern wirklich lesenswert!
Künstlerisches
David Byrne (<http://www.davidbyrne.com>) entwickelt PowerPoint-Präsentationen in seinem 2003 erschienen Werk „Envisioning Emotional Epistemological Information“ zur Kunstform. Die Ästhetik seiner Folien orientiert sich stark am Neunzigerjahre-Design der vor 2003 üblichen PowerPoint-Versionen; die grafischen Möglichkeiten und Animationen dieser Produktversionen bestimmen die Grenzen der Kunst – gestalterisch/technisch liefert Byrnes Werk dementsprechend leider wenig praktisch verwertbare Inspiration. Einige Beispiele aus dem Buch finden sich auf Byrnes Homepage unter <http://davidbyrne.com/explore/e.e.e.i.-powerpoint>. Der Ansatz, innerhalb der Grenzen des Werkzeugs „PowerPoint“4 Kunst schaffen zu wollen, erscheint dennoch hochinteressant – auch wenn die Umsetzung gerade auf der beiliegenden DVD mein eigentlich dank eines Theaterabonnements bereits ausgedehntes (wenn nicht gar überdehntes) Kunstverständnis dann zeitweise doch arg strapaziert.
Footnotes:
- ↑ In ihrer Auswahl natürlich ebenfalls subjektiv eingefärbte!
- ↑ Tufte, Edward R.: The Cognitive Style of PowerPoint. Pitching Out Corrupts Within. 2. Aufl. 2006. Cheshire, Connecticut: Graphics Press 2006.
- ↑ Angefangen beim Umgang mit Anführungsstrichen über den Satz von Zahlen bis hin zu speziellen Ligaturen – englischsprachige Typographie ist in vielen Details anders.
- ↑ Strukturell sind diese Grenzen nicht anders als die anderer Ausdrucksformen der bildenden Kunst – und im Vergleich z. B. zu Holzschnitten vergleichsweise weit gesetzt.