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Fotoprotokolle – kommentiert oder doch lieber unkommentiert?

Tim Themann

Foto­pro­to­kol­le soll­ten nie­mals unkom­men­tiert sein und kei­nes­falls bloß aus einer Samm­lung von „nack­ten“ Fotos bestehen – eine Mei­nung, die ich u. a. in den Com­pu­ter­ma­lern (vgl. die­sen Buch­aus­zug) recht vehe­ment ver­tre­te. „Sie visua­li­sie­ren nicht schwei­gend – ver­ges­sen Sie im Pro­to­koll Ihre Ton­spur nicht!“ – m. E. ein durch­aus ein­leuch­ten­der Gedan­ken­gang. Häu­fig jedoch hört oder liest​1 man die gegen­tei­li­ge Auf­fas­sung: Foto­pro­to­kol­le soll­ten mög­lichst gar nicht kom­men­tiert wer­den, um die Doku­men­ta­ti­on des (Gruppen‑)​Prozesses nicht durch nach­träg­li­che Ergän­zun­gen zu ver­fäl­schen – eine kei­nes­wegs weni­ger ein­leuch­ten­de Auf­fas­sung, ist doch das Foto­pro­to­koll gera­de wegen sei­ner ver­meint­li­chen Objek­ti­vi­tät so beliebt. Natur­ge­mäß drängt sich die Fra­ge auf, wel­che die­ser bei­den dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setz­ten Auf­fas­sun­gen die „rich­ti­ge“ ist, und wie so oft lau­tet die Ant­wort m. E. „Das kommt dar­auf an.“ – vor allem auf die aus dem jewei­li­gen Auf­trag resul­tie­ren­de Rol­le und damit auch Hal­tungdes Lei­ten­den bzw. Moderierenden:

Eine exak­te Auf­trags­klä­rung, das dar­aus resul­tie­ren­de kla­re und trans­pa­ren­te Rol­len­ver­ständ­nis und die dazu­ge­hö­ri­ge Hal­tung sind also nicht nur im (Gruppen‑)​Prozess selbst ent­schei­dend, son­dern auch für eine dem Auf­trag und der Rol­le ange­mes­se­ne Nachbereitung.
Unab­hän­gig von der Fra­ge, ob Sie die Fotos des Pro­to­kolls kom­men­tie­ren oder nicht, gilt m. E. übri­gens Richard Ave­dons recht deut­li­cher Aus­spruch „Eine Foto­gra­fie zeigt nie die Wahr­heit.“​2: Auch eine Visua­li­sie­rung am Flip­chart kann in ver­schie­de­nen Sta­di­en foto­gra­fiert wor­den sein, ein­zel­ne Visua­li­sie­run­gen kön­nen aus­ge­las­sen wor­den sein, die Rei­hen­fol­ge kann durch­ein­an­der­ge­ra­ten sein u. v. m. Selbst ein Foto­pro­to­koll ist nur so objek­tiv wie der­je­ni­ge, der es erstellt hat – erweckt aber eben den Ein­druck von Objek­ti­vi­tät und erfor­dert m. E. gera­de des­we­gen häu­fig mehr Sorg­falt als ein „klas­si­sches“ Protokoll.

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