… sondern etwas ganz anderes.
„Kein Meeting ohne Agenda!“ ist eine Aussage, die sich in praktisch allen Meeting-Regeln und ‑Ratgebern findet. Meines Erachtens liegt dieser Aussage ein Irrtum zugrunde: Was eine Besprechung wirklich braucht, ist Sinn – für jeden einzelnen Teilnehmer. Anzunehmen, allein dadurch, dass ex ante eine Agenda erstellt wird, wäre eben dieser Sinn sichergestellt, erscheint mir falsch oder zumindest nicht zwingend. Selbst das häufig gehörte Argument, man könne anhand der vorab verschickten Agenda besser entscheiden, ob man an dem Meeting teilnehmen möchte, dürfte oft unrichtig sein: In den meisten Organisationen trauen sich allerhöchstens die Führungskräfte, eine Einladung zu einer Besprechung auszuschlagen. Für alle anderen ist eine für sie irrelevante Agenda allerhöchstens der Vorbote einer ritualisierten Zeitverschwendung.
Nun ist es natürlich keinesfalls sinnlos, vorab über die Inhalte eines Meetings nachzudenken und die Themen vorab zu kommunizieren – und möglicherweise führt dieses Nachdenken sogar dazu, dass etwas treffsicherer die richtigen Menschen eingeladen werden. Häufig ist das fristgerechte Versenden einer Tagesordnung sogar durch Gesetz, Satzung o. Ä. vorgeschrieben – und dem muss man dann natürlich nachkommen. Was eine Besprechung aber wirklich braucht, ist m. E. wie erwähnt Sinn. Die Regel „Kein Meeting ohne Agenda!“ gilt es also abzulösen durch eine auf eben diesen Sinn fokussierte Regel – beispielsweise „Kein Meeting ohne konkretes, relevantes und erreichbares Ziel, das für alle Teilnehmer bedeutend ist oder zu dem sie zumindest einen wesentlichen Beitrag leisten können.“ Gibt man sich diese Regel, ist es auf einmal viel wichtiger und m. E. wirksamer als eine vorab erstellte Agenda, sich vorab einige Fragen zu stellen:
- Was ist das Ziel der Besprechung?
- Ist es überhaupt relevant (was würde das Erreichen dieses Ziels wirklich bewirken)? Eine schöne Fragemethode ist gerade hier das Fragen aus der antizipierten positiven Zukunft: „Stellen Sie sich vor, die Besprechung verlief gut und erfolgreich – was ist bzw. wird dann wirklich anders und besser als vorher sein?“
- Ist es ausreichend konkret formuliert (kann ich z. B. am Ende des Meetings klar erkennen, ob es erreicht wurde)?
- Ist es realistischerweise erreichbar (zeitlich, aber bspw. auch in Bezug auf die Entscheidungskompetenz der Beteiligten o. Ä.)?
- Wer muss nicht nur das Ergebnis des Meetings kennen (dafür würde ja ein Ergebnisprotokoll reichen), sondern auch den Prozess miterlebt oder vielleicht sogar mitgestaltet haben?
- Wer muss einen inhaltlichen Beitrag einbringen, um das Ziel der Besprechung zu erreichen?
Habe ich diese Fragen beantwortet (und meine Schlüsse daraus gezogen – z. B. womöglich doch lieber komplett auf die Besprechung verzichtet), ist m. E. sichergestellt, dass das Meeting wirklich einen Sinn hat – für jeden einzelnen Teilnehmer. Kommuniziere ich die Antworten auf obige Fragen auch noch vorab, kann sogar jeder Eingeladene eben diesen Sinn erkennen und mit dem Ziel vor Augen ins Meeting starten. Über das eigentliche Vorgehen – die Agenda – kann ich mir dann in vielen Fällen viel effektiver gemeinsam zu Beginn des Meetings Gedanken machen.