Auf den ersten Blick erscheint der Titel von Dirk Hauns Buch sprachlich uneindeutig – ist nun der Präsentierende der Geek oder besteht etwa das Publikum aus Geeks (oder ist womöglich beides der Fall)? Obwohl ein ausschließlich aus Geeks bestehendes Publikum sicherlich auch eine Herausforderung darstellt, über die ein Buch zu schreiben sicherlich nicht unangemessen wäre: Das Buch adressiert den Geek – den Geek, der präsentieren möchte (oder gar muss).
Gegliedert ist „Präsentieren für Geeks“ in drei Hauptabschnitte: „Vorbereitung“, „Folien“ und „Präsentieren“. Den „für Geeks“-Aspekt bemerkt man vor allem im ersten und letzten Abschnitt: Die Zielgruppenorientierung der Präsentation, die Empfehlung, das Publikum (und nicht z. B. die Begeisterung für die Technologie) in den Mittelpunkt zu stellen, wird stark in den Vordergrund gestellt und in einer m. E. sinnvollen und vor allem auch auf sehr technisch-inhaltlich orientierte Menschen wirksamen Weise vermittelt. Ebenso ausführlich und an „Geek-Themen“ orientiert sind Hauns Ausführungen zum Präsentieren selbst – eine umfassende Sammlung wertvoller Hinweise, die jeder Präsentierende (insbesondere eher technischer Themen) beachten sollte. Gerade dieses Kapitel spricht mir aus der Seele – und ich habe bisher keine vergleichbar kompakte und m. E. vollständige Zusammenfassung dieses Themas gesehen. In den meisten Werken zum Präsentieren kommt der Aspekt der pronuntiatio bzw. actio (das eigentlich Vortragen) deutlich zu kurz, der der elocutio (das Gestalten des Vortrags) wird (meist unter Überschätzung der Foliengestaltung) überbewertet1 – das ist hier nicht der Fall. Auf den ersten Blick scheint gar das Gegenteil der Fall zu sein: Themen der Foliengestaltung kommen vergleichsweise kurz; würde dieses Thema ähnlich vollständig behandelt wie das Präsentieren selbst, wäre das Buch vermutlich doppelt so lang. Dennoch: Das m. E. Wichtigste – die Dinge, mit denen man einfach eine Präsentation besser und vor allem wirksamer gestalten kann – findet in sehr verständlicher Weise Erwähnung; die Hinweise auf weiterführende Literatur2 erscheinen sinnvoll und angemessen.
Nach den vielen (guten und leider auch schlechten) Werken über das Präsentieren, die in den letzten Jahren erschienen sind, noch etwas inhaltlich wirklich bahnbrechend Neues zu schreiben, erscheint geradezu unmöglich. Ein Buch zu schreiben, dass praxis- und zielgruppenorientiert auf pragmatische Weise das Wichtigste enthält, ist hingegen möglich, sinnvoll und womöglich gar wirksam. Genau das ist m. E. mit „Präsentieren für Geeks“ sehr gut gelungen.
Footnotes:
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Zur Übertragung der fünf Produktionsstadien einer Rede in der antiken römischen Rhetorik – der officia oratoris – auf moderne Präsentationen gibt es übrigens einen sehr lesenswerten Artikel von Patrik Frauzem unter <http://einfachgutpraesentieren.de/antike-rhetorik-i-bearbeitungsschritte-vortrag/>.Update 16.10.2015: Patrik Frauzems Blog ist leider derzeit abgeschaltet.Update 29.03.2016: Dankenswerterweise findet sich Patrik Frauzems (<http://www.frauzem.de>) dreiteilige Artikel-Reihe inzwischen in der Xing-Gruppe „Besser präsentieren“ hier, hier und hier. Vielen Dank dafür an Peter Claus Lamprecht (<https://praesentare.com>)! - ↑ Insbesondere auf die Werke von Garr Reynolds (<https://www.garrreynolds.com/books> bzw. <http://www.presentationzen.com>) und Nancy Duarte (<http://www.duarte.com/perspective/#books>).