Das Thema „Visualisieren“ ist dem Bildungsbereich sehr nah und meine Frau ist im Bildungsbereich tätig; und so hat die didacta seit einigen Jahren einen festen Platz in unserem gemeinsamen Kalender – gewissermaßen als „Ausflugsfahrt“. Ich zweifle allerdings inzwischen ernsthaft daran, dass das so bleibt: Betrachtet man das Sortiment der Aussteller, scheint das „händische“ Visualisieren an Schultafel oder Whiteboard im Bildungsalltag inzwischen praktisch vollständig vom digitalen Smartboard verdrängt worden zu sein. Propagierte Legamaster noch vor einigen Jahren auf der didacta (damals) provokativ „das Ende der Kreidezeit“, scheint der Übergang vom metaphorischen Mesozoikum in das Känozoikum geschafft: Weit und breit ist keine Kreide zu sehen, selbst Whiteboards sind Mangelware und Whiteboard-Marker findet man allerhöchstens verschämt in der hintersten Ecke des jeweiligen Sortiments. Lediglich der eine oder andere Fachhändler für Lehrer- und Schulbedarf traut sich noch, diese vermeintlichen Anachronismen zu präsentieren – neben vielen anderen Artikeln, die m. E. eher von steinzeitlichen pädagogischen Konzepten und Methoden zeugen. Ich kann nicht beurteilen, wie sehr das „händische“ Visualisieren wirklich aus dem Bildungsalltag verschwunden ist, als präsentabel auf einer Messe erscheinen Produkte zu diesem Thema auf jeden Fall nicht angesehen zu werden – und Hersteller, die nichts Digitales zu bieten haben, präsentieren eher ihre Produkte für den Kunstunterricht als klassische Visualisierungs-Werkzeuge.
Und so habe ich auch nur wenig Inspirierendes gesehen, das ich für dieses Blog verwerten könnte – über Smartboards zu schreiben, ist mir einfach zu nahe an meiner eigentlichen Profession und würde vermutlich auch in ausuferndem Kulturpessimismus enden.
Ein bisschen erschreckend fand ich, in welchem Umfang m. E. fragwürdige Themen wie Suggestopädie, Kinesiologie und NLP das Forum „Kompetenzkonzepte für Lernen und Entwicklung“ dominierten – wenn das die „Ideen, Instrumente und Impulse für den Berufsalltag als Trainer, Berater oder Coach“ (didacta) sind, die der geneigte Besucher von der Messe mitbringt, erscheint mir das einigermaßen bedenklich.
Dennoch – das eine oder andere mir im Detail neue Produkt habe ich mitgenommen, werde ich im alltäglichen Visualisieren ausprobieren und an dieser Stelle darüber berichten:
- Ergänzend zum „calligraphy pen“, den ich insbesondere für das Beschriften von Post-Its sehr schätze, bietet Edding jetzt mit dem „edding 1455 Kalligrafie-Marker“ einen Marker in „klassischer“ Größe mit flexibler Kalligraphie-Spitze.
- Als großer Fan des Textmarkers bin ich auf den löschbaren Textmarker von Pelikan sehr gespannt.
- Aus purem Konservativismus muss ich bei nächster Gelegenheit die Flüssigkreide-Stifte von TimeTEX ausprobieren. Vielleicht finde ich ja doch noch irgendwo eine Schultafel.
Titelbild des Artikels: Koelnmesse