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„Aha“ und „Wow“ – „Der AHA-Effekt“ von Michael Gerharz

Tim Themann

Die meis­ten (Sach‑)​Bücher ran­ken sich um genau eine Kern­idee. Zweck der vie­len Wor­te – Ziel des Autors – ist es, beim Leser zu die­sem einen The­ma ein „Aha“ aus­zu­lö­sen. Kei­nen ande­ren Zweck ver­folgt auch Micha­el Ger­harz mit sei­nem Buch „Der AHA-Effekt: Wie Sie das Publi­kum für sich gewinnen“1 – nur, dass das „Aha“ sich in die­sem Fall auf das „Aha“ selbst bezieht.

Bücher über das Prä­sen­tie­ren gibt es vie­le – voll von wohl­ge­mein­ten Rat­schlä­gen oder gar tri­via­li­sie­ren­den Patent­re­zep­ten. Die Angst, vor Publi­kum zu reden, ist groß – da sind ein­fa­che Lösun­gen gefragt! Micha­el Ger­harz´ Buch ist anders: Es gehe, so der Autor, weni­ger dar­um, „Rezep­te nach­zu­ko­chen“, als viel­mehr dar­um, zu ler­nen, „selbst zu kochen“​2 – und es gehe beim Prä­sen­tie­ren weni­ger um das „Wow“ als viel­mehr um das „Aha“. Die­sem Anspruch wird „Der AHA-Effekt“ m. E. tat­säch­lich gerecht: Aus­ge­hend von der grund­le­gen­den Fra­ge, was man über­haupt sagen wol­le (und was davon wirk­lich wich­tig sei) über die Fra­ge, wer eigent­lich das Publi­kum sei und ob es sich dafür über­haupt inter­es­sie­re bis hin zum eigent­li­chen Über­zeu­gen der Zuhö­rer beschreibt Ger­harz in kur­zen, kla­ren Sät­zen den Weg zum „Aha“ des Publi­kums. Den Weg zum „Aha“ des Lesers wie­der­um säu­men dabei vie­le extrem ein­gän­gi­ge, aber nicht abge­dro­sche­ne Bei­spie­le. Fra­ge­bo­gen-artig auf­ge­mach­te Denk­an­stö­ße an den ent­schei­den­den Stel­len laden zum Inne­hal­ten ein – sei es, um über ver­gan­ge­ne Prä­sen­ta­tio­nen zu reflek­tie­ren oder sei es, um sich die­se Sei­ten im Vor­griff auf die Vor­be­rei­tung der nächs­ten Prä­sen­ta­ti­on mit einem Lese­zei­chen zu mar­kie­ren. Die 160 Sei­ten mögen schnell gele­sen sein, „Der AHA-Effekt“ hat aber durch­aus das Poten­ti­al, zu einem der öfter aus der Hand­bi­blio­thek gegrif­fe­nen Büchern zu wer­den – und sei es ein­fach nur, um die wie­der ein­mal viel zu hek­tisch zusam­men­ge­stell­te Prä­sen­ta­ti­on noch ein­mal anhand der „Fra­ge­bö­gen“ auf „Aha-Taug­lich­keit“ zu überprüfen.

Ger­harz‘ Werk wirkt auf mich übri­gens ein wenig wie eine gleich­sam zu einem Buch „geron­ne­ne“ Prä­sen­ta­ti­on – und beweist sich damit in gewis­ser Wei­se qua­si auto­re­fe­ren­zi­ell selbst: Die unprä­ten­tiö­se, kla­re Spra­che könn­te so auch im Rah­men einer Prä­sen­ta­ti­on gespro­chen wor­den sein, die Ästhe­tik und die visu­el­le Meta­pho­rik könn­ten eben­so gut einen Vor­trag unter­ma­len – und um das „Aha“ (nicht zuletzt auch beglei­tet von einem klei­nen „Wow“) kommt der Leser kaum herum.

Dis­clai­mer: Micha­el hat mir zwar sein Buch (ver­se­hen mit einer sehr schö­nen Wid­mung – vie­len Dank dafür!) geschenkt, ich hat­te es aller­dings zuvor bereits selbst gekauft. Ich kau­fe alle Bücher, die ich hier rezen­sie­re, selbst.

Foot­no­tes:

  1.  Ger­harz, Micha­el: Der AHA-Effekt. Wie Sie das Publi­kum für sich gewin­nen. Zürich: Midas Manage­ment 2017.
  2.  Ich mag kuli­na­ri­sche Metaphern.
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