Als ein Mensch, dessen ohnehin nur rudimentär ausgeprägtes künstlerisches Talent sich seit den ersten ungelenken Versuchen mit dem (Grund‑)Schul-Tuschkasten lediglich in sehr kleinen Schritten weiterentwickelt hat, bewundere ich jeden, der wirklich zeichnen oder malen kann. Zeichnet jemand auch noch am von mir sehr geschätzten Whiteboard, ist dem Künstler meine Begeisterung sicher.
In vielen Büros dieser Welt wird das Whiteboard zumindest teilweise von den Cartoon-Zeichnungen eines mehr oder minder talentierten Kollegen blockiert: Keiner traut sich, das von schneller Hand auf das Whiteboard geworfene „Kunstwerk“ abzuwischen. Dabei ist es doch unter anderem gerade der ephemere Charakter der „Kunst am Whiteboard“, der ihren Reiz ausmacht – und mehr als nur „nebenberufliche Cartoonisten“ anzieht: Unter <http://whiteboardartist.com> findet sich ein Tumblr-Blog mit einer beeindruckenden Sammlung von „Whiteboard Art“; eine Tumblr-Suche nach „Whiteboard Art“ bringt noch mehr Begeisterndes zutage.
All diese Kunstwerke werden eines Tages das Schicksal von Joseph Beuys‘ Fettecke teilen und weggewischt werden. Das Schöne ist: Anders als bei der Fettecke bleibt nicht eine bloße Ecke1, sondern ein leeres Whiteboard – eine Einladung, zu visualisieren!
Footnotes:
- ↑ Der qua des nun fehlenden Kunstwerks allerdings in den Augen des einen oder anderen Experten sicherlich immer noch eine über die Quidditas der Ecke selbst hinausgehende (veränderte, wenn nicht gar neue) Bedeutung innewohnen mag.