Es ging erstaunlich schnell und kam doch irgendwie unerwartet: Dies ist der 100. Artikel im „Computermaler“-Blog! Da Zehnerpotenzen in unserer Kultur eine große Rolle spielen, komme ich wohl nicht umhin, einen Jubiläumsartikel zu verfassen – einen Rückblick, viel des Dankes und natürlich auch einen Ausblick:
Was als „Blog zum Buch“ – gewissermaßen als „Überlauf“ für alles, was „zu abseitig oder einfach nur zu wenig praxisrelevant erschienen“ – gedacht war, ist inzwischen zu meinem wichtigsten Hobby geworden.
Wirklich wunderbar ist: Es ist tatsächlich Hobby geblieben! Ich hatte mir vorgenommen, Buch und Blog mit Ernsthaftigkeit zu betreiben, mich davon aber auf keinen Fall antreiben zu lassen – Hobby Hobby sein zu lassen, nur zu tun, was mir Spaß macht und vor allem auch mal „alle Fünfe gerade sein zu lassen“, wenn mir danach ist. Mein primärer Broterwerb ist einfach ein anderer. In meiner Wahrnehmung – und hoffentlich auch in der Wahrnehmung meines persönlichen Umfelds – ist mir das gelungen.
Eine Frage, die mir häufig gestellt wird, ist, woher ich bloß die viele Zeit nehme – wann und wie ich meine Artikel „stricke“. Die Antwort ist recht einfach: Unterwegs. Ich bin praktisch jede Woche irgendwo in der Republik unterwegs – fast ausschließlich mit der Bahn. Auch in Hamburg nutze ich ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel. Die meisten meiner Artikel entstehen tatsächlich am Handy – fertig ausformuliert, aber noch ohne Fußnoten und Bilder. Selbst die (Literatur‑)Recherche und die Suche nach Bildmaterial erledige ich meist mit dem Mobiltelefon. Notebook und Tablet sind einfach zu sperrig für den überfüllten Bus und kommen erst zum Einsatz, wenn es darangeht, die Einzelteile zusammenzufügen – Bilder zu bearbeiten, Quellenangaben und Links hinzuzufügen, das ganze in HTML zu gießen und vor allem die meist umfangreichen Korrekturvorschläge meiner Frau (vielen, vielen Dank dafür!) einzuarbeiten.
So sind nun also ein Buch und über rund drei Jahre 100 Blog-Artikel entstanden, während Stadt und Land an mir vorüberzogen. Ich habe unglaublich viel gelernt in dieser Zeit – über das Visualisieren und Präsentieren (womöglich ist beizeiten doch mal eine Neuauflage des Buchs fällig), aber quasi nebenbei auch über Suchmaschinen, Social Media und Konsorten.
Apropos Social Media: Ich habe auch unglaublich viele tolle und interessante Menschen kennengelernt, anregende Diskussionen geführt und gerade dabei wahnsinnig viel gelernt – dafür vielen Dank; dieser Austausch war, ist und bleibt hoffentlich auch das mit Sicherheit wertvollste Ergebnis meines „Strickens“!
Menschen (Plural!) und ihre Kommunikation sind übrigens auch der Dreh- und Angelpunkt aller Themen dieses Blogs: Egal, ob Flipchart, Whiteboard oder PowerPoint – es geht immer darum, die gesprochen-sprachliche Kommunikation um einen visuellen „Kanal“ zu erweitern, um ein Mehr an Verständnis und und ein Mehr an Kognition zu erreichen. Allein „im stillen Kämmerlein“ zu zeichnen, fasziniert mich weniger. Was mich begeistert, ist das Visuelle und die Gruppe: die „allmähliche Verfertigung der Gedanken“ (Kleist) beim Zeichnen – oder das Eindringen der Bilder in die Gedankenwelt eines Publikums. Beides ist Kommunikation – und die erfordert mindestens zwei Menschen, mindestens vier Augen. Der primäre Kanal dabei ist die Sprache, der eigentliche Protagonist ist der Mensch und nicht die (Präsentations‑)Technik – und so werde ich auch nicht müde, mich gegen jede Überbetonung des Visuellen und jede Überbetonung des Werkzeugs zu wenden.
„Sprache“ – ob visuell oder gesprochen – ist sicherlich auch der Punkt, bei dem ich am ehesten das eingangs zitierte „Ziel“ der „Abseitigkeit“ erreiche: Mich zu visuell-linguistischen bzw. ‑semiotischen Fragen umfangreich zu elaborieren und dabei möglichst viele vermeidbare Fremdwörter zu verwenden, macht mir wirklich Spaß – und diese „Abseitigkeit“ ist es auch, die das Hobby Hobby bleiben lässt. Verdiente ich mein Geld damit, schriebe ich anders.
Dennoch: Irgendwie wirksam möchte ich natürlich auch sein: Darauf hinzuwirken, Kommunikation visueller und dadurch effektiver zu machen, liegt mir am Herzen – von meinem „Kreuzzug“ gegen das Mindmapping und Slideuments ganz zu schweigen.
Damit kommen wir auch endlich zur Zukunft: Wirksamkeit entsteht durch Operationalisierbarkeit – und so habe ich mir für die nächsten 100 Blog-Artikel vorgenommen, mehr Konkret-Praktisches zu schreiben – und langsam ein bisschen zu lernen, nicht mindestens jeden zweiten Artikel erst einmal mit einer verheerenden Kulturkritik zu beginnen. Versprochen 😉 .