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Innovatives für Whiteboard und Flipchart

Tim Themann

White­board und Flip­chart sind so alt, dass ihre jewei­li­ge Erfindungsgeschichte​1 erstaun­lich unklar ist. Als inno­va­tiv gel­ten die­se Visua­li­sie­rungs­werk­zeu­ge schon längst nicht mehr – auch, wenn es im Rah­men der einen oder ande­ren „Wie­der­ent­de­ckung“ gern so dar­ge­stellt wird. Den­noch gibt es auch hier Inno­va­ti­on (und ich mei­ne nicht die digi­ta­le) – selbst nach all den Jah­ren ist Ver­bes­se­rung mög­lich. Zwei­en die­ser Inno­va­tio­nen wid­met sich die­ser Artikel​2.

Zeichnen, zeichnen, zeichnen – ohne, dass die Tinte ausgeht

Schreibt oder zeich­net man am White­board, wird der Stift dabei meist in einem für län­ge­ren Ein­satz eigent­lich voll­kom­men unge­eig­ne­ten Win­kel gehal­ten: Er wird typi­scher­wei­se in einer mehr oder min­der stark nach oben zei­gen­den Posi­ti­on benutzt, die Spit­ze des Stif­tes ist prak­tisch immer der höchs­te Punkt. Das Gra­vi­ta­ti­ons­feld unse­res Pla­ne­ten arbei­tet so gegen den Tin­ten­fluss; die Tin­te fließt nicht nach, die Far­be deckt im Lau­fe des Schreib- oder Zei­chen­vor­gangs zuneh­mend weni­ger. Die­ser Effekt ist nach mei­ner Erfah­rung am White­board viel stär­ker als am Flip­chart – ein White­board nimmt im Gegen­satz zum Flip­chart-Papier die Far­be nicht qua­si „sau­gend“ auf und die Par­ti­kel-basier­te Tin­te eines White­board-Stif­tes ist ver­mut­lich auch deut­lich weni­ger geneigt, sich durch die Filz­spit­ze zu bewe­gen als die Farb-basier­te Tin­te eines Flip­chart-Stifts. Die­sem Effekt wirkt der „Maxif­lo“ von Pentel3 ent­ge­gen: Das Inne­re des Stif­tes ent­hält nicht einen mit Tin­te getränk­ten Filz-Tam­pon, son­dern die Tin­te befin­det sich in einer Art Tank, der über eine Pump-Mecha­nik ver­fügt. Die­se wird akti­viert, indem die Kap­pe des Stif­tes auf das Ende gesteckt und mehr­fach gedrückt wird – die Filz-Spit­ze ist wie­der mit Tin­te getränkt und es kann wei­ter mit vol­ler Deck­kraft geschrie­ben bzw. gezeich­net werden.

Da ich viel auf „frem­den“, oft­mals schlecht gepfleg­ten White­boards visua­li­sie­re, fällt mir noch eine ande­re Eigen­schaft des „Maxif­lo“ auf: Die Tin­te ist extrem gut abwisch­bar – gera­de ein schlecht gepfleg­tes White­board ist da, wo zuvor Tin­te war, nach dem Wischen meist sau­be­rer als zuvor.

Die Tat­sa­che, dass der „Maxif­lo“ nicht nach­füll­bar ist, hal­te ich vor dem Hin­ter­grund der offen­sicht­li­chen Vor­tei­le für ver­kraft­bar – mei­nes Erach­tens ist das Nach­fül­len von Stif­ten sowie­so nur dann sinn­voll, wenn auch die Filz-Spit­ze aus­tausch­bar ist – auch die­se nutzt schnell ab, wird weich und führt gera­de bei Stif­ten mit Keil­spit­ze zu einem unschar­fen Schriftbild.

Theo­re­tisch ist der „Maxif­lo“ übri­gens auch mit Keil­spit­ze ver­füg­bar – gera­de für Flip­chart-Stif­te alles ande­re als selbst­ver­ständ­lich. Prak­tisch fin­det man ihn selbst in spe­zia­li­sier­ten Online-Shops fast nur mit Rund­spit­ze. Das ist wirk­lich scha­de, ist doch die Keil­spit­ze eine fast schon zwin­gen­de Vor­au­set­zung für sau­be­rer Schrift – vor allem am dem Stift wenig Wider­stand ent­ge­gen­set­zen­den White­board (vgl. „Guter Vor­satz: Mode­ra­ti­ons­schrift ler­nen und üben“).

Wirklich spontan am Whiteboard – mit sauberen Fingern

Grö­ße­re Visualisierungs-„Sitzungen“ enden oft am Wasch­be­cken in dem ver­zwei­fel­ten Ver­such, irgend­wie die Hän­de wie­der sau­ber zu bekommen​4. Las­sen sich die Kap­pen sehr gro­ßer Mar­ker noch mit dem Dau­men seit­lich vom Stift „bre­chen“, müs­sen die Kap­pen nor­ma­ler Mar­ker abge­zo­gen wer­den – im Eifer des Gefechts fast schon ein Garant für Stift­spu­ren auf den Hän­den. Die­ses (sicher­lich auch durch Vor­sicht und eine hin­rei­chend gute Fein­mo­to­rik ver­meid­ba­re) Pro­blem umge­hen Stif­te mit einer Druck­me­cha­nik ähn­lich der von Kugelschreibern.

Sowohl Pen­tel als auch Edding​5 bie­ten ent­spre­chen­de Model­le an:

  • Edding bzw. Legamas­ter mit dem „retract“ als White­board- und Per­ma­nent-Mar­ker mit Rundspitze
  • Pen­tel mit dem „Retrac­ta­ble“ Per­ma­nent-Mar­ker – lei­der nicht als White­board-Mar­ker, dafür aber auch mit Keilspitze (!)
    Update 21.03.2017: Die­ser Mar­ker ist auf der Web­site von Pen­tel im Moment nicht mehr auf­find­bar, zudem fin­den sich dort Mar­ker mit Druck­me­cha­nik lei­der nur noch mit Rundspitze.

Gera­de am Flipchart​6 erscheint die­se Inno­va­ti­on wirk­lich sinn­voll; sau­be­re Hän­de las­sen den Abschieds-Hän­de­druck nach einem pro­duk­ti­ven Mee­ting ein­fach viel wür­de­vol­ler erscheinen.

Es mag vor dem Hin­ter­grund der lan­gen Geschich­te von White­board und Flip­chart erstau­nen: Ech­te und sinn­vol­le Inno­va­ti­on ist (immer noch) möglich​7.

Quel­len der ver­wen­de­ten Bil­der: Pen­tel Büro­be­darf-Han­dels­ges. mbH und Edding Aktiengesellschaft/​Legamaster.

Fuß­no­ten:

  1.  Zur Geschich­te des White­boards vgl. den lei­der gar kei­ne rele­van­ten Quel­len zitie­ren­den Arti­kel unter <http://​www​.whitey​board​.com/​h​i​s​t​o​r​y​-​o​f​-​w​h​i​t​e​b​oards.html> (06.11.2013, archi­viert am 06.12.2013 unter <http://​www​.web​ci​ta​ti​on​.org/6KvvYDuIf>). Eine schö­ne kri­ti­sche Zusam­men­fas­sung der ver­schie­de­nen nur mäßig beleg­ten Aus­sa­gen zur Geschich­te des Flip­charts fin­det sich unter <http://​joyful​pu​blicspea​king​.blog​spot​.de/​2​0​1​2​/​0​5​/​w​h​o​-​i​n​v​e​n​t​e​d​-​f​l​i​p​-​chart.html> (06.11.2013, archi­viert am 06.11.2013 unter <http://​www​.web​ci​ta​ti​on​.org/6KvvimBiX>). Der Ver­such einer sau­ber beleg­ten Geschich­te der (far­bi­gen) Tafel­krei­de und eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit der (unkla­ren) Geschich­te der Schul­ta­fel fin­den sich unter „Die Erfin­dung der Tafel­krei­de“.
  2.  Es exis­tiert noch vie­les ande­re mir bekann­te und sicher­lich auch mir (noch) nicht bekann­te Inno­va­ti­ve in die­sem Bereich – ich bin für jeden Hin­weis dankbar.
  3.  Nein, ich ste­he in kei­ner Bezie­hung zu irgend­ei­nem der erwähn­ten Her­stel­ler. Ich kom­men­tie­re ledig­lich deren Pro­duk­te. Ver­ris­se sind wenig kon­struk­tiv und machen wenig Spaß – ich kom­men­tie­re also vor allem Pro­duk­te, die ich gut finde.
  4.  Ich füh­re zu die­sem Zweck oft einen Bims­stein mit mir.
  5.  Und sicher­lich auch noch ande­re Her­stel­ler – ich erhe­be kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit und bin für Hin­wei­se und Erfah­rungs­be­rich­te dankbar.
  6.  Die Tin­te von Flip­chart-Mar­kern ist i. d. R. im Gegen­satz zur Tin­te von White­board-Mar­kern nicht oder nur schwer was­ser­lös­lich und recht hart­nä­ckig auf der Haut.
  7.  Und endet erstaun­li­cher­wei­se in die­sem Fall nicht in „Ver­schlimm­bes­sern­den“ wie z. B. im Arti­kel „Flip­chart-Ergo­no­mie“ beschrieben.
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