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„Gibt es die Folien später als Download?“

Tim Themann

– eine Fra­ge, die wohl jeder Prä­sen­tie­ren­de schon ein­mal gehört hat. Ich füh­le mich meist nicht wohl dabei, die Prä­sen­ta­ti­on ein­fach so zu ver­schi­cken – selbst als ver­meint­lich „siche­re“ PDF. Mein Unwohl­sein liegt dabei weni­ger dar­in begrün­det, dass ich nicht möch­te, dass jemand womög­lich „mei­ne Foli­en klaut“, das Pro­blem ist viel­mehr: Ich fin­de es ein­fach gera­de­zu sinn­los. Mei­ne Foli­en ent­hal­ten nur sel­ten mehr als Fotos oder Dia­gram­me; falls über­haupt Text zum Ein­satz kommt, dann meist nur ein­zel­ne Wör­ter. Text auf Foli­en trägt ein­fach wenig zur Unter­stüt­zung des gespro­che­nen Vor­trags bei (vgl. hier); es gilt, was Nico­le Gug­ger (<http://​www​.nico​le​gug​ger​.de>) vor eini­ger Zeit auf Twit­ter so prä­gnant zusam­men­fass­te: „Eine Power­Point die als Hand­out taugt ist eine mie­se Prä­sen­ta­ti­on. Immer. Ohne Ausnahme“.

Eine hoch­gra­dig visu­el­le Prä­sen­ta­ti­on mit wenig Text ist ohne „Ton­spur“ gera­de­zu unver­ständ­lich – und bei der Vor­stel­lung, dass jemand ver­sucht, die­sen „nack­ten“ Foli­en ohne mei­ne refe­rie­ren­de Beglei­tung einen Sinn zu geben, füh­le ich mich alles ande­re als wohl. Selbst Stumm­fil­me hat­ten meist erläu­tern­de Zwi­schen­ti­tel – und im Gegen­satz zu mei­nen auf die Beglei­tung mei­nes Vor­trags abge­stimm­ten Foli­en eine auf das „Stum­me“ abge­stimm­te Dra­ma­tur­gie und Bildsprache.

Den­noch: Ich wer­de immer wie­der nach den Foli­en gefragt. Mein Zögern, die­se bereit­wil­lig her­aus­zu­rü­cken, wird oft gera­de­zu als Affront betrach­tet – trotz mei­nes damit ver­bun­de­nen Hin­wei­ses auf den feh­len­den Inhalt, auf die feh­len­de Ton­spur. Prä­sen­ta­ti­ons­da­tei­en wer­den allent­hal­ben als maxi­mal kom­pri­mier­tes qua­si geron­ne­nes Wis­sen betrach­tet; sie im Anschluss an den Vor­trag als Down­load anzu­bie­ten oder per E‑Mail zu ver­tei­len, ist fast schon obli­ga­to­risch – und sie dem Zuhö­rer qua­si nach­träg­lich vor­zu­ent­hal­ten, ist gera­de­zu ein Faux­pas, wird wahr­ge­nom­men, als wol­le man dem Publi­kum qua­si nach­träg­lich sein Wis­sen ver­heim­li­chen. Dass man zuvor auf der Ton­spur bereit­wil­lig sein gesam­tes Wis­sen dar­zu­le­gen ver­sucht und damit womög­lich sogar begeis­tert hat, ist häu­fig in genau dem Moment ver­ges­sen, in dem man mit der Prä­sen­ta­ti­ons­da­tei so wenig frei­gie­big ist.

Nun könn­te man die­sen Affront ver­mei­den, indem man sich die Arbeit macht, ein dedi­zier­tes Hand­out (vgl. hier) vor­zu­be­rei­ten. Oft­mals fehlt dafür aber schlicht die Zeit – und selbst, sofern die Zeit vor­han­den wäre, über­le­ben sich die Inhal­te des Vor­tra­ges gera­de im IT-Bereich so schnell, dass die­se (Zeit‑)​Investition wohl­über­legt sein möch­te. Kurz: Es gibt häu­fig kein Hand­out – und die Foli­en möch­te man meist aus gutem Grund nicht iso­liert ver­tei­len. Es bleibt also nur, „Nein“ zu sagen.

Einfach mal „Nein“ sagen …

… kos­tet viel­leicht Über­win­dung – Über­win­dung ange­sichts des schmei­chel­haf­ten Inter­es­ses des Publi­kums, Über­win­dung aber auch wegen des dro­hen­den Affronts –, bie­tet jedoch auch Chan­cen. Die Foli­en nicht ein­fach „ ‚raus­rü­cken“ zu wol­len, ist ein wun­der­ba­rer Gesprächsanlass:

Das ver­meint­lich abwei­sen­de „Nein“ wird so zum Gewinn für bei­de Sei­ten – und hat mit hoher Wahr­schein­lich­keit mehr Wir­kung ent­fal­tet, als es eine per Mail ver­teil­te Prä­sen­ta­ti­ons-Datei jemals hätte!

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